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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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seine tragische Schwester.)
     
    frederick : Es ist mir egal, was der
Bankdirektor gesagt hat! Ich habe vielleicht kein Geld mehr, aber ich bin immer
noch der Graf, und ich werde mich dem Haifischbecken der französischen
Weinindustrie stellen und einen halbwegs anständigen Burgunder produzieren -
und wenn ich jede einzelne Traube einzeln pflücken muss!
     
    (Babs
weint ohne Unterbrechung.)
     
    frederick (ergreift ihren Arm): Verdammt
noch mal, Babs, verstehst du denn nicht? Wir leben hier einen Traum, und
solange wir zusammen sind, kann kein Bankdirektor daran rühren. Weil es ein
Traum ist, ich meine, ich will sagen...
    F rederick : Verdammt, Babs, jetzt hör endlich auf zu heulen.
    frederick : Du fragst dich wahrscheinlich,
Babs, was gestern Abend hier vorgefallen ist. Nun, Tatsache ist, dass all das
eine Verschwörung Lopachins ...
    frederick : Verdammt, Babs ...
    frederick : Verdammt...
     
    »Und,
Charlie, kommst du mit dem Stück so langsam in die Gänge?«
    »Hmm?Ja,
ja, so einigermaßen, geht so ... Mach gerade ein kleines Päuschen, siehst du ja
...«
    »Ja, ja,
seh ich.« Er trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Tja, ich hab bloß
grad gedacht wegen der Miete und...«
    »Miete?«
    »Na ja, er
war gerade wieder am Telefon und hat nach deinem Anteil gefragt, war 'n
bisschen angefressen ...«
    »Oh«,
sagte ich lustlos und spielte mit einer Quaste herum. »Ich schreib dir später
einen Scheck aus, ist das okay?«
    »Ein
Scheck, ja, klasse.« Er räusperte sich. »Ach ja, und ich hab neulich mit meinem
Kumpel gesprochen, der mit der Lagerhalle, weißt schon, da war gerade ein Job frei...«
    »Ach was,
mach dir keinen Sorgen!« Ich wandte mich wieder dem Fernseher zu.
    »Tja, also
gut.« Er rührte sich nicht vom Fleck. »Äh ... ist das nicht Bels Lippenstift?«
    »Ja,
stimmt, der gehört ihr.«
    »Was
machst du damit?«
    »Spiel nur
so damit rum. Hilft mir beim Denken.«
    »Charlie?
Alles in Ordnung?«
    »Klar, ich
bin topfit. Könnte nicht besser sein. Tja, dann mach ich mich mal wieder an
mein Stück. Der Ruchlose kennt keine Ruhe, ha, ha...«
    »Ha, ha.«
    Mit dem
Stück lief es eindeutig nicht gut; es lief sogar furchtbar. Ich wusste nicht,
warum, aber Lopachin bestimmte jetzt das Tempo, und jedes Mal, wenn ich
versuchte, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, wurde es nur noch schlimmer.
Zum Beispiel war Frederick für zwei Tage zu einer Konferenz von Korkenproduzenten
nach Monte Carlo gefahren. Lopachin jedoch erzählte Babs, dass Frederick die
Hälfte des Anwesens verkauft habe und den Erlös am Spieltisch durchbringe. Und
Babs glaubte ihm - warum nur? Während also Frederick seine Zeit mit Debatten
über Steuerprivilegien für eine Bande habgieriger portugiesischer Bauern
verplemperte, war seine Schwester Lopachin ausgeliefert, der ihr die
schrecklichsten Lügengeschichten erzählte. Aus Schwarz wurde Weiß, aus Oben
Unten und aus Frederick ein zwielichtiger Besessener, der Babs' Bühnenkarriere
und Herzensangelegenheiten hintertrieb. Von alldem wurde mir manchmal so
unwohl, dass ich aufstehen und mich ein Weilchen ins Dunkle setzen musste.
    Nichtsdestotrotz
war das alles, was mir geblieben war. Bel Gemma und Sirius Recruitment hatte
ich mich nicht mehr gemeldet. Die Erfahrung bei Fresh & Crispy hatte mir
die Idee von Arbeit als solcher verleidet. Oder besser, sie hatte mir nur
bestätigt, was ich ohnehin schon vermutet hatte, dass nämlich Arbeit zum
Lebensunterhalt ein törichtes Konzept war.
    »Ich sehe
das so«, sagte ich zu Frank und Droyd. »Wenn du nicht reich bist, bist du arm.
Und reich wird man nur, wenn man schon reich ist, oder wenn man sich auf
irgendein Verbrechen spezialisiert, Entrümpelungsgewerbe oder Handtaschenraub,
nichts gegen dich, Frank, schon klar.«
    »Schon
klar«, sagte Frank.
    »Chchchrrrrgrrr«, schnarchte Droyd
auf dem Sofa. »Oder man gründet eine Agentur für Arbeitsvermittlung«, sagte ich
bitter.
    Und
während es draußen in den Straßen Tag für Tag kälter und dunkler wurde und die
schicksalhafte Dinnerparty sich wie ein unerwarteter Abgrund vor mir auftat,
verbrachte ich meine Stunden damit, im Morgenmantel im Sessel herumzusitzen.
Ich schrieb eine neue Zeile und strich sie wieder aus; ich versank in den
unendlichen Fluten meiner Erinnerungen; ich heckte einen fantastischen Plan
nach dem anderen aus, wie ich Bel zum Bleiben bewegen könnte - darunter, als
wenige Beispiele für zahllose andere, folgende: Ich projiziere direkt vor ihrem
Zimmerfenster

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