Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands
bekommt, wenn wir über ihre Mutter sprechen«, bemerkte Lady Caitronia streng.
»Ich habe euch schon ein paarmal gebeten, ihren Namen nicht mehr in den Mund zu nehmen. Aber Dusten scheint es größtes Vergnügen zu bereiten, sie dauernd zu erwähnen«, knurrte Niall.
Lili lag eine Erwiderung auf der Zunge, aber sie schluckte sie hinunter. Nicht Dusten hatte angefangen, Caitlin zu erwähnen, sondern Craig. Und natürlich musste es das Kind verletzen, wenn keiner der Anwesenden im Zimmer ihrer Mutter schlafen wollte. Sie durfte sich aber auf keinen Fall dazu hinreißen lassen, ihre Meinung offen kundzutun. Niall war zwar an seinem Platz sitzen geblieben, aber er schnaubte wütend vor sich hin.
Lili spürte die bedrückende Atmosphäre in diesem Speisezimmer nahezu körperlich. Das Kleid am Hals wurde ihr eng. Sie hatte das Gefühl, sie müsse ersticken, wenn sie sich nicht augenblicklich zurückzog. Wie konnte sie es bewerkstelligen, die Tischgesellschaft möglichst unbehelligt zu verlassen? Sie sah sich nervös im Salon um. Da erst bemerkte sie das Weihnachtsbäumchen neben dem Kamin. Der Gedanke, dass in diesem Hause Weihnachten etwas festlicher begangen wurde als bei der gestrengen Miss Macdonald, erwärmte ihr Herz ein wenig. Sie nahm sich fest vor, den Munroys noch eine Chance zu geben. Aber dazu musste sie erst einmal eine Nacht ausgiebig schlafen. Vielleicht war es ja auch für die Familie nicht so einfach, dass plötzlich eine Fremde mit am Tisch saß, die ab sofort dazugehören sollte. Und was war schon dabei, dass das Neujahrsfest zugleich ihre Verlobung sein würde? Niall meinte es sicher nur gut.
Und doch hatte sie das Gefühl, kaum mehr Luft zu bekommen. »Dürfte ich mich wohl zurückziehen? Mir hat die Reise sehr zugesetzt. Ich würde mich gern hinlegen«, brachte sie schließlich mit letzter Kraft hervor.
»Aber, Kind, es gibt noch Dessert!«, entgegnete Lady Caitronia entrüstet.
»Verzeihen Sie, die Zugfahrt hat meinen Magen ein wenig durcheinandergebracht, und ich kann leider nichts mehr essen. Aber ich verspreche: Morgen Abend lange ich ordentlich zu. Und vielleicht möchten Sie auch gern noch ein wenig unter sich sein.«
»Gut, ich bringe dich auf dein Zimmer«, knurrte Niall, dem der plötzliche Aufbruch seiner Braut ganz und gar nicht zu behagen schien.
»Nein, lass nur, ihr habt euch sicherlich noch viel zu erzählen. Ich finde den Weg allein und muss ja auch meine Sachen noch in das andere Zimmer räumen.«
»Das erledigt Logan für Sie«, widersprach Lady Caitronia herrisch.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich es gern allein machen. Ich kenne das nicht anders. Es sind schließlich meine persönlichen Dinge. An den Gedanken, Personal zur Verfügung zu haben, muss ich mich erst gewöhnen.«
Hastig und ohne eine Antwort abzuwarten, verließ Lili das Speisezimmer. Draußen lehnte sie sich erst einmal gegen eine Wand und atmete tief durch. Morgen wird alles besser, sprach sie sich gut zu, während eine innere Stimme höhnte: Träum schön weiter, Lili!
Und dann drangen aus dem Speisezimmer unbarmherzig die Stimmen der Familie Munroy an ihr Ohr.
»Ich sage doch, die Tochter einer Köchin. Wenn das nur gut geht. Dabei hättest du alle möglichen jungen Frauen unserer Gegend haben können. Du bist einer der begehrtesten Heiratskandidaten von Easter Ross. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, ein so aufsässiges Mädchen mitzubringen? Ich spüre es. Sie kann uns jede Menge Scherereien bereiten, wenn sie erst erfährt, was man Großvater nachsagt. Die steht nicht auf unserer Seite, die nicht. Hast du nicht gesehen, wie sie Dusten anhimmelt? Du wirst noch dein blaues Wunder erleben, mein lieber Bruder!« Craigs Stimme war so schrill geworden, dass sie sich beinahe überschlug.
Lili wurde übel. Wie gern hätte sie ihren Lauschposten verlassen, aber sie hatte Angst, dass sie sich dann auf den edlen Läufer, der den Korridor bedeckte, übergeben müsste. So blieb ihr auch Nialls Antwort nicht erspart.
»Hör auf, darauf herumzureiten, dass ihre Mutter Köchin war! Und wenn sie Bettlerin gewesen wäre. Lili kommt nicht aus den Highlands, das ist die Hauptsache. Sie ist eine junge, liebreizende, bildhübsche Person, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt habe. Gib ihr ein wenig Zeit. Lili lernt schnell, und ich werde ihr untersagen, jemals wieder Dustens Spöttereien anzuheizen. Und was Großvater angeht, so wird sie niemals erfahren, was geschehen ist. Dusten mag sein,
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