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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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Fröhlich, als wäre nichts gewesen. Ihr scheint die unfreiwillig verursachte Aufmerksamkeit zu gefallen.
    » Du trinkst heute keinen Alkohol!«, erklärt ihr Jana sehr bestimmt. » Damit dein Blut nicht dünnflüssig wird.«
    Kurt dröhnt von der Rückbank. » Schnickschnack mit dünnflüssig, das ist doch ein Ammenmärchen!«
    » Genau, das entscheiden wir von Glas zu Glas«, schlage ich vor.
    » Sehr gut, das ist der Spruch des Tages«, sagt Kurt.
    Bereits um 12:42 Uhr, klasse. Den neidischen Blick von Kristin genieße ich sichtlich.
    Je südlicher wir fahren, desto tiefer dringen wir ins Mekong-Delta vor und desto stärker spreizt sich die Landschaft. Ich sehe Seitenarme und Kanäle, die sich wie Baumkronen verästeln. Den Blick aus dem Busfenster ergänzt Jana zuverlässig um den Audioton.
    » Hier sind wir also am oberen Mekong. Wärme und Feuchtigkeit machen die Gegend zur Reiskammer des Landes. Übrigens nicht nur des eigenen: Vietnam ist weltweit zweitgrößter Exporteur, nach Thailand.«
    Toni dagegen ist sein Lieblingsthema wichtiger. » Die Frauen im Mekong-Delta sind die schönsten Vietnams!«
    Seine Begründung klingt dreifach schlüssig: weil sich vor 200 Jahren ein König mit 100 hübschen Konkubinen hier angesiedelt habe, weil die Südvietnamesen jeden Tag viel frische Früchte essen und weil das günstigere Klima einen lockereren Lebensstil als im Norden erlaube. Alles klar, hier hätte Toni immer eine zu pimpern. So viele attraktive Frauen, aber bestimmt ist keine dabei, die auch nur annähernd so aussieht wie Jana.
    Sie … sie ist die pure Reizüberflutung.
    Um die Kleinstadt Can Tho zu erreichen, setzen wir auf einer Fähre über den Fluss. An der schmalen Reling schaut Jana auf die Bäume, deren Wurzeln an der Uferböschung ins Wasser staksen, als würden sie auf Stelzen durch den Mekong stolzieren.
    Ich fühle mich weniger erhaben, komme mir eher wie auf Krücken vor.
    » Danke, dass du dich um meine Mutter gekümmert hast«, sage ich zu Jana.
    » Das gehört zu meinen Aufgaben«, sagt sie, ohne mich anzusehen.
    » Trotzdem nett.«
    » Für deine Mutter gerne.« Sie blickt weiter in die schwache Strömung. » Sonst hast du mir nichts zu sagen?«
    » Du bist super!«
    Angriff ist die beste Verteidigung …
    » Idiot.«
    … nicht immer.
    Unwirsch wendet sie sich mir nun zu.
    » Nix als Sprüche! Wenn du tatsächlich so denkst, warum behandelst du mich nicht auch so?«
    » Sorry, hm, meine Sprüche waren dämlich, waren ja auch nicht persönlich gemeint. Nur wenn ich Hunger habe oder müde bin, dann …«
    » … dann benimm dich trotzdem wie ein Mensch!« Jana packt ihre Tasche und dreht sich zur Treppe um, die runter zur Parkfläche führt. » Wir sind gleich da.«
    Walter klopft einem Mopedfahrer auf den Helm.
    » Schönes Ding, auch ohne Visier.«
    Der junge Typ hupt, als er von Bord rollt.
    » Made in China!«, ruft er stolz.
    Der reinste Hormon-Horror. Ja, genau das ist Jana. Klar bin ich nicht immer ein Gentleman, fehlendes Benehmen würde ich mir aber nicht vorwerfen wollen. Okay, wahrscheinlich würde aus mir nie ein sonderlich brauchbarer Ritter. Aber wenn sie etwas bräuchte, irgendwas, ich würde für sie plündern!
    Und noch eines ist mir ganz klar: Ich will Jana nicht erbeuten, ich will sie erobern.
    Die Algen treiben wie Girlanden auf dem Mekong, schwach angeleuchtet von den Neonlampen der kleinen Hafenpromenade. Mir würden solche Spaziergänge durchaus gefallen – wäre nicht die ganze Gruppe dabei.
    » Na, Andi, verschwindest du gleich noch in ’nem Erdloch?« Sven soll den Mund mal nicht zu voll nehmen. Na, wahrscheinlich ahnt er bereits seine Niederlage bei Jana und versucht sie nun mit markigen Sprüchen zu kaschieren.
    Ich frage mich nur, warum Jana schon seit dem Hotel neben ihm läuft? Was hat sie?
    Angst, dass ich nicht der Richtige bin? Sorge, dass ich sie nicht glücklich mache? Was ist es? Kerl, Andi, das ist kein Kopfzerbrechen, das ist Kopfzerstückeln! Der Krempel muss irgendwie raus aus meinem Schädel. Aber lieber nicht durch den Mund, sonst gibt’s nur wieder Ärger.
    Sven plaudert unverfroren einfach weiter mit Jana. Was soll diese rotzfreche Konkurrenz zu mir? Dieser Rüpel ist doch echt ein Fall für die Heckenschere. Der könnte sich doch auch an Antje halten! Genau, ich sollte meine Schwester vorschicken, damit sie Sven wegflirtet. Das ist nicht anständig gedacht, aber es herrscht Ausnahmezustand, und Antjes Freund ist weit weg. Genau, das ist doch ein

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