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Murats Traum

Murats Traum

Titel: Murats Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaden
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es gut. Manchmal führten sie sogar lange Gespräche, in der Küche, nachts. Einmal hörte ich Philipp etwas vorlesen, was mal wieder einer dieser Experten über Neukölln geschrieben hatte. « Wer die Straße hat, hat die Macht. Die Karl-Marx-Straße gehört den Türken, die Sonnenallee den Arabern. – Sag mal, stimmt das?»
    «Klar, Mann», höhnte Murat. «Und die Bä ume gehören den Spatzen und die Dächer den Tauben. Und kaum schlägst du die Zeitung auf, kacken sie dir alle rein.» Sie lachten. Sie lernten sich kennen, ganz ohne mich. Dass Sex am Anfang einmal eine Rolle gespielt hatte, erschien im Nachhinein fast unglaublich, war aber zugleich eine gute Basis, ein gemeinsamer Nenner, ohne den sie sich draußen in den Straßen niemals beachtet hätten.
    Manchmal wäre ich gerne wieder mal mit ihm um die Häuser gezogen. Aber da fü hrte kein Weg ran, Murat war exklusiv gebucht. Umgekehrt war auch Paul, wenn er bei uns auftauchte, anscheinend nur noch an Murat interessiert. Bis auf diesen Morgen Ende August. Der Kleine war um sechs aus dem Nachtdienst direkt zu Murat gekommen. Ihr Stöhnen drang durch die Zimmertür und erregte mich. Ich war aus Solidarität mit Philipp zusammen aufgestanden und mischte ihm sein Spezialmüsli zusammen, während er duschte. Er packte ein paar Sachen ein, weil er wegen eines Nachtdrehs erst am nächsten Tag wiederkommen würde. Nachdem er gegangen war, konnte ich nicht mehr einschlafen und stieg mit einem Pott Kaffee aufs Dach. Es war ein graugrüner, schwüler Tag. Ein feiner Sprü hregen verschleierte den Blick über die Stadt. Ich setzte mich auf die Holzbank, streckte meine Beine aus und sah der Welt beim Versinken zu. Ich blieb nicht lange allein. Paul kam zu mir hoch, gefolgt von Murat. Sie hatten sich auch Kaffee gemacht und trugen wenigstens Jeans, während ich wegen des Regens meine Sachen unten gelassen
    hatte.
    Ich merkte gleich, dass etwas nicht stimmte. Paul küsste mich zur Begrüßung wortlos auf die Wange. Dann saß er da wie ein Vogel mit gebrochenen Flügeln. «Was ist passiert?», fragte ich.
    «Darf ich’s ihm sagen? », fragte Murat.
    Der Kleine nickte erleichtert.
    «In seinem Nachtdienst ist einer gestorben. Es war das erste Mal.»
    «Das tut mir leid, Paul.»
    Er nickte wieder und lächelte mich verschwommen an. Wir saßen lange so zusammen im Regenstaub und schwiegen in unsere Tassen.
    «Ihr beide», sagte Murat irgendwann leise, «ihr seid auf dieser Welt meine besten Freunde. »
    «Carlo ist auch dein Freund», sagte Paul sanft.
    «Und Philipp», fügte ich hinzu.
    «Ja.» Murat sah uns nicht an. «Das ist wohl so.»
    Wir l ächelten uns zu, der Kleine und ich, und die Traurigkeit, die er aus seinem Nachtdienst mit hergebracht hatte, hing wie ein großer Mantel über unsern Köpfen und Schultern. Auf einmal standen wir beide auf und umarmten uns, blieben eng umschlungen auf dem Dach stehen. So hatte er damals am Meer mit Murat getanzt ... Ich weiß nicht, was der Kleine an diesem Morgen gerade bei mir suchte, aber plötzlich umklammerte er mich fest, presste sich an mich, und wir küssten uns. Seine Hände fuhren fordernd über meinen Körper. Seine j ähe Erregung sprang auf mich über, machte mich wehrlos, und obwohl er mir gerade bis zur Nase reichte, schmolz ich zwischen seinen Händen wie Wachs.
    Bestimmt merkte Paul, dass ich anders war als im Frühling, nachgiebiger, offener, und es machte ihn wild. Vorhin hatte ich noch mit Philipp gefickt, und als der Kleine das mitbekam, stöhnte er laut auf. Seine starken Arme hielten mich gepackt. Er keuchte meinen Namen und schob mir zwei Finger in den Arsch.
    «He, Leute.» Murat räusperte sich. «Gehen wir lieber runter.»
    Wir kehrten zur ück in die Wohnung. «Zu mir rein», sagte Murat. Paul stolperte beim Ausziehen über sein Hosenbein, und Murat hielt ihn, damit er nicht hinfiel. Der Kleine war wie von Sinnen. Er drückte mich auf Murats Liege, nahm gerade mal ein bisschen Spucke und drang hastig in mich ein. Ich zischte vor Schmerz und krallte meine Hände in Murats zerwühltes Laken. Nach wenigen Stößen war Paul schon gekommen, ohne dass sein Stöhnen es verraten hätte. Aber ich sp ürte sein Sperma in mir.
    «Weiter?», flüsterte er. Ich antwortete mit einem Druck meiner Arschbacken. Paul blieb einfach in mir drin, sammelte sich ein paar Sekunden, bis er wieder konnte, und dass er bereits in mir gekommen war, blieb unser kleines Geheimnis.
    Ich machte mir Sorgen wegen Murat. Er lehnte in

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