Muscheln für Mutti: Roman (German Edition)
» Fahren Hotelzimmer.«
Donnerstag, 19. Februar
»ALLES ROGER IN KAMBODSCHA!« C
» Kurt, pass auf mit meinen Holzschalen!«, kommandiert Mechthild.
Sie achtet sehr genau auf ihre Sachen, als wir am Morgen unsere ausgebeulten Gepäckstücke und neu gekauften Taschen in den Bus zum Flughafen stopfen.
Kurt reagiert ganz gelassen. » Auch wenn du diesen Tag als böse Hexe beginnst, meine Mechthild, du entwickelst dich ja doch noch zur Elfe.«
Auf einmal ist der Gedanke, dass wir im winterlichen Deutschland landen, gar nicht mehr so unsympathisch. Auf einmal steigt ein gutes Gefühl in mir auf. Ich will heim! Kambodscha und Vietnam sind Superländer, definitiv, aber ohne Jana verlieren sie ihren Reiz.
Ja, nun ist es wirklich genug. Wir haben alles erlebt, alles gekauft, alles fotografiert. Die Speicherkarte meiner Digicam ist voll – erstmals in einem Urlaub. Es sind bestimmt 2500 Bilder darauf, viel zu viele.
» Wer will die denn daheim alle ansehen?«, frage ich Vera.
» Also, ich lass die erst mal von meiner Nichte aussortieren.«
» Aber die war doch gar nicht dabei.«
» Ja, gerade deshalb.«
Gar keine schlechte Idee.
Vier Wochen, bis ich Jana wiedersehe, der Zeitraum kommt mir immer länger vor.
» Habt ihr alle eure Reisepässe dabei?« Harald ist am Mikrofon in seinem Element, allerdings kein Ersatz für Jana.
Außerdem ist es doch eine rhetorische Frage. Wer seinen Pass jetzt, auf der allerletzten Etappe der Reise nicht dabeihat, der wäre wirklich zu bedeppert.
Der Bus ist losgefahren und bereits 200 Meter vom Hotel entfernt.
» Mooomeeent!«, schreit Antje. » Ich hab den Safe nicht ausgeräumt! Mein Pass, mein Ticket, mein Geld! Scheißeee!«
Die Vollbremsung lohnt also.
Selbst Harald schüttelt den Kopf, als sie aus dem Bus springt.
Minuten vergehen.
Dann sehen wir sie bereits wieder auf uns zusprinten. Walter macht einen letzten Scherz.
» An-tje, An-tje, An-tje«, stimmt er rhythmisch an.
Als sie mit ihren Papieren wieder zur Tür reinhechtet, johlen alle, als hätte sie eine Ziellinie überlaufen.
» Bin ich hier der Running Gag oder was?«, beschwert sich Antje etwas atemlos.
» Nun, ich vermute: Würdest du nach Kambodscha auswandern, gäbe es hier bestimmt bald einen ›Ruinen-Run‹ kreuz und quer über die Tempel«, lacht Walter.
Der Weg zum Flughafen ist mir ja bereits bekannt, im Bus und bei Tageslicht allerdings deutlich komfortabler. Auch die vielen wilden Tiere sind jetzt nur noch zu erahnen.
Ich bin so aufgewühlt, so euphorisch, dass mir Tränen in die Augen steigen. Tränen der Hoffnung auf eine wirklich beständige Beziehung und einen wunderbaren Menschen. Ich lächle aus dem Fenster.
Und wer ist daran schuld? Meine Familie, ausgerechnet. Diese Nervengänger, diese Quälgeister, sie haben mich durch den Urlaub geschleppt und nicht aufgegeben, meine Glückseligkeit zu beflügeln. Das Karma ist wohl geduldig und nimmt offenbar auch Umwege in Kauf.
Gut, einige von Antjes, vor allem Kristins, sogar Muttis Methoden waren sehr fragwürdig, ganz klar, aber letztlich … sie haben mir nicht nur Gutes gewollt, sondern auch getan!
Ich wollte sie niemals eintauschen.
Unser Gepäck ist rasch entladen. Im Gebäude angekommen, laufe ich schnurstracks auf die Anzeigetafel zu, wir müssen zum Gate 3. Sieh an, zwei Stunden nach uns hebt die nächste Maschine nach Sydney über Bangkok ab.
» Die ist bestimmt voll besetzt, wenn es sich herumgesprochen hat, dass Jana dorthin unterwegs ist«, vermute ich beim Einchecken.
Kristin verdreht die Augen. » Ver-knallt, ver-knallt! Ich will den alten Andi wiederhaben.«
An der Sicherheitsschleuse halte ich den Verkehr auf. Ich Trottel habe verpennt, dass auch Bierdosen »Flüssigkeiten in Behältern über 100 ml« sind, also muss ich sie nach dem Durchleuchten aus dem Rucksack kramen.
» Er kann nicht gut sehen«, erklärt Kristin den Beamten gespielt sachlich, » Liebe macht blind, you know.« Sie lacht sich schlapp.
Natürlich will ich die Dosen mit dem schönen Schriftzug »Angkor« behalten. Darum renne ich von der Sicherheitsschleuse zurück zur Gepäckabfertigung.
Was für ein Glück, meine Reisetasche kann gerade noch herausgefischt werden. Als ich die beiden Dosen reinstopfe, freut sich der Security-Beamte, es ist noch derselbe von gestern Nacht.
» Ah, du magst unser Bier?«, fragt er auf Englisch.
» Schon, ja.«
» Warum dann nur zwei Dosen?«
Öhm … für Jana und mich reicht es.
Plötzlich piept es in meiner
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