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Murray, Paul

Murray, Paul

Titel: Murray, Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 3)
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Mein Herz schlägt natürlich für Seabrook, aber, nun ja ...«
    »Tom hatte das Gefühl, er würde dort mehr gebraucht«,
wirft der Automator taktisch geschickt ein. »Sie haben's nicht leicht, die
armen Kinder da unten.«
    »Wirst du unterrichten oder trainieren?«, fragt Pat
Farrell.
    »Ein bisschen unterrichten, Englisch, und was sie mich
sonst noch machen lassen. Aber hauptsächlich werde ich mich um die
Rugbymannschaft kümmern. Sie haben ein sehr ordentliches Trainingsprogramm -
das hat Pater McGowran aufgestellt, oder, Greg?«
    »Ganz recht, Tom. Pater Mike hat geackert wie ein Pferd,
um die Schule auf Trab zu bringen. Aber er kann nun mal nicht alles allein
stemmen. Und, weiß Gott, von Rugby versteht er so viel wie die Kuh vom Tanzen!«
    Allgemeines Gelächter. Dann kommt es zaghaft von Ö Dälaigh:
»Das heißt, zurück aufs Rugbyfeld, hm?«
    »So könnte man sagen.«
    »Ist ja doch schon eine ganze Weile her.«
    »Die Zeit ist reif«, sagt Tom mit seinem entwaffnenden
schiefen Lächeln. »Irgendwann muss man sich der Vergangenheit stellen, oder?«
    »Allerdings. Allerdings.« Diese Gefühlsäußerung erfreut
die Gratulanten ganz außerordentlich. Howards Kopf fühlt sich an, als wollte er
zerspringen. Er bewegt sich Richtung Tür, verfangt sich jedoch in der Menge und
wird zu Tom zurückbugsiert. Von Nahem wirkt der Trainer größer als früher,
kraftstrotzend, quicklebendig, als wäre seine lädierte Wirbelsäule auf
wundersame Weise von selbst geheilt; sein heiterer Unschuldsblick richtet sich
auf Howard, der sich im Vergleich zu ihm wie ein Geist vorkommt. Fast kann er
die Knochen in seinem Leib klappern hören, als er Tom die Hand schüttelt. »Gratuliere«,
sagt er mechanisch.
    »Danke, Howard. Danke.« Bei dem herzhaften Händedruck
überkommt Howard mit einem Mal Übelkeit. Er sprintet zur Toilette und erbricht
dünnen Tee.
    Später, auf dem Weg zum Anbau, bekommt Farley ihn zu
fassen. »Schon das Neueste gehört?«, fragt er und fällt in Gleichschritt mit
ihm.
»Von Tom,
meinst du?«
    »Der macht das richtig«, sagt Farley. »Ich hab mir in
letzter Zeit überlegt, auch was in der Richtung zu unternehmen.«
    Howard fühlt sich wie ein Stück Treibholz auf einem stürmischen
Meer der Ironie. »Nach Mauritius zu gehen?«
    »Irgendwo hinzugehen, wo man mich möglicherweise wirklich
braucht. Wo ich etwas bewirken könnte. Ich glaube nicht, dass ich dafür so weit
reisen müsste.«
    Howard ist Farley in letzter Zeit aus dem Weg gegangen,
doch von fern hat er eine Veränderung an seinem Freund beobachtet, eine
morbide, ungerichtete Wut. »Sie brauchen dich hier doch, Farley. Jeder braucht
einen guten Lehrer, ob reich oder arm.«
    »Die Kids hier nicht«, sagt Farley. »Wieso auch? Sie haben
jetzt schon ausgesorgt, das wissen sie.«
    »Es ist doch nicht ihre Schuld, dass ihre Eltern Geld
haben.«
    »Natürlich nicht. Niemand ist schuld an irgendwas«, gibt
Farley trocken zurück. »Es sind nicht nur die Jungs, Howard. Es ist der ganze
Laden hier, mit seiner Heuchelei.«
    Wie aufs Stichwort segelt Pater Green vorbei, tut, als
sähe er sie nicht, hält den Blick stur auf einen Punkt über ihren Köpfen
gerichtet, wie ein Missionar auf seinem Posten in den letzten Tagen von Sodom,
fest entschlossen, dem irdischen Sumpf keine Beachtung zu schenken.
    »Läuft durch die Gegend, als wär nie was passiert«, sagt
Farley düster. »Das ist doch krank.«
    »Ist ja nicht sicher, dass er was damit zu tun hatte.«
    »Wir können doch wohl zwei und zwei zusammenzählen, oder?«
    Irgendwer schreibt immer wieder mit Tipp-Ex pädo auf die Tür des Büros von Pater Green. Jeden Morgen kratzt
Noddy es weg, und bis zur Mittagspause steht es wieder da.
    »Je früher die Schule diese Scheißpatres von der
Bildfläche verschwinden lässt, desto besser«, sagt Farley. »Kann sein, dass
Greg ein Kretin und ein Faschist ist, aber wenigstens steht er dazu und führt
sich nicht auf, als hätte er die Moral mit dem Löffel gefressen. Einfach bloß
gute, altmodische Gier.«
    »Pater Green hat viel Gutes getan«, wendet Howard schwach
ein. »Wenn du schon davon redest, dass du was bewirken willst. Er ist
vermutlich der Einzige in der ganzen Schule, der das wirklich getan hat.«
    »Ein Megaegotrip, weiter nichts. Junkies und Penner, das
sind die Einzigen, denen er sich noch überlegen fühlen kann. Obwohl, immer noch
besser, er gibt sich mit denen ab als mit den Jungs.« Er stößt ein kurzes,
bitteres Lachen aus und schüttelt den

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