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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: An Evening of Long Goodbyes
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»Nein.«
    Droyd
flüsterte seinen Kumpels etwas zu, die sich daraufhin umdrehten und die Treppe
hinunterschlurften. Dann wandte er sich wieder Frank zu. »Was ist?«
    »Ich will
nicht, dass du mit denen rumhängst«, sagte Frank.
    »Was?«,
sagte Droyd. »Warum nicht?«
    »Das ist
Abschaum«, klärte Frank ihn auf.
    »So ein Scheiß«,
sagte Droyd. »Das sind Freunde von mir.«
    »Mir
egal«, sagte Frank. »Ist trotzdem Abschaum.«
    »Ach,
Scheiße!« Droyd war nicht glücklich über das Urteil. »Soll ich mir hier etwa
den ganzen Tag den Arsch platt sitzen? Darf ich jetzt nicht mal meine Kumpels
mehr treffen?«
    »Warum
lässt du ihn nicht, Frank?«, mischte ich mich ein. »Ist ja direkt eine Sünde,
einen erwachsenen Menschen die ganze Zeit einzusperren.«
    »Wenn er
Lust drauf hat, dann lässt er sich ganz gern hier einsperren. Und wenn er Lust
drauf hat, dann sitzt er hier auch ganz gern auf seinem Arsch und frisst mir
den Kühlschrank leer, anstatt sich um einen Job zu kümmern.«
    Droyd
schaute ihn verletzt und gleichzeitig entrüstet an. »Ich hab versucht, einen
Job zu kriegen«, sagte er. Ich hab's dir doch gesagt, es ist unmöglich, was zu
kriegen im Moment, wegen der ganzen Ausländer. Da ist für Iren nichts mehr zu
holen. Erst neulich im Bus, da musst ich stehen, weil alle Sitzplätze mit
Asylanten voll waren. Jetzt kann sich ein Ire schon in seinem eigenen Bus
nicht mehr hinsetzen. Darum sollten wir uns mal kümmern, wenn du mich fragst.
Die sollen zurück, wo sie hergekommen sind, wenn du mich fragst. Na ja, die
Schlitzis vom Stehchinesen, die können ruhig dableiben, oder die Jungs unten an
der Dönerbude, aber alle anderen, die sollen...«
    »Willst du
etwa den Ausländern die Schuld dafür geben, wenn du hier den ganzen Tag faul
rumhängst?«, unterbrach Frank Droyds Tirade.
    »Ich häng
nicht faul rum!«, protestierte Droyd. »Ich geh jeden Tag raus und lass mir mein
Methadon verpassen.«
    »Sich
Methadon verpassen lassen ist kein richtiger Job«, sagte Frank.
    »Ach,
Scheiße!«, brüllte Droyd. »Er hat auch
keinen Job, warum gehst du nicht zur Abwechslung mal ihm auf die Eier?«
    »Die
Umstände in meinem Fall sind vollkommen anders gelagert«, sagte ich. »Bei mir
ist das eine Frage des Prinzips.«
    »Willst du
etwa so enden wie Charlie?«, sagte Frank scharf als ob er meinen Einwand gar
nicht gehört hatte. »Willst du das?«
    »Lass mich
jetzt endlich mit dem Scheiß in Ruhe.« Droyd umklammerte krampfhaft seinen
Kopf. »Du hörst dich an wie mein Alter, der ist mir auch von morgens bis abends
mit seiner Stänkerei auf die Eier gegangen, und selbst hat er bloß von eins
was gewusst, nämlich wie man sich in der Kneipe die Birne zuschüttet...«
    »Ich
stänker nicht, ich will bloß nicht, dass du mit diesen Pennern rumhängst...«
    »Was ich
tue, geht dich 'n Scheiß an!«, schnitt ihm Droyd das Wort ab. »Du bist mein
Kumpel gewesen. War mal echt lustig mit dir, aber
jetzt machst du bloß noch einen auf piekfein, mit dieser Pussy und ... und dem da.« Er
zeigte mit dem Finger auf mich. »Dass der so ist, da kann er nichts für, der
ist so geboren. Aber du ... Scheiße, Mann ... du versuchst genauso zu sein. Du
machst dich doch bloß zum Affen. Ich hab die Schnauze voll von dem ganzen
Scheiß. In der Bude hier wird man reif für die Klapse. Im Knast, da war mehr
los. Also dann, Frank, fick dich ins Knie!«
     
    Er kam
nicht nach Hause an jenem Abend. Und am nächsten auch nicht.
    »Wenn er
Hunger hat, kommt er schon wieder«, sagte ich. »Kein Grund zur Aufregung.«
    »Aber
vielleicht ist ihm ja was zugestoßen«, sagte Frank gereizt und drückte die Nase
gegen die Fensterscheibe, an der das Wasser herunterströmte.
    »Was kann
ihm schon zustoßen? Er kann selbst auf sich aufpassen. Er ist schließlich kein
Kind mehr, er war im Knast.«
    Frank ließ
sich nicht überzeugen. Aber um die Wahrheit zu sagen, kümmerte mich Droyds
Verschwinden nicht sonderlich. Ich hatte genug mit meinen eigenen Problemen zu
schaffen, meinem Ärger, meinen Erinnerungen, meinen undurchführbaren Plänen.
    Und als
ich jetzt aufwachte, blieb mir nur noch ein Tag bis zur Dinnerparty und Bels
Abreise.
    Es
schüttete immer noch wie aus Kübeln. Eigentlich ein perfekter Tag, um im
Sessel zu sitzen und Trübsal zu blasen. Ich hatte aber einen Termin im
Krankenhaus, weil mein Verband gewechselt werden musste. Also nahm ich den Bus
in die Stadt und saß nun niedergeschlagen auf dem Untersuchungstisch, während
der Arzt mich

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