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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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Niall, doch Isobel rührte sich nicht vom Fleck. Da griff Niall ihr unter die Arme und zerrte sie zum Flügel.
    Mhairie hatte das Geschehen mit stummem Entsetzen beobachtet und wandte den Blick beschämt ab. Am liebsten hätte sie sich eingemischt und Niall davon abgehalten, seiner Tochter mit Gewalt seinen Willen aufzuzwingen. Mit dieser Art würde er nur das Gegenteil erreichen, und Isobel würde niemals über den Tod ihrer Mutter hinwegkommen. Während sie noch mit sich kämpfte, erhob sich zu ihrem großen Erstaunen Miss Campbell vom Klavierhocker. »Ich wusste doch nicht, dass es der Platz deiner Mutter war, Isobel. Wenn du nicht willst, dass ich euch am Klavier begleite, wie es deine Mutter immer tat, lasse ich es sein. Ich kann dich gut verstehen, meine Mutter ist vor nicht einmal vier Wochen gestorben, und mich erinnert auch noch vieles an sie …«
    »Lili, setz dich sofort zurück an den Flügel!«, befahl Niall ihr mit eiskalter Stimme.
    In diesem Augenblick riss sich Isobel von ihrem Vater los und stürzte schluchzend aus dem Zimmer.
    »Nein, Niall, das tue ich nicht. Ich glaube, Isobel braucht mich jetzt dringender«, erwiderte Lili bestimmt und folgte dem Mädchen nach draußen. Niall ballte die Fäuste. Er wollte hinterher, doch Dusten hielt ihn fest. »Bitte, Niall, lass sie!«, raunte er.
    Mhairie aber blickte der jungen Frau bewundernd hinterher. Ich kann nur hoffen, dass es keiner in diesem Hause schaffen wird, deinen Willen zu brechen, kleine Lili, dachte sie. Das war der Augenblick, als Lady Mhairie Lili Campbell in ihr Herz schloss.

23
    Inverness, 25. Dezember 1913
    Lili stand mit klopfendem Herzen vor der Zimmertür, die Isobel Minuten zuvor mit lautem Knall hinter sich zugeschlagen hatte. Immer wieder machte sie Anstalten zu klopfen, aber sie traute sich nicht. Zu groß war ihre Sorge, dass Isobel ihr wieder eine heftige Abfuhr erteilen werde, doch es half nichts. Sie musste es wenigstens versuchen, denn zurück konnte sie auch nicht mehr so einfach, fürchtete sie doch Nialls Zorn. Seine Hände hatten vor Wut gezittert. Das hatte sie noch genau gesehen, bevor sie aus dem Salon gestürmt war.
    Lili holte ein paarmal tief Luft, bevor sie vorsichtig an der Tür klopfte. Drinnen blieb alles still, doch sie öffnete die Tür trotzdem einen Spaltbreit. Im dämmrigen Licht einer Kerze sah sie Isobel bäuchlings auf dem Bett liegen. Das erinnerte sie fatal an den letzten Abend im Internat. Isobels verletzende Worte hatten sich in ihre Seele eingebrannt, doch sie durfte nicht aufgeben. Das Mädchen war verstört, und Lili konnte den Gemütszustand ihrer ehemaligen Schülerin inzwischen wesentlich besser verstehen als zuvor. Waren wirklich erst zwei Tage vergangen?, fragte sich Lili ungläubig. Ihr kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Doch diese kurze Zeit hatte genügt, ihr einen bleibenden Einblick in die Welt der Munroys zu gewähren. Unwillkürlich verglich sie dieses Weihnachtsfest mit jenen, die sie bei den Denoons verbracht hatte. Dort war gelacht, gespielt, gesungen und gut gegessen worden … Alles war leicht und fröhlich gewesen. Über diesem Haus aber hing eine düstere Wolke, die auf allem lastete. Und es war nicht nur Caitlins Geist, der umherspukte. Das spürte Lili ganz deutlich.
    Isobel hatte sich zu Lili umgedreht. Ihre Augen waren vom Weinen rot verquollen. »Gehen Sie weg!«, schluchzte sie.
    Lili kämpfte mit sich. War es nicht gänzlich aussichtslos, das Herz dieses Kindes zurückzuerobern? Könnte sie es noch einmal ertragen, dass ihr Isobel den Tod wünschte?
    »Ich möchte dir nur ganz kurz etwas sagen«, presste Lili mit belegter Stimme hervor. »Und wenn du dich dann immer noch weigerst, mit mir zu sprechen, dann lasse ich dich in Frieden.«
    »Ich höre!« Wie vorhin im Esszimmer hatte Isobel die Hände abwehrend vor der Brust verschränkt.
    »Darf ich?« Lili deutete auf die Bettkante.
    »Meinetwegen.«
    Lili ließ sich behutsam nieder und sah Isobel offen ins Gesicht.
    »Ich weiß, es ist schwer, die Mutter zu verlieren. Manchmal glaube ich immer noch nicht, dass sie nicht wiederkommt. Und es fällt mir nicht leicht, mich in dieser fremden Welt zurechtzufinden. So lustig ist es nicht mit deinem Onkel Craig, der mir ständig vorführt, dass ich ein Dummchen bin, und deiner Tante Shona, die sich für etwas Besseres hält. Ich habe deinen Vater wirklich von Herzen lieb, aber vielleicht kehre ich doch nach Edinburgh zurück. Ich weiß nämlich nicht, ob ich das alles auf

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