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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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was ist mit mir?«
    »Was ist mit dir?«
    »Das wäre doch unfair, wenn jeder außer mir was
bekommt.«
    »Tja, in dem Fall, tut mir leid.«
    »Lass mich in die Tüte gucken.«
    »Ich denk nicht daran.«
    »Lass mich gucken - Daddy!« Sie stürzt sich auf die
Tüte, er schwingt sie wie ein Matador außer Reichweite, und Skippy betrachtet
aus sicherem Abstand, wie die beiden sich kichernd im Ringkampf verknäueln. Die
Frau aus der Küche erscheint auf der Schwelle. Sie bleibt einen Augenblick
stehen, wirft über das sich balgende Paar hinweg Skippy einen kurzen,
ausdruckslosen Blick zu und verkündet dann mit der tonlosen Stimme eines
Vampirs: »Es ist angerichtet.« Lori und ihr Dad lösen sich keuchend und unter
letzten kleinen Lachern voneinander.
    »Okay, Lilya, danke«, sagt ihr Dad. »Da, kleines
Fräulein, auch wenn du es nicht verdient hast ...«
    Er wirft Lori eine Einkaufstüte mit einem aufgedruckten
Kussmund zu, der sie strahlend ein Plastikdöschen entnimmt. »Oh, danke,
Daddy!«
    »Ohne Make-up sieht sie aus wie gekotztes Apfelmus«,
sagt ihr Dad augenzwinkernd zu Skippy und ermahnt dann Lori streng: »Aber du
darfst es nur zu besonderen Anlässen tragen, wenn deine Mum und ich es
erlauben, okay?«
    »Ja, Daddy.« Sie nickt sehr ernsthaft, nimmt ihn bei
der Hand und trottet an seiner Seite, mit Skippy im Schlepptau, zum Esszimmer.
    Sie nehmen Platz und lassen sich von der schwarz
gekleideten, schweigsamen Frau Teller vorsetzen. »Ist das nicht schön?«, sagt
Loris Mum. »Ich weiß gar nicht mehr, wann wir zum letzten Mal alle zusammen am
Tisch gesessen und gegessen haben.«
    »Daddy arbeitet Tag und Nacht«, sagt Lori zu Skippy.
    »Irgendwer muss das alles hier ja bezahlen, oder?«,
sagt Loris Dad mit vollem Mund. »Ihr Mädels scheint der Ansicht zu sein, dass
es einfach vom Himmel fällt.« Lori und ihre Mum verdrehen simultan die Augen.
»Und, in welcher Sparte ist dein Vater tätig, Daniel?«
    »Pardon?«
    »Dein Dad, was macht er beruflich?«
    »Oh - er ist Ingenieur.«
    »Und deine Mum? Arbeitet sie auch?« Er säbelt sich
durch sein Kotelett und lässt dabei die Muskeln seiner braun gebrannten Arme
spielen.
    »Sie ist Montessorilehrerin. Das heißt, im Augenblick
nicht, aber ...«
    »Das ist doch toll. Und wie geht's dir in der Schule?«
    »Ganz okay«, sagt Skippy.
    »Daniel ist einer der schlauesten Jungs aus seinem
Jahrgang«, sagt Lori.
    »Schön für dich«, sagt ihr Dad. »Und, welche berufliche
Laufbahn könntest du dir vorstellen?«
    Loris Mum lacht und legt die Gabel auf den Teller, dass
es klirrt. »Gavin, nun lass den Jungen doch erst mal in Ruhe essen!«
    »Was soll das heißen?«, fragt Loris Dad. »Wir
unterhalten uns einfach nur, weiter nichts.«
    »Du nimmst ihn ins Kreuzverhör. Gleich fängt er an,
deine Fußsohlen mit brennenden Zigaretten zu versengen«, sagt Loris Mum zu
Skippy und zwinkert ihm verschmitzt zu.
    »Ich versuche lediglich, ein bisschen über ihn in
Erfahrung zu bringen«, gibt Loris Dad zurück. »Oder ist es etwa verboten, ein
bisschen was über den Knaben herauszufinden, mit dem meine Tochter sich den
ganzen letzten Monat auf der Straße herumgetrieben hat -«
    »Ich habe mich nicht auf der Straße herumgetrieben«,
sagt Lori, feuerrot im Gesicht.
    »Na, du warst jedenfalls nicht bei Janine und hast Buffy geguckt, oder?«
    Moment mal - was?
    »Lass sie in Ruhe, Gavin«, mahnt Loris Mum.
    »Ich fände es nur ganz nett, wenigstens in etwa zu wissen, was das eigene Kind -«
    »Das hatten wir doch alles schon - ach, nun sieh dir
das an.«
    Loris tief gesenkter Kopf erbebt unter Schluchzern.
    »Oh Schätzchen ... meine Süße, ich wollte doch
nicht...« Er greift quer über den Tisch hinweg nach ihr und vergräbt die Hand
in Loris glänzendem schwarzen Haar. Sie erwidert nichts; eine Träne tropft in
ihre halb gegessene Portion.
    »Ach Gott«, sagt er gepresst. »Jetzt mal ganz ehrlich,
wozu die Aufregung? Ich und Dan kommen doch blendend miteinander aus, oder,
Dan?«
    »Ja«, sagt Skippy. In der gespannten Stille ist nur
Loris Schnüffeln zu vernehmen. Er räuspert sich. »Ich glaube, ich würde gern
Videospiele entwerfen.«
    »Videospiele?«, fragt Loris Dad.
    »Oder Wissenschaftler werden, so einer, der Heilmittel
gegen Krankheiten erfindet.«
    »Was hast du für eine Konsole? Nintendo oder Xbox?«
    Wie sich herausstellt, versteht Loris Dad eine ganze
Menge von Videospielen, und das Thema liefert ihnen guten Gesprächsstoff. Nach
einem Weilchen hört Lori auf zu

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