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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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ökologischer Katastrophe in
letzter Minute, Goldenes Zeitalter von Harmonie und Frieden etc., etc.
    »Gibt es noch Fragen?«
    »Was ist mit dieser Geisternonne?«, erkundigt sich
Mario.
    Ruprecht macht pah. Allein die
Vorstellung. »Es gibt keine Geisternonne. Das ist nur so ein Ammenmärchen, was
sie immer verzapfen, damit die Mädchen sich benehmen.«
    »Ach so«, sagt Mario, wirkt aber nicht ganz überzeugt.
    Losschlagen sollen sie um exakt neunzehn Uhr, wenn die
gesamte Belegschaft von St. Brigid's, Lehrkörper wie Schülerinnen, sich im
Speisesaal befindet. Noch zwanzig Minuten. Alles ist bereit. Der Kasten liegt
gut verpackt in einer Tennistasche auf dem Boden, in Erwartung seines
Einsatzes. Geoff brütet über den Instruktionen für den Kosmischen
Energieprozessor. Victor Hero hat Anweisung, das Team für die Studierzeit nach
dem Abendessen einzutragen. Ruprecht marschiert auf und ab und übt seine Ansprache
vor den laufenden Kameras ein: »... Alle Geschichtsbücher waren nur ins
Unreine geschrieben ... verachtet uns nicht ob unserer Jugend ... (ehrfürchtiger Blick) Ist es denn möglich? Sind wir die Glücklichen, denen
Gott die Tür einen Spalt offen gehalten hat? (Mit wachsender Verzückung) Welch glanzvoller Bestimmung schreiten wir entgegen?«
    Und auch wenn keiner es ausspricht, eben diese
glanzvolle Bestimmung, so scheint es, gleißt bereits durch den Raum, prickelt
ihnen in den Poren, als hätte der Grabhügel, in Erwartung ihres Eintreffens,
seine Kundschafter entsandt und sie zur Eile angetrieben. Oder vielmehr, ihre Kundschafter entsandt. Am frühen Abend hat Geoff, um die zermürbende
Wartezeit zu überbrücken und bei der Gelegenheit noch zusätzliche Informationen
zu erhalten, erneut die Website des Druiden angeklickt und dort gut versteckt
ein Gedicht von Robert Graves gefunden, in dem es um die Weiße Göttin geht, die
über die Anderswelt, das Reich des Übernatürlichen, herrschte:
     
    Wenn sich, wo sie auftaucht, Seltsames tut,
    Sodass es heißt, die Gräber öffneten sich,
    Die Toten wandelten, oder die Zukunft werde
    Zum Schoß, und die Ungeborenen brächen hervor,
    So staunt nicht groß über solche Zeichen und Wunder,
    Sie sind nur die Wirbel im Zeitlichen, die
    Ihr flügelscharfer Geist hervorruft, wo er
    Dies ewig unwillige Element durchpflügt.
     
    Was das zu bedeuten hatte, wusste keiner von ihnen so
ganz genau (»Was soll das sein, die Wirbel im Zeitlichen?«), und Ruprecht
meinte, es wäre hinsichtlich ihres bevorstehenden Unternehmens nicht von akuter
Wichtigkeit; doch seither sehen sie alle die Weiße Göttin leibhaftig vor sich,
eingekerkert von Dielen und Mauerwerk und Jahrhunderten aufgezwungenen
Unglaubens, irgendwo da unter ihrer Schwesterschule, und spüren, wie jemand
quasi stellvertretend für ihre eigene Ungeduld an ihren Ärmeln zupft und
zerrt...
    Und dann, fünf Minuten vor der Stunde null, dringt ein
Ächzen von der Tür zu ihnen; es ist Dennis, der wie ein Häuflein Elend am
Türpfosten lehnt. »Ich weiß nicht, was los ist«, krächzt er. »Gerade eben
ging's mir noch gut, und jetzt fühle ich mich auf einmal hundsmiserabel.«
    »Was meinst du mit >hundsmiserabel    »Ich weiß nicht ... Irgendwie kribbelig. Wie unter
Strom. Es ist mir ein absolutes Rätsel.«
    »O Mann.« Geoff schaut verzweifelt von einem zum
anderen. »Das ist bestimmt seine Strahlenkrankheit, sie ist zurückgekommen.«
    »Nein, nein«, fertigt Dennis ihn ab. »Obwohl, jetzt wo
du's sagst, die Symptome sind haargenau die gleichen.«
    »Packst du's denn dann überhaupt noch, bei der Sache
mitzumachen?«
    »Na aber sicher doch«, sagt Dennis und klappt zusammen.
    »Was sollen wir machen?«, fragt Geoff, nachdem sie ihn
zum Bett rübergetragen haben.
    »Wir müssen die Schulschwester holen«, sagt Niall.
    »Keine Schulschwester«, gibt Ruprecht knapp zurück.
»Schulschwestern stellen Fragen.«
    »Aber Ruprecht, er ist krank.«
    »Wir dürfen das Unternehmen nicht gefährden. Nicht
jetzt.«
    »Vielleicht könntest du für ihn gehen?«, schlägt Geoff
Niall vor.
    »Ich hab gleich Klavierstunde«, murmelt Niall verlegen.
»Was ist mit dir, Victor?«
    »Auf keinen Fall«, sagt Victor. »Ich will nicht von der
Schule fliegen.«
    »Sieht so aus, als müssten wir's auf einen anderen
Abend verschieben«, sagt Mario zu Ruprecht.
    »Wir können es nicht auf einen anderen Abend
verschieben«, sagt Ruprecht mit zusammengebissenen Zähnen. »Heute Abend endet
der Ionisationsstoß von Cygnus X -3. Es muss

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