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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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verpasst ihr nichts, sagt Deano. Ein
schwuler Scheißer. Voll durchgeknallt. Bei dem krieg ich total den Flattermann.
    Also, was ist, können wir nächstes Mal mitkommen?, fragt
Barry. Wann trefft ihr euch wieder mit ihm? Mark sagt nichts, Deano auch nicht.
Samstag, kommt es von Ste auf der Couch. Was?, sagt Barry.
    Wir treffen uns am Samstag, sagt Mark. Draußen rauscht die
Klospülung. Putzt ordentlich was weg. Können wir mit?, fragt Barry.
    Ihr dürft gern für mich gehen, wenn ihr wollt, sagt Deano.
Hab ich kein Problem damit.
    Barrys Augen glühen wie die von den Typen aus Wilde Hunde. Ren treten die Augen aus dem Kopf und explodieren.
    Har-har-har, macht Ste. Du bist genau wie Ren, und der
dösige Knallkopf da ist dein Kumpel Stimpy, sagt er zu Barry.
    Carls Handy ruft nach ihm, durch die Nebelwand um sein
Hirn. Wo ist es? Da, direkt vor dir. Janine redet los: Komm her, wir müssen uns
treffen, sagt sie, es ist wichtig. Er verdreht die Augen, steht aber auf und
geht raus in den Flur, wo Knoxer an der Treppe steht, eine Hand in Carls Jacke,
die da hängt. Als er Carl sieht, zieht er sie raus und lächelt und tätschelt
Carl die Wange. Dann geht er ins Wohnzimmer zu den anderen. Carl bleibt stehen,
mit einer Mordswut im Bauch, ohne zu wissen, warum, und verzieht sich
schließlich.
    Janine wartet auf dem Parkplatz bei der Kirche. In das Gewächshaus
können sie nicht mehr gehen, ihre Oma hat die Polizei geholt, weil alles zu
Klump geschlagen war. Keine Bange, sie denkt, es wären Rumänen gewesen, sagt
Janine. Carl ist es egal, was sie denkt. Er hasst Janine, aber er hat sonst
niemanden mehr, der Lori Nachrichten von ihm übermittelt. Jeden Tag lässt er
ihr etwas ausrichten, und nie kommt was von ihr zurück. Aber es muss irgendwas
geben, irgendein Wort von ihm, das sie dazu bringt, mit ihm zu reden. Es muss
etwas geben!
    Heute ist Lori im Unterricht zusammengeklappt, erzählt Janine
ihm.
    Sie stehen hinter den Bäumen und schauen in den Regen.
    Sie hat nichts gegessen, sagt sie. Schon seit Tagen nicht
mehr. Heute sollte sie in Englisch aufstehen und was vorlesen, und ist einfach
umgekippt. Sie haben den Arzt geholt, und sie musste ins Krankenhaus.
    Sie legt ihre Hand auf seine. Wenn sie die Tür in Carls
Seele öffnen könnte, auf der Janine steht, würde sie dahinter eine Wand aus
schwarzer Kotze finden, die sich über sie ergießt und sie ertränkt. Ich
glaube, sie hat sich wegen Daniel total verrückt gemacht, sagt sie.
    Carl gibt keine Antwort. Er packt nicht Janines Kopf und
donnert ihn gegen die Wand. Es ist doch so, wenn sie wollte, könnte Janine
Lori erzählen, was er mit ihr getrieben hat, und damit wäre endgültig alles aus
und vorbei. Also muss er sich weiter mit Janine treffen, damit sie Lori nicht
erzählt, dass er sich mit Janine trifft! Das ist wie ein Rätsel ohne Lösung!
Wie ein Käfig mit unsichtbaren Gitterstäben! Sie starrt ihn blöde an. Der Tote
Junge flackert in ihren Augen auf, er lacht Carl aus.
    Ich brauch ein paar neue Vitamine, sagt sie. Er holt ein
Tütchen aus der Tasche. Die sind umsonst, murmelt er.
    Ich will dir aber was dafür geben, sagt sie. Sie küsst ihn
auf die Wange, es fühlt sich an, als würde er in nasse Erde gedrückt.
    Keine Bange, sagt sie und lässt ihre Hände unter sein Hemd
gleiten, das ist rein geschäftlich. Sie saugt sich an seinem Hals fest wie
Treibsand, reibt an seiner Hose herum. Er schaut von ihr weg in den Regen und
auf die abgefallenen Blätter. Sie schreit: Hör endlich auf, an sie zu denken,
Carl!
    Und sie küsst ihn verzweifelt wie ein halb verhungertes
Tier, und Carl erwidert den Kuss, damit sie aufhört zu reden, und schiebt seine
Hand in ihr Höschen, damit sie die Augen zumacht, seine Finger schlüpfen in sie
hinein, tiefer tiefer tiefer, wie in der Hoffnung, dass es auf diesem Weg
zurück zu Lori geht.
    Er war da hingegangen, weil er eine Erklärung wollte.
Ruprecht hat immer an Erklärungen geglaubt; er hat das Universum immer als eine
Reihe von Fragen an seine Bewohner betrachtet und gedacht, die Antworten
darauf seien der Preis für den Jungen, der mit genügend Glück und Fleiß auf sie
stößt. An Erklärungen zu glauben ist gut, denn das heißt auch, daran zu
glauben, dass tief unter der furchtbaren Trennlinie zwischen dir und allem, was
du nicht bist, die du in jeder Sekunde spürst, im Universum eine verborgene
Harmonie herrscht, schlüssig und richtig wie eine Gleichung, deren Lösung im
Augenblick noch außer Reichweite ist, sich

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