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Munzinger Pascha

Munzinger Pascha

Titel: Munzinger Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Capus
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ist nicht mehr zu denken, der Schimmel wiehert, und Doktor Vogel ist in Sorge. »Ach Kinder, wo sind bloß eure Eltern?« ruft er auf deutsch, und die Kinder kreischen vor Freude über die ungewohnten Töne. In seiner Not erwägt der Afrikaforscher schon, die Reitpeitsche zu zücken. Da kommt endlich ein Mann heran, der die Kinder mit gleichgültigen Stockschlägen auseinandertreibt.
    »Willkommen im Königreich Wadai.« Der Mann spricht Englisch und wußte schon seit Tagen vom bevorstehenden Besuch. »Ich bin Germa, der persönliche Berater des Sultans. Seine Hoheit hat mich beauftragt, dir ein Strohhaus zu geben und dir jeden Wunsch zu erfüllen.«
    Doktor Vogel ist erleichtert.
    Germa führt Vogels Schimmel an den Zügeln durch die engen Gassen.
    »Ein schönes Pferd hast du da.«
    »Ja, sehr schön.«
    |127| »Wirklich ein herrliches Tier.«
    »Hmm.«
    »Du solltest es dem Sultan schenken.«
    »Wie? Nein. Wieso?«
    »Der Sultan hat von deinem Schimmel gehört und möchte ihn haben. Du bist sein Gast und genießt seinen Schutz. Hör auf mich, ich meine es gut mit dir. Du solltest ihm das Pferd schenken.«
    Da richtet sich Doktor Eduard Vogel aus Leipzig in seinem Sattel hoch auf. »Soll das eine Drohung sein? Bestell deinem Sultan, daß ich mein Pferd nicht hergebe, weil ich noch eine weite Reise vor mir habe und nicht zu Fuß gehen will.«
    Germa sieht dem Fremdling stirnrunzelnd in die Augen. Dann zuckt er mit den Schultern und läßt die Zügel los. »Dort hinten steht deine Hütte. Eine Dienerin wird dir Essen und Trinken bringen. Ich selber werde am Abend noch einmal vorbeischauen.«
    Der Mann läßt Doktor Vogel stehen. Kaum ist er weg, rücken schreiend die Kinder wieder heran. Der Abenteurer flüchtet in sein Haus, das Pferd nimmt er vorsichtshalber mit hinein.
    Abend. Schritte kommen näher.
    »Na, Eduard Vogel? Alles in Ordnung?«
    »Danke. Danke verbindlichst.«
    Germa drängt Doktor Vogel zurück ins Haus und schließt sorgfältig die Tür. »Ich habe mit dem Sultan über dein Pferd gesprochen. Er war sehr verwundert, daß du ihm seinen Wunsch nicht erfüllen willst. Ich habe ihm erklärt, daß in Deutschland Gastgeschenke nicht üblich sind. Das stimmt doch?«
    »Ja. Nein. Ich weiß nicht.«
    |128| »Du bist ein undeutlicher Mensch, Eduard Vogel. Wie auch immer: Der Sultan läßt dich fragen, welchen Preis du für das Pferd verlangst.«
    Eine feine Zornesfalte gräbt sich in Doktor Vogels runde Stirn. »Sag deinem Sultan ein für allemal: Ich gebe mein Pferd nicht her.«
    Am nächsten Morgen ist Doktor Eduard Vogels Hütte leer, der Schimmel samt Reiter und Ausrüstung verschwunden. Im ganzen Dorf findet sich keine Spur des steifen Besuchers aus dem Norden. Ist er geflohen und hat sein Pferd vor der Begehrlichkeit des Sultans in Sicherheit gebracht? Doktor Eduard Vogel ist wie vom Erdboden verschluckt, auch in den umliegenden Dörfern weiß niemand etwas, selbst nach Tagen und Wochen nicht.

|129| 23
    »Jetzt hör auf zu fressen, du Arschloch!«
    Jaßkarten fliegen.
    »Komm, spiel weiter, reg dich nicht auf.«
    Stühle rücken, Gläser klirren.
    »Du sollst aufhören zu fressen, sage ich! Entweder fressen oder jassen, beides geht nicht!« Der kleine Rocker Willy fletschte die Zähne, sein schütterer Schnurrbart zitterte hysterisch. Erstaunt ließ ich mein Papierbündel sinken und schaute auf die Uhr. War es wirklich schon zehn Uhr? Das soll nicht heißen, daß die vier Jasser ausnahmslos jeden Abend um Punkt zweiundzwanzig Uhr einen Streit vom Zaun brachen. Das wäre übertrieben; denn sehr oft ging der Lärm erst um zweiundzwanzig Uhr fünfzehn oder noch ein paar Minuten später los.
    »Aber du siehst doch, ich fresse und jasse, das geht wunderbar!« Werni hielt die Karten in der linken Hand und die Gabel in der rechten. Die Pommes frites ragten ihm beidseits aus den grinsenden Mundwinkeln. Er sah aus wie ein Nilpferd, das einen Lattenzaun frißt.
    »Eben geht’s nicht, du Arschloch! Schau doch, was du für einen Mist zusammenspielst   – As zu zweit macht man
nie
Vorhand Trumpf, und wenn schon, zieht man ganz sicher nicht an! Hörst du jetzt auf zu fressen, oder hörst du nicht auf zu fressen?«
    |130| »Ich fresse, bis der ganze Teller leer ist. Ich hatte eben einen Dreifärber, und den schiebe ich prinzipiell nicht. So gut wie du jasse ich noch lange, da kann ich nebenher gleichzeitig fressen, saufen, rauchen und die Zeitung lesen.«
    »Zum letzten Mal: Hörst du jetzt auf zu fressen oder

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