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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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heute Abend sein.«
    Aber ein Kondor kann nicht mit nur einem Flügel
fliegen, das weiß jeder. Die Operation steckt in ernsthaften Schwierigkeiten,
und es lässt sich nicht leugnen, dass die Reaktion des Kommandeurs auf die
Krise einiges zu wünschen übrig lässt: Er stampft durchs Zimmer wie ein
überdimensioniertes, kampflustiges Kleinkind, tritt gegen den Papierkorb, gegen
Schuhe und was ihm sonst noch in die Quere kommt, während die übrigen Teammitglieder
ergeben die Köpfe senken und an arme Bananenpflanzer inmitten eines tropischen
Unwetters erinnern. Und dann greift das Schicksal ein, in Gestalt von Marios
Zimmergenossen Odysseas Antopopopolous, der plötzlich in der Tür steht und
fragt, ob ihm jemand eine Salbe gegen Pilzbefall leihen kann.
    Fünf hinterlistig blickende Augenpaare richten sich auf
ihn.
    »Wobei, ich weiß nicht so genau, ob es ein Pilz ist«,
sagt Odysseas. »Könnte auch eine Allergie auf Viskose sein.«
    In Nullkommanichts wird er über die Lage ins Bild
gesetzt. Letztlich ist es nicht ganz klar, ob Odysseas halbwegs begreift,
worauf er sich da einlässt, aber nachdem er monatelang Marios wirren
Ausführungen zu dem Thema gelauscht hat, will er St. Brigid's unbedingt einmal
selbst von innen sehen. Der Kondor ist wieder flugfähig! Außerdem hat Odysseas
einen ganzen Kleiderschrank voll schwarzer Fechtausrüstung, geradezu ideal für
verdeckte Operationen, die er dem Team gern zur Verfügung stellt.
    Als die Schuluhr die volle Stunde schlägt - Geoff ist
schon vorausgegangen, um den Wachmann aufzuspüren -, drängeln die drei anderen
sich an der Tür zusammen, stimmen ihre Handys aufeinander ab und ähneln in
ihrer düsteren Montur weniger Kondoren als entlaufenen Satzzeichen: zwei
Klammern und ein dicker, fetter Punkt. »Bis dann, Victor! Bis dann, Niall! Wir
schicken euch eine Postkarte aus der nächsten Dimension!«
    Damit laufen sie zur Tür hinaus und die Treppe hinunter
und sind auf dem Weg in die Geschichte.
     
    Fünf Minuten später, als Skippy sich gerade mit Lori
und ihren Eltern zum Essen setzt, hocken sie rittlings auf der Trennmauer. Von
irgendwoher aus dem Dunkel dahinter ertönt die Melodie zu Bunnington Vittage, dort, wo Geoff sich mit dem Torwächter von St. Brigid's
durch das Knöterichgestrüpp schlägt. Direkt unter ihnen, den Blick unverwandt
auf sie gerichtet und mit seinem Stummelschwanz alles andere als freudig
wedelnd, steht ein kleiner, weißbraun gefleckter Beagle.
    »Vielleicht will er ja nur spielen«, meint Odysseas.
    »Ha«, sagt Mario. Die Augen des Hundes schimmern im Dunkel;
seine lange Zunge schnellt über gefletschte Zahnreihen hin und her.
    »In a glade in a forest«, lässt sich Geoff Sprokes Stimme von fern vernehmen, »where there's magic in the air...«
    Ein kalter, mit Regentröpfchen versetzter Wind streicht
über ihre Wangen.
    »Schöner Plan«, lautet Marios sarkastischer Kommentar
zu Ruprechts beschämtem Schweigen. »O ja, ganz eindeutig das Werk eines
Genies.«
    Offensichtlich hat irgendwann während der Startphase
des Unternehmens der Kommandeur und wissenschaftliche Leiter der Operation
Kondor das Trockengebäck verzehrt, das zur Neutralisierung von Nipper bestimmt
gewesen war.
    »Here comes William Bunnington«, singt Geoff bänglich, »with his friend Owl - he's the Mayor
...«
    » Hunde kuchen! Da denkst du dir diesen ganzen
verwickelten Plan aus, mit allem Drum und Dran, und dann, noch bevor wir
überhaupt losziehen, frisst du die Hundekuchen auf!«
    »Ich konnte nichts dagegen machen«, sagt Ruprecht
niedergeschlagen. »Wenn ich nervös bin, kriege ich immer Hunger.«
    »Das waren Hundekuchen!«
    »Was jetzt, wir können doch nicht ewig hier oben
bleiben«, sagt Odysseas.
    »Also, ich steig da nicht runter und lass mir meine
Kronjuwelen abbeißen«, erklärt Mario und kratzt sich am Ohr. »Dieses verdammte
Viskosezeug, das juckt wie der Teufel!«
    »Bunnington Village«, kräht Geoff in immer beschwörenderen Tönen, »where the squirrels make Nut Soup ...«
    »He, Bürschchen, warum in Gottes Namen hörst du nicht
endlich mit diesem Höllenlärm auf?«, ertönt die raue Stimme von Hausmeister
Brody.
    »So kann ich mich besser konzentrieren«, hören sie
Geoff erwidern. »Wenn ich nach was suche.«
    »Bist du überhaupt sicher, dass der Ball hier
reingeflogen ist?«
    »Ich denke schon«, sagt Geoff.
    Unter ihnen richtet der Hund sich offenbar auf einen
längeren Aufenthalt ein.
    »Vielleicht sollten wir das Unternehmen

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