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Munzinger Pascha

Munzinger Pascha

Titel: Munzinger Pascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Capus
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Er ist der große Gegenspieler von Theodoros und beherrscht den Nordosten Abessiniens. Unser Weg führt zu zwei Dritteln durch sein Gebiet.«
    »Was hat der Mann gesagt?«
    »Daß er uns freien Durchzug garantiert, wenn wir Theodoros töten. Als Belohnung will er Waffen und Kanonen.«
    »Kann er haben. Wenn unterwegs nichts schiefgeht.«
    Es geht nichts schief. Nach dreiundsechzig ereignislosen Tagen und sechshundert Kilometern Marsch trifft Werner Munzinger mit der Vorhut der Invasionsarmee am Fuß der Felsenfestung Magdala ein. Kanonen werden in Stellung gebracht, Zelte aufgeschlagen und Fahnen gehißt. Werner setzt sich in einen Klappstuhl und beobachtet die Vorbereitungen zum unvermeidlichen Gemetzel. Senkrecht und hundertzwanzig Meter hoch ragen vor ihm die Felswände von Magdala in die Höhe, wo sich Theodoros verschanzt hat mit viertausend Kriegern und deren zwanzigtausend Frauen und Kindern. Die Festung liegt auf einem Hochplateau von zwei Kilometern Länge und achthundert Metern Breite und ist nur über eine in den Fels gehauene Treppe erreichbar. Werner nimmt an, daß in diesem Moment der stolze Theodoros hinunterschaut auf den furchterregend disziplinierten Feind, der mit seinen Kanonen und Gewehren von so weit her gekommen ist. Werner ahnt die sorgenvollen Gesichter der Offiziere, die ihrem Kaiser in hundert siegreichen Schlachten |172| zur Seite gestanden sind, und er fühlt die hoffnungslose Wut, mit der Theodoros seine Befehle zischt.
    Die Schlacht läßt nur vierundzwanzig Stunden auf sich warten. Am Nachmittag des 10.   April 1868 entdeckt Theodoros am Horizont eine Staubwolke. Er greift zum Fernrohr, erkennt, daß noch viel mehr britische Truppen im Anmarsch sind, daß also diese schreckliche Armee am Fuß des Berges nur die Vorhut war   – und gibt Befehl zum Angriff. Um 16   Uhr bricht die kampferprobte Kavallerie des Kaisers aus der Festung hervor und stürmt, bewaffnet nur mit Lanzen, Säbeln und einigen wenigen Vorderladern, auf den Feind zu. Die Briten sind überrascht, aber dann bringen sich das 23.   Infanterieregiment der
Punjab Pioneers
und das 27. der
Beloochees
in Gefechtstellung. Die Schlachterei dauert zwei Stunden. Aus ihren Snider-Repetiergewehren feuern die Briten neunzehntausend Schuß ab, vierhundertmal brüllen die schweren Armstrong-Kanonen auf. Was danach von der abessinischen Armee noch übrig ist, flieht in heller Panik hinein in die Täler und hoch in die Berge. Nur eine Handvoll Veteranen denkt daran, sich wieder nach Magdala an die Seite des Kaisers zurückzuziehen.
    Als alles still ist, schreiten Munzinger und Marschall Napier Seite an Seite übers Schlachtfeld. Es werden dreihundertsiebzig tote und zweihundertfünfzig verletzte Abessinier gezählt; Gefangene hat man nur zwei gemacht. Auf seiten der Briten gab es lediglich neunzehn Verletzte (ein Offizier und achtzehn Soldaten).
    In der Nacht trifft die Hauptstreitmacht vor Magdala ein, und morgens um fünf steht die ganze Armee |173| in Angriffsformation. Werner Munzinger sitzt neben dem Zelt des Marschalls und wartet auf den Sonnenaufgang.
    Plötzlich geht ein Raunen durchs Lager: Zwei Europäer kommen die in den Fels gehauene Treppe hinunter. »Zwei Geiseln! Theodoros hat zwei Geiseln freigelassen!«
    Die Männer werden zu Marschall Napier geführt. Sie heißen Prideaux und Flad; Theodoros hat sie geschickt, um mit den Briten einen Friedensvertrag auszuhandeln.
    »Frieden will der Mann?« Napier lächelt ein sehr britisches Lächeln. »Sagen Sie ihm, daß es in dieser Gegend schon bald sehr friedlich sein wird. Sehr, sehr friedlich.«
    Da mischt Werner Munzinger sich ein. »Erlauben Sie, Marschall; ich bin der Ansicht, daß man dem Kaiser einen ehrenvollen Abzug gewähren sollte, wenn er alle Geiseln freiläßt.«
    Davon will Napier nichts wissen. Zu den Unterhändlern sagt er: »Wenn Theodoros bedingungslos kapituliert, bürge ich für sein Leben   – nur dafür. Sagen Sie ihm das!«
    Darauf sagt Werner Munzinger nichts mehr; er wird überhaupt kein Wort mehr sprechen, bis er wieder zu Hause in Massaua ist. Er legt sich in seinem Zelt aufs Feldbett, während Prideaux und Flad zu Theodoros zurückkehren. Bald darauf hört er von ferne ein metallisches Klingen; das sind die Schmiede von Magdala, die den vierundsechzig Geiseln die Fußfesseln abschlagen. Wenig später werden die Freigelassenen unter lautem Hallo im Lager empfangen.
    |174| Auf Madgala stellt Theodoros seine verbliebenen Krieger vor die Wahl, zu

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