Murats Traum
Armbeuge. Unsere Müdigkeit hing wie ein Nebel in dem Raum. Die Kerzen waren runtergebrannt bis auf einen Rest, und drau ßen strich der Seewind um den Bungalow.
Wirklich, Carlo schlief. Ich sah seine entspannten Züge. Er war kein Junge mehr. Ich dachte, dass ich zum ersten Mal aus dieser Nähe einen schlafenden Mann sah, ausgenommen meinen Vater. Aber Carlo war kantiger, und dass er jetzt schlafen konnte, machte ihn in meinen Augen noch stärker und männlicher. Philipp lächelte, als ob er dieses abrupte Einschlafen noch von früher kannte. Irgendwie stand die Zeit still. Ich dachte an das Gras, das wir geraucht hatten, vielleicht lag es daran. Oder es war einfach das, was ich wollte: dass die Zeit stillstand. Denn ich spürte Philipp. Tausend unsichtbare Nervenfasern verbanden uns und standen unter Hochspannung.
Murat und Paul lagen immer noch reglos da, Stirn an Stirn, doch auf einmal hielt sich der Kleine an Murats Schultern fest und schlang seine kräftigen Beine um Murats Hüften. Das geschah so leise und beil äufig, als hätte ich es mir nur eingebildet. Murat trug noch immer seine Unterhose, aber sein Schwanz ragte steil aus dem Schlitz hervor, und dann sah ich, wie er sich langsam in Pauls Arsch hineindrückte und verschwand. Wie ein Liebespaar, dachte ich bestürzt.
Auch Philipp beobachtete, wie Murat vorsichtig anfing, sich in dem Kleinen zu bewegen, und dann kam er unter Carlos Decke hervor, bis sein Kopf zwischen meinen Beinen war. Ich sah seinen Rücken im letzten Schein der Kerzen und bekam sofort wieder einen Steifen. Warum umarmten wir uns jetzt nicht einfach, wie wir es wollten, was hielt uns zurück? Er machte jedenfalls keine Anstalten. Betrachtete stattdessen meinen Schwanz, wie die Vorhaut nach hinten rutsche, als er hoch kam. Öffnete nur seine Lippen, und mein Schwanz wuchs ihm in den Mund. Ich stöhnte gequält. Er lutschte meinen Schwanz mit geschlossenen Augen, träge und tief, tief ...
Ich blickte abwechselnd auf Philipps schimmernde Haut und zu Murat und dem Kleinen. Sie ver änderten ihre Stellung nicht, als wollten sie in dieser Lage miteinander alt werden, und Murat bewegte sich so behutsam hin und her wie bei einer fernöstlichen Meditation.
Wie lange ging das so? Ich erinnere mich nur noch, dass zum Schluss alle Kerzen bis auf zwei erloschen waren. Philipp lutschte mit unschlagbarer Geduld meinen Schwanz, während Murat sich so friedlich in Paul bewegte, als wäre er bereits jenseits aller Wünsche.
Aber ich hörte, als er soweit war. Ich kenne das Geräusch, wenn es Murat kommt, dieses scharfe Atemholen durch die Nase. Er hat unglaublich viel Sperma, ich weiß das. Ich stellte mir vor, wie es den engen Arsch des Kleinen flutet, und im selben Moment kam ich selber noch mal, länger und intensiver als vorhin in Paul, mit einem unterdrückten R öcheln in Philipps Kehle.
Am Morgen war ich mit Paul allein. Ich hatte nicht mehr schlafen können, draußen wurde es gerade erst hell. Nebel empfing mich vor dem Bungalow; ich ging duschen. Dass der Kleine mir gefolgt war, merkte ich erst, als in der Dusche neben mir das Wasser aufgedreht wurde. Wir lachten uns zu, jeder unter seinem kalten Schauer. Ich schäumte ihn mit Duschgel ein, dann er mich. Wir rubbelten uns gegenseitig trocken und sprangen herum, um warm zu werden. Möwen kreischten über uns, als wären wir ihr rosiges Frühstück. Doch dann besannen sie sich und zogen meerwärts ab.
Und endlich kam die Sonne raus! Wir h ängten unsere Handtücher zum Trocknen auf. Ich dachte, wir würden in die Hütte zurückgehen, aber der Kleine hatte andere Pläne.
«Hat Murat einen Freund?», fragte er.
«Warum willst du das wissen?»
«Ich will alles wissen über ihn.»
«Nein. Er hat mich. Wir sind Freunde. Ziehen manchmal um die Häuser, aber das meinst du wohl nicht.»
«Nein, ich meine, ob es einen Jungen gibt, den er liebt.» Wie er das einfach aussprach, der Bengel!
«Gibt es nicht», sagte ich. «Ich meine, weißt du ...»
«Was?» Er sah mir hellwach ins Gesicht.
«Murat fickt gerne. Aber, entschuldige, ich denke ... Eigentlich ist er nicht schwul.»
«Ah.»
«Na ja. Jedenfalls sieht er sich selber nicht so. Nein.»
«Und du? Du bist wohl auch nicht schwul?»
«Wieso ich? Du nervst ganz schön, weißt du das?»
«Klar, aber sonst erreicht man ja nichts.»
Er lachte; ich grinste nur schräg und blieb ihm meine Antwort schuldig. Er führte mich zwischen den Bungalows umher und schw ärmte, letzten Sommer
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