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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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völlig anderes Hoheitsgewässer hier, und ich habe Angst, bei Jana in Untiefen zu geraten. Ich will nicht absaufen! Verzweifelte Gedanken in einer schier aussichtslosen Lage. Mein Kopf rotiert derart, ich halte ihn mit beiden Händen fest.
    » Hallo, schöne Frau. Wie wäre es denn mit uns beiden?« Walter bietet Jana einen Arm an, in den sie sich grinsend einhakt.
    Das ist es. Lockerheit! Klar, Walter kann relaxt witzeln, für ihn ist ja alles nur ein Spiel.
    » Andi, der andere Arm ist noch frei …«
    Was? Was für ein kühnes Manöver! Sven weicht unwillkürlich einen Schritt zurück, ich greife zu und klemme Jana in der Mitte fest. Läuft.
    » Gut gemacht.« Walter lässt es nicht allzu väterlich klingen. » Und nun die Ansprache, Herr Kapitän!«
    Wer, ich, sofort? Uff, okay, ich konzentriere mich ganz auf Jana. » Du … du lachst lustig.«
    » Ist das jetzt wieder so ein Spruch von dir, Andi?«
    » Nein. Du lachst wie jemand, der Spaß am Leben hat. Ich mag offene und positive Menschen.«
    » Danke, dann freut es mich.«
    Peng. Emotionstreffer! Diese ehrliche Kugel war ein durchschlagender Erfolg. Walter ballt die Hände zu Fäusten, jubelt mir über ihren Kopf hinweg zu. Jetzt nachladen. Alle Mann an Deck! In die Brassen, ihr Hunde! Käpt’n Jack Andi Sparrow ist zurück auf der Brücke!
    » Ja, dann wollen wir eure begonnene Beziehung mal feiern!« Walter, bitte. Der erste Schuss droht zum Rohrkrepierer zu werden. » Ich sollte Schampus ordern!«
    » Haha«, lacht Jana, » das ist wirklich witzig. Walter, ich darf mich doch gar nicht mit Gästen einlassen.«
    » Was?« Meine spontane Reaktion fällt heftiger aus, als wenn sie geplant gewesen wäre.
    » So sehen es die Regularien des Reiseveranstalters vor«, sagt Jana zur Begründung.
    » Ähm, das gilt doch nur auf dem Festland … oder?«
    » Ja, ganz genau. Speziell in Erdlöchern und Tunneln«, grient Sven.
    So geschockt und belämmert wie ich bin, fällt mir nichts Sinnvolles ein. Landratten-Regeln sind das. Die können mir doch nicht einfach den Wind aus den Segeln … können die mir doch nicht! Hoffentlich lächle ich nicht wieder dümmlich. Ich bin irritiert, ja, und das macht mich wütend!
    Ungläubig schüttelt Walter seine weißen Haare. Er wendet sich an einen Vietnamesen, der gerade an uns vorbeiläuft.
    » No Sieger-Schampus please. I’m sorry.«
    » Wie kannst du nur so unflexibel sein!«, schnaube ich Jana an. Zumal gegen ihre eigene Überzeugung, ganz bestimmt. Von meinem Angriff überrascht, löst sie sich aus meinem Arm.
    Wegen »Regularien«, ich glaub’s nicht, wie deutsch ist das denn! Ich bleibe stehen und schmolle in mich hinein. Okay, Sven ist damit auch raus. Aber ich bin sogar an zweiter Stelle raus, habe also in der Disziplin »Durchfallen« noch verloren! Mehr Schmach geht nicht.
    Erst diese Katastrophe, und dann kommt auch noch Kristin dazu. Sie wendet sich zu mir um. » Für uns ist es ja auch nicht schön, dich versagen zu sehen.«
    Vielen Dank für den familiären Fangesang. Versager zu sein ist kein einfacher Job, den allerdings scheine ich zu beherrschen.
    » Gute Nacht«, sagt Jana und entschwindet im Dunkel.
    » Ich muss auch in die Heia«, verabschiedet sich Walter und hält dabei seine Faust ans Ohr, so als wolle er sagen: Wir telefonieren.
    Immerhin bin ich mit Jana Arm in Arm gelaufen. Das ist doch ein Fortschritt, das hätte sie ja nicht tun müssen! Was hat es zu bedeuten? Jana beachtet mich wieder, aber ist sie auch interessiert? Selbst wenn – was nützt es mir, wenn sie sich an besonders beknackte Reiseregeln hält?!
    Oder sind die ihr nur ein willkommener Grund, bei mir zu meutern? Will sie mich überhaupt nicht? Das hätte sie aber nicht gut durchdacht.
    » Hör auf, so blöd zu glotzen!«, knurre ich den Fluss an.
    Meine Grübeleien lassen mich auf der harten Matratze hin und her rollen. Orientierungslos liege ich wach, aber mir kommen keine Erkenntnisse. So bringt das nichts, da könnte ich genauso gut pennen. Nein, kann ich eben nicht. Hm, ich hätte den Mekong nicht anblaffen sollen und Jana schon mal gar nicht. Ich starre auf die breiten Holzbalken über mir, es sind acht. Rückwärts gezählt sind es noch mal so viele. Minute für Minute reiht sich lähmend aneinander. Dann döse ich eben nicht ein, pöh. Wenn ich schlafe, kann ich nicht an Jana denken.

Freitag, 13. Februar
    EIN HALLELUJA AUFS MEKONG-DELTA C
    Unentschlossen stehe ich im Bad, immer noch verärgert. Mit Kim bin ich nach zwei Jahren

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