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Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)

Titel: Muscheln für Mutti: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Dörr
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wäre noch doofer. Wenn Monika, die Nachbarin unter mir, nicht ab und zu feucht wischen würde, wären die Streusandhäufchen bereits ausgewachsene Dünen. Ich bin gerade verlassen worden und komme mir vor wie der letzte Dreck.
    Wie passend. Anscheinend trennen sich die Frauen lieber von mir als von ihrem Abfall. »Müll, wenn du runtergehst, nimm doch bitte den Andi mit.«
    Meine Nachbarin Monika ist nett. Nicht das »nett«, das keiner hören will, sie ist wirklich nett. Allerdings ist sie doch eher der blasse Typ, also zu zurückhaltend, um das zu wagen, was sie wirklich will.
    Im Erdgeschoss verharre ich kurz vor ihrer Wohnung und nehme im Flur einen kräftigen Schluck. Mooh, lecker süffig. Wer die Treppe hoch- oder runterläuft, kommt zwangsläufig an ihrer Tür vorbei. Monika ist seit Jahren Single, und ihre Ansprüche sind nur noch so hoch wie ihre Fußmatte. »Hauptsache hetero«, das ist ihr noch als Motto geblieben.
    » Ich bin zwar nicht leicht zu haben, dann aber doch kompromissbereit«, hat sie neulich zu mir gesagt, als ich mein Rad in den Innenhof geschoben habe.
    Auf einmal öffnet sich ihre Tür, und da steht sie.
    » Mensch, Monika, gerade haben wir noch von dir …«
    » Wir?«, fragt sie und schaut nach rechts und links in den Hausflur.
    Stimmt, eine blöde Verlegenheitsfloskel von mir, ich bin ja jetzt solo. »Solo«, was für ein saublödes Wort. Noch blöder als »Einschreibenrückschein«.
    » Dingens … schick siehste aus.« Ich versuche, die Kurve zu kriegen. » Gehste noch raus?«
    » Na ja, zur Mülltonne. Ich mache mich doch neuerdings immer schick, wenn ich die Wohnung verlasse.«
    » Zur Mülltonne?«
    » Ach Andi, selbst auf dem Weg könnte ich doch ihn treffen.« Sie sagt das nicht deprimiert, sonderlich fröhlich klingt es dennoch nicht.
    Mit dem betonten »ihn« meint sie den Traummann, ihren ›Mr. Right‹, den sie so gerne hätte. Ich bin kurz davor, Monika zu erklären, sie solle die Finger von den Männern lassen. Weil ich seit einigen Minuten generell von einer Beziehung abraten würde. Soll ich ihr das wirklich sagen? Einer langjährigen Singlefrau, die sich nichts sehnlicher wünscht als einen ebenfalls netten Typen?
    » Gute Idee, Monika. Richtig so.« Ich trinke einen gewaltigen Schluck und wische mir über den Mund. » Wenn du deine Wohnung nur noch tipptopp angezogen verlässt, öhm, lohnt das denn … unsere Tonne steht doch direkt hinterm Haus? Ich meine, sollen wir die nicht einfach etwas weiter weg stellen – um deine Chancen zu erhöhen!?«
    » Du meinst …«
    » Ja, einfach ’n Stadtteil weiter.«
    » Das ist süß von dir.« Sie blickt kurz zu Boden.
    Was für tolle Tipps ich in meiner Situation noch gebe! » Wir Singles müssen doch zusammenhalten.«
    » Wieso denn du, was ist mit …?«
    » Aus, vorbei und weg. Du, ich muss jetzt echt mal raus!« Ich löse mich vom Treppengeländer.
    » Lass das doch vom Psychologen machen, Andi. Ich kenn da einen guten …«
    » Danke!« Die Haustür knallt hinter mir zu.
    Unwirsch stapfe ich über den Bürgersteig. Der Schnee von gestern ist zu dreckigen Klumpen geschrumpft. Der Winter könnte endlich mal vorbei sein. Ich atme die Nacht ein, fühle mich aber kein Stück besser, frische Luft ist auch nicht mehr das, was sie mal war.
    Und wenn Kim einfach einen schlechten Tag hatte? Wenn sie morgen alles bereut? So sprunghaft wie die Weiber sind. So sprunghaft wie … Kängurus. Nee, der Vergleich ist blöde.
    Ich schaue hoch in den klaren Himmel. So sprunghaft wie … diese ganze Welt. Also, das Weltall, das springt natürlich nicht, es expandiert seit dem Urknall. Anfangs so groß wie eine Murmel und heute …, nicht dass ich von Physik Ahnung hätte. Ich habe mir dieses Zeug nur angelesen, um Frauen zu beeindrucken. Aber was interessieren mich Kräfte, die auseinanderdriften, wenn Kim mich doch gerade verstoßen … verdammt … es hängt alles zusammen!
    »Wir sind nur aus Sternenstaub«, diese Songzeile hört man ja nicht nur öfter im Radio, das stimmt ja tatsächlich. Erst war die Materie, aus der die Bakterien entstanden sind. Und daraus wurde Adam, der mal besser auf seine Rippen aufgepasst hätte.
    » Kann ich die haben?« Ein Flaschensammler hat sich mir im Dunkeln genähert, an seinem Fahrradlenker hängen zwei Plastiktüten, die bereits halb gefüllt sind.
    » Ja, klar. Moment.« Die Pfütze am Glasboden stürze ich noch runter. » Hier.«
    Er dreht die Flasche auf den Kopf, ein letzter Tropfen rinnt

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