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Munzinger Pascha

Munzinger Pascha

Titel: Munzinger Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Capus
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Tür; jeden Abend schleppt er sein Bett auf die Straße, um bereit zu sein, falls eine kleine Brise seinen schweißgebadeten Körper kühlen wollte. Werner wird übellaunig und böse gegen die Menschen.
     
    Die Männer haben in ihrem Gesicht einen Ausdruck von Weichlichkeit und Friedfertigkeit, der ihrem Charakter vollständig entspricht. Alles ist ästhetisch, in allem mäßig, ohne Exzeß im Guten wie im Bösen. Aber auch männliche Offenheit ist selten, schmeichlerische Falschheit ein Grundzug des hiesigen Volkscharakters. Hingebung und Aufopferung für
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den Nächsten, Treue bis zum Tode muß man hier nicht erwarten. Der Mangel an energischer Männlichkeit läßt ebensowenig Tugenden als Laster aufkommen und wird zu einem vorsichtig gemäßigten Egoismus.
     
    Aber am meisten zu schaffen macht ihm das Lagerhaus, das er bis unters Dach mit Plunder füllen soll   – dieses endlose Feilschen mit Geld, das ihm nicht gehört, um Dinge, die ihn nicht interessieren! Was kümmert ihn, ob die Damen der französischen Gesellschaft Perlen auf dem Busen tragen? Ist er ans andere Ende der Welt gefahren, um ein verlaustes Steinhaus mit Schildkrötenpanzern zu füllen?
    Zu Hause ist jetzt Weihnachten. Gewiß liegt Schnee auf den Hügeln um Olten. Die Menschen tragen wollene Handschuhe, und es dampft aus ihren Mündern. Ob Großmutter die Weihnachtsgans schon in den Ofen geschoben hat?
    Munzinger läuft zu seinem Boot und rudert hinüber ans Festland. Südlich der Stadt erhebt sich ein kleiner Berg, auf dessen Spitze stets der Seewind weht. Von hier aus überblickt Werner ganz Massaua, und wenn von Norden her ein Schiff käme, das einen Brief aus der Heimat an Bord hätte . . .
    Werner bleibt auf seinem Aussichtspunkt, bis der Abend naht und in den Bergen ein vielstimmiges Heulen und Bellen anhebt. Das sind die Schakale und Hyänen, die sich in der Dämmerung aus ihren Schlupfwinkeln hervorwagen.
     
    |80| Massaua, 24.   Dezember 1853
    Lieber Walther!
    Und wieder habe ich einen ganzen Tag auf ein Lebenszeichen von meinen Liebsten gewartet! Es sind nun schon zwei Monate vergangen, ohne daß ich einen Brief von Euch erhalten hätte. Ich kann nur hoffen, daß Ihr alle wohlauf seid. Ich für meinen Teil schlage mich recht ordentlich durch; Du weißt ja, daß der Kommerz meine Passion nicht ist. Sobald ich aber mein Contor für einen Tag oder zwei verlassen kann und ans Festland rudere, bin ich für meine Mühsal reich entlöhnt. Denn das Tiefland Abessiniens ist von einer Schönheit, die ich mir in den kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Aber wehe! Da lauert die geringelte Boa auf dem schmalen Weg; da ist das Jagdgebiet des Löwen, und der Elefant weidet friedlich; da schreckt dich das bleiche Fieber aus dem paradiesischen Traum. Die Natur will den Menschen hier nicht zum Zeugen ihrer Pracht.
    Und doch, wie schön! Das hohe schilfige Gras verschlingt den Reiter; nur mühevoll tritt er sich einen Pfad, wenn nicht die Elefantenherde ihn schon geebnet hat. Die weitästige Sykomore mit ihrem ungeheuren, hochragenden Stamm und den breiten Blättern bietet ihre Feigen und lädt in ihren ewig nächtlichen Schatten. Die ast- und blätterarme Adansonia verwundert dich mit ihrem fetten Leib und ihrem mürben, kraftlosen Holz. Hier ist Urwald; hier liegen wuchtige Stämme der Verwesung preisgegeben und versperren |81| den Weg. Frisch sproßt das neue Gras aus der nie abgemähten, nutzlos verfaulenden Weide. Hab acht! Der Dornenbaum höhnt deiner Kleider mit seinen krummen Stacheln, und grausame Disteln und Nesseln verletzen den unbedachten Fuß.
    Wo aber das Tal sich verengt und das Wasser nur mühsam einen schmalen Weg findet über Granitblöcke und turmhohe senkrechte Schieferfelsen, da ist es dunkel fast den ganzen Tag; denn nur wenige Mittagsstunden dringt die Sonne in die schauerliche Tiefe. Hier wird selbst der Vogel scheu und stumm, und die am spärlichen Wasser sich labende Gazelle lauscht ängstlich auf bei jedem Geräusch in der fluchtwehrenden Enge. Da ist fast ewige Stille, nur unterbrochen vom Murmeln des sich ins Freie drängenden Baches, selten gestört vom Geheul der an den jähen Abgrund sich klammernden Affen.
    Weh dem, der hier weilt in der Regenzeit! Von langer Fahrt müde bettet sich der Wanderer im Tal zur Ruhe. Im heißesten Mittag wiegt er sich in süße Träume, denkt an zu Hause   – da dröhnt es dumpf im Hochgebirge: ein Schuß, ein zweiter, dann der schreckliche, den ganzen Himmel

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