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Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands

Titel: Munroys & Makenzies Bd. 1 - Der Ruf der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Cameron
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bevor sie sich aufrichtete und Lili mit verweinten Augen ansah. »Und schenkst du mir nun das Tagebuch?«
    »Natürlich, es gehört dir.« Lili wollte die Kleine nicht ermahnen, das Büchlein vor dem Vater zu verbergen. Das wäre nicht richtig gewesen und hätte ihren vorherigen Erklärungen widersprochen.
    »Weißt du, ich bin auch sehr traurig, dass meine Mutter gestorben ist und ich mich nicht einmal von ihr verabschieden konnte«, sagte sie stattdessen leise.
    »Kann ich bei dir schlafen?«, fragte Isobel und legte ihr kostbares Geschenk unter das Kopfkissen.
    Lili zögerte. Wenn Niall es erführe, wäre er sicher verärgert, aber sie brachte es nicht übers Herz, das Kind in sein Bett zurückzuschicken.
    »Ja, selbstverständlich kannst du hierbleiben.«
    »Aber du sollst dich dazulegen.«
    Lili tat, was Isobel verlangte, löschte das Licht und streckte sich neben Isobel aus.
    »Daddy mochte es nicht, wenn ich bei Mom im Bett geschlafen habe«, flüsterte Isobel, während sie sich in Lilis Arme schmiegte.
    Was mag er überhaupt?, fragte sich Lili verdrossen. Doch selbst auf die Gefahr hin, dass ich wieder seinen Unmut zu spüren bekomme, ich kann nicht anders, als das Mädchen heute Nacht vor den Dämonen zu beschützen.
    Da hörte sie auch schon Isobels gleichmäßigen Atem.
    »Schläfst du?«, fragte sie leise, bekam aber keine Antwort.
    Lili selbst war viel zu aufgeregt, um einzuschlafen. Die Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Warum hat Niall das bloß von seinem Kind verlangt? Das ist doch unmenschlich. Isobel tat Lili von Herzen leid, aber durfte sie sich deshalb zur heimlichen Verbündeten seiner Tochter machen?
    Ihr Herz klopfte wie wild. Was ihn auch immer dazu bewogen haben mag, seine Frau zu verstoßen, es quält ihn. Deshalb will er die Erinnerung an sie vernichten und verlangt das Gleiche von seiner Tochter. Ich muss Isobel und Niall aus diesem Teufelskreis herausholen. Vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn wir so bald wie möglich ein eigenes Kind bekommen. Dann wird er förmlich dazu gezwungen, in der Gegenwart zu leben, und Isobel erfährt, dass diese Familie Leben bedeutet. Dann kann ihre schmerzhafte Erinnerung an Caitlins Tod endlich auf gesunde Weise verblassen … Bei der Vorstellung, ein Kind von Niall in den Armen zu halten, beruhigten sich ihre aufgewühlten Gedanken, und die Lider wurden ihr schwer. Ich wünsche mir, dass ich morgen aufwache und alles unbeschwert ist, dachte sie, bevor ihr die Augen zufielen.

26
    Inverness, 26. Dezember 1913
    Lili erwachte vom Klang einer Stimme, die ganz dicht an ihrem Ohr zärtlich raunte: »Guten Morgen, mein Liebling.«
    Sie fuhr hoch und saß senkrecht im Bett. Niall betrachtete sie mit verliebten Blicken. Sie linste verstohlen zu der Bettseite hinüber, auf der Isobel heute Nacht gelegen hatte. Doch von dem Mädchen war außer einem zerdrückten Kissen keine Spur zu entdecken.
    »Guten Morgen«, murmelte Lili zögernd.
    »Hab ich dich erschreckt? Isobel zieht sich bereits an. Sie war schon lange wach, als ich in dein Zimmer kam, und hat über deinen Schlaf gewacht. Zieh nicht so ein Gesicht! Ich reiße dir den Kopf nicht ab.«
    »Ich habe befürchtet, dass dir missfällt, wenn sie zu mir ins Bett kriecht. Sie war so aufgewühlt.«
    Niall strich Lili zärtlich über die Wangen. »Aber Liebling, du tust ja gerade so, als sei ich ein schlimmer Tyrann. Wir haben uns doch gestern darauf geeinigt, dass jeder von uns ein wenig nachgibt. Und ich wünsche mir doch nichts sehnlicher, als dass ihr beide euch versteht. Was ich nicht mag, wäre allerdings, wenn ihr euch gegen mich verschwören würdet.«
    »Niemals!«, entgegnete Lili im Brustton der Überzeugung und fühlte im gleichen Augenblick etwas Hartes im Rücken.
    Das Tagebuch!, dachte sie erschrocken und verzog keine Miene, als sich ihr die Kante des Umschlags in den Rücken bohrte. Isobel das Büchlein heimlich doch noch zu schenken, fiel sicher in die Kategorie Verschwörung und wäre von Niall nicht geduldet worden. Ich lasse es verschwinden, nahm sie sich vor und hoffte, dass Isobel nicht mehr daran dächte, doch dieser Wunsch erfüllte sich nicht. Kaum hatte Niall ihr Zimmer verlassen, als Isobel fröhlich singend hereinstürmte und nach ihrem Geschenk fragte, das sie in der letzten Nacht unter dem Kopfkissen versteckt hatte.
    Isobel zögerte, das Tagebuch hervorzuholen, aber sie brachte es nicht übers Herz, es dem Mädchen vorzuenthalten.
    »Bitte, tu mir einen Gefallen: Lass es

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