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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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da ist was schiefgelaufen, vielleicht hat er die falsche
Nachricht bekommen. Dann erkennt er die Gesichter. Er will flüchten, aber
jemand rennt ihm nach, und als Nächstes merkt er, dass er auf der Erde liegt.
    Es sind
die Prolls aus dem Park, alle vier. Einer drückt ihn auf den Boden, ein anderer
macht ein Stück entfernt dasselbe mit Barry, der mit angstvoll geweiteten Augen
zwischen all den Armen und Beinen hindurch zu Carl herüberschaut. Was ist hier
los?
    »Zwei
Nobelärsche vom Seabrook College«, sagt der kahl rasierte Proll, so laut, als
hielte er eine Rede, »zwei kleine Schwule.« Mit einer Bierdose in der Hand geht
er im Kreis herum. Der Proll mit den fettigen Haaren kniet auf Carls Brustkorb.
»Ihr habt wohl gedacht, ihr könnt ewig so weitermachen? Ihr habt wohl gedacht,
wir schauen da ruhig zu, uns stört das nicht, ihr verdammten Schwuchteln?«
    Meint er
Carl? Carl versteht nicht; er müht sich noch zu verstehen, da weicht der
fragende Ausdruck auf Glatzes Gesicht plötzlich einer wütenden Fratze, so als
hätte er eine Maske abgenommen, unter der ein Feuer brennt. Carl kann nur
einen flüchtigen Blick darauf werfen, dann dreht sich alles, und er sieht Sterne.
Sein Kopf dröhnt, und etwas Nasses läuft über sein Gesicht.
    »Was ist
es?«, schreit Glatze. »Wo habt ihr das her?« Sein Fuß kracht in Carls Auge.
Carl dreht keuchend den Kopf hin und her.
    Aus dem
Dunkel starren ihn die eingeschlagenen Scheinwerfer eines ausgebrannten Autos
an, als läge dort zwischen Unkraut und Müll eine verkohlte Leiche.
    Fettsträhne
durchsucht Carl, fährt in seine Hosen- und Jackentaschen. »Wir machen euch
kalt«, sagt er leise, wie ein Arzt, der daraufhinweist, dass es bei der Spritze
einen Pieks geben wird. Er findet Carls Portemonnaie und wirft es Glatze zu.
    »Wenigstens
etwas«, sagt Glatze.
    »Na, wer
sagt's denn?« Fettsträhne hat das Röhrchen gefunden.
    Glatze
nimmt es ihm ab und macht es auf. »Das verkaufst du? Was ist das? Speed?«
    Barry will
etwas sagen, aber seine Zähne klappern zu stark. Glatze schüttet sich einen
kleinen Hügel aus dem Röhrchen auf den Handrücken. Er senkt die Nase hinein,
und kurz darauf schlingt er zuckend die Arme um sich. »Wow, geil! Ah!« Er reißt
die Schultern zurück und verdreht den Kopf. »Shit! Wo habt ihr Wichser das
her?«
    Barry
antwortet mit stotternder Piepsstimme. Er erzählt alles, von Morgan, von den
Mädchen auf Diät, den Unterstufenkids und den Silvesterkrachern.
    »An die
ganzen reichen Schlampen verticken«, sagt Glatze. »Keine schlechte Idee. Ihr
habt nur leider die falschen Leute verarscht.« Das Medikament macht seine
Stimme hell und klar, als käme sie aus einem Fernseher. »Hol das Seil«, sagt
er.
    Ein Proll
mit schadhaftem Gebiss tritt zwischen den Bäumen am Rand des Geländes hervor.
Er hält ein blaues Seil in der Hand. Barry fangt an zu schreien, als er es
sieht. Der picklige Typ, der auf ihm kniet, haut ihm eine runter, und als Barry
nicht aufhört, packt er eine herumliegende alte Zeitung und stopft Barry damit
den Mund. »Den besser zuerst«, sagt er und zerrt Barry auf die Füße. Barry gibt
durch das Papier hindurch immer noch Laute von sich, ein schrilles Gurgeln und
Quieken, wie ein ertrinkendes Schwein. Tränen laufen ihm übers Gesicht, und
auch Carl spürt Tränen, als brennenden Kloß im Hals.
    Fettsträhne
zieht ihn hoch, und Pickel schleift Barry zu dem ausgebrannten Auto und hievt
ihn auf die Kühlerhaube. »Keine Angst, du kommst auch noch dran«, sagt er mit
seiner Doktorstimme. »Aber erst schaust du deinem Süßen beim Sterben zu.«
    »Ein
Selbstmordpakt«, verkündet Glatze. »Zwei kleine Seabrook-Schwule, die's nicht
mehr aushalten. Wird keine große Überraschung sein für die Cops. Die werden
sogar froh sein: zwei Schwuchteln weniger.«
    Pickel hat
das blaue Seil zu einer Schlinge geknotet, die er Barry jetzt über den Kopf
streift. Barry starrt einfach nur ins Leere, als würde er ein weit entfernt
ablaufendes grauenvolles Geschehen beobachten, das keiner von den anderen
sehen kann. Doch als Glatze »Los!« ruft und Pickel hinter hin tritt, wacht er
auf, gibt wieder diese Laute von sich und zittert am ganzen Leib, so heftig,
dass man meinen könnte, er fiele gleich auseinander. Seine Augen sind voller
Panik und Tränen, sie zucken zu Carl hinüber, klammern sich an ihn, flehen ihn
an, etwas zu tun, aber was soll Carl tun? Die ganze tolle Idee stammt doch von
Barry! Barry, der auf alles eine Antwort weiß, der sich

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