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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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hanswurstig, wäre Harald-Verhalten.
    Verdammt, warum ist dieser Morgen eigentlich so verwirrend? Sicherlich ist es noch zu früh, Jana bereits als meine neue Freundin zu outen. Wobei, Mutti würde das zweifellos freuen.
    Allerdings hat sie mir doch Jana überhaupt erst eingebrockt! Wenn ich das mal bedenke: Meine Mutter hat mir meine neue Liebe besorgt. Ich schüttle den Kopf.
    Das … das geht natürlich gar nicht!
    Beim nächsten Stopp verlässt uns Toni, um zurück nach Saigon zu fahren. Es ist unser letzter Tag in Vietnam, er hat seinen Job als »staatlicher Aufpasser« erfüllt. Viel mehr als das: Dieser Schlacks, der immer grinsend um die Ecke geschlurft kommt – er ist ein Monument der Männlichkeit. Dass er meiner Schwester seine Frühlingsrolle dargeboten hat, klammere ich jetzt mal aus, ansonsten hat er ganz klar meine Anerkennung, und außerdem bin ich doch quasi selbst am Ziel!
    » Ngang nhu cua«, sagt Toni zu mir.
    » Was heißt das?«
    » ›Stur wie eine Krabbe‹ sagen wir Vietnamesen. Weil die ja unbeirrt immer nur in eine Richtung läuft.« Noch einmal grinst er schelmisch. » Du musst keine Krabbe sein.«
    Ich klopfe Toni auf die Schulter. Aye, Aye, ich bin Käpt’n Jack Andi Sparrow!
    Und Jana mag mich, das habe ich jetzt einstimmig beschlossen, und dabei bleibt’s. Ich glaube, mit meiner Geschichte über die ewige Liebe der Präriewüstenmäuse habe ich sie berührt, ja emotional entführt.
    Damit dürfte wohl auch dieses Gedöns hinfällig sein, dass sie sich nicht auf Reisegäste einlassen darf. Sollte sie noch einmal darauf pochen, trete ich eben offiziell von der Reise zurück und fahre als blinder Passagier weiter mit. So gewitzt bin ich allemal, überhaupt kein Problem für mich! Einwandfrei, wie sich das Blatt gewendet hat. Eben noch die Arschkarte – und jetzt das Ass im Ärmel!
    » Herzlichen Dank, du warst eine tolle Unterstützung.« Jana hat nur lobende Worte für Toni und überreicht die 200 Dollar Trinkgeld, die wir gesammelt haben. Johlend applaudieren wir ihm.
    Toni, der ab morgen wieder Tráng heißt, bedankt sich im Namen seiner 86 Millionen Landsleute für unser Interesse – und bittet darum, überall für sein Land zu werben. » Es ist mir ein Bedürfnis, dass Vietnam in der Welt wahrgenommen wird. I love it!«
    Und die Frauen, die liebt er auch.
    Jana ist erstaunt, dass Toni uns zur Verabschiedung umarmt, Kristin besonders innig.
    » Bei aller Herzlichkeit der Asiaten: Das ist eigentlich nicht üblich.«
    Sie hat wohl nicht mitbekommen, dass es für Toni auch eine Tour d’Amour gewesen ist, er also intensiven Körperkontakt zu schätzen weiß. Schön, wie unbedarft Jana doch sein kann.
    Bevor Toni geht, zeigt er noch mal auf mich. » Karma, Kumpel!«
    Klar ist es schade, dass wir Vietnam bereits morgen hinter uns lassen. So ein Urlaub ist nun mal befristet – umso wichtiger daher, in dieser Zeit so viel wie möglich zu erleben. Wenn ich mir jetzt vorstelle, mit meinen Kumpels über drei Wochen am Strand von Mallorca abzuhängen und mit weiblichen Förmchen und Sangria-Eimern zu spielen … nee, da würde ich bekloppt.
    Nur: Wie erkläre ich ihnen, dass meine Mutter mich verkuppelt hat? Meine Jungs lachen mich doch aus!
    Es ist wohl besser und realistischer, wenn ich sage, Jana wäre mir im Urwald zugelaufen.
    Auch Kurt sieht Probleme, weswegen er seinen Freund anraunzt, als wir im Ort den Bus verlassen. » Mein Gott, Walter, du verdirbst die Taschengeldpreise für Frauen!«
    Der hat nämlich seiner Vera gestattet, den Rest ihrer vietnamesischen Währung zu verjubeln.
    » Dafür verdirbt es ihr nicht die Laune und mir nicht den Rest des Tages«, reagiert Walter gewitzt.
    Eine schwarze Spinne krabbelt über den Duschkopf, und es fehlen Handtücher. Ich ziehe den verranzten Vorhang wieder zu, dann dusche ich eben nicht. Das Hotel in Chau Doc ist das einfachste Quartier der ganzen Reise, lediglich sechs Dollar kostet die Nacht, dafür teilen wir unser Zimmer mit Geckos.
    Durch die geöffnete Tür höre ich, wie sich Vera auf dem Flur über Harald wundert. » Warum fotografierst du denn die abgeblätterte Fassade und nicht das beschauliche Panorama des Mekongs?«
    Der Speiseraum des Hotels ist eine Veranda, die idyllisch direkt am Fluss liegt. Über eine wackelige Holztreppe laufe ich zum Wasser hinunter. Kurt fehlt als Einziger beim Dinner, weil er im Ort beim Zahnarzt ist.
    Jana weiß warum. » Sein Gebiss muss geklebt werden, es ist beim Mittagessen

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