Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
schweren Stahltüren, die halb gesprengt in ihren armdicken Scharnieren hingen. Die Schwarzen erwiderten das Feuer, wobei sie einander in einer exakten Choreographie ablösten und gegenseitig deckten. Dann rückten sie weiter vor. Die Verteidiger schienen sich zurückzuziehen. Aber wenn die Station Raum für Raum und Deck für Deck freigekämpft werden musste, konnte das eine Weile dauern.
Rogers rief den Offizier auf der externen Kommunikation und teilte ihm mit, dass er ihn als Auge und Ohr benutzte. Dann forderte er ihn auf, Meldung zu machen. Während im benachbarten Raum, einer langgestreckten Halle, noch Werferstrahlen hin und her blitzten, zog der Führer der Einheit sich hinter eine schützende Wand zurück.
»Bis jetzt zwei Verwundete, Sir«, keuchte er atemlos. »Mäßiger Widerstand! Am besten, Sie bleiben weiter online, dann sehen Sie alles. Ich gehe jetzt vor!«
Er lugte durch das aufgesprengte Schott, das durch mehrere Treffer zu einer zerschmolzenen kreisrunden Öffnung erweitert worden war, in den nächsten Raum. Aus zähen Rauschschwaden lösten sich zwei Soldaten, die einen Verwundeten nach hinten schleppten. Der Offizier ließ sie passieren und drang dann in die Halle ein. Die Waffe im Anschlag, an die rechte Wand gedrückt, pirschte er sich bis zum nächsten Durchgang vor. Zwei Unteroffiziere, die dort in Stellung gegangen waren, machten ihm hinter dem Rücken Zeichen, in ihrer Deckung zu bleiben. Einige Sekunden lang sah man nur ihre beiden Helme. Plötzlich nickten sie einander zu, schnellten nach vorne, feuerten mehrere dichte Salven in den nächsten Raum und waren verschwunden. Roter Nebel, wie schäumendes Blut, floss knöchelhoch aus dem Durchgang in den ersten Raum zurück. In der Leitung waren abgerissene Rufe und Schreie zu hören. Eine Detonation ließ die ganze Station erbeben.
Rogers wandte sich gelangweilt ab. Mit einer knappen Gebärde rief er den auf der Brücke verbliebenen Adjutanten heran.
»Wie heißt der Rädelsführer?«, fragte er, während er mit einem Auge den Schirm im Blick behielt.
Der Stabsoffizier, ein MasterBoard vor der Brust, kam rasch heran und beugte sich eilfertig zu Rogers herunter. »Wir vermuten, dass es sich um einen gewissen Albrecht handelt«, spulte er hervor. »Materialwissenschaftler im Rang eines Majors. Er soll die Einheit aufgewiegelt haben.«
Rogers nickte und entließ den Adjutanten mit einer Handbewegung. »Sie sollen ihn auf alle Fälle lebend bringen«, sagte er.
Der Adjutant salutierte, blieb aber unschlüssig auf der Brücke stehen. Er machte sich einen Vermerk auf seinem Board und zog sich dann wieder zurück. Rogers atmete schwer durch.
Die Leitung war von einem Durcheinander von Schreien, gebellten Kommandos und Explosionen erfüllt. Manchmal krachte es. Auch das Bild setzte bisweilen für eine Sekunde aus und kehrte dann flackernd wieder. Aber es war nichts zu erkennen außer Rauchschwaden, vorbeihuschenden Uniformen und narbig zerschossenem Stahl. Gerade schien der Stoßtruppführer sich hinter einen Träger zu kauern, dessen abgeplatzter Lack in zitternder Großaufnahme zu sehen war. Dann erreichte ihn der Ruf eines seiner Unteroffiziere.
»Kommen Sie schnell, Sir«, gellte es über die Brücke der Endeavour. »Das müssen Sie sich ansehen!«
Der Offizier erhob sich und rannte nach vorne. An einer Reihe seiner Schützen vorbei, die kniend in Anschlag gegangen waren und das Vorfeld sicherten, erreichte er den nächsten Raum. Er stolperte über einige dunkle Gegenstände, die auf dem Boden lagen. Man hörte, wie er erschrocken nach Luft schnappte.
»Sehen Sie das, General Rogers?«, japste er. »Das sind keine Opfer dieser Kampfhandlungen!«
Rogers richtete sich auf und kniff die Augen zusammen. Man sah Beine und Stiefel, die zwischen sackartigen Massen herumstakten. Offenbar richtete der Offizier seine Kamera und seine Aufmerksamkeit auf den Boden. Einige seiner Leute brachten Handflammer und Scanner. Der Raum schien gesichert zu sein. Es wurde nicht mehr geschossen. Im herumgeisternden Licht erkannte man, worum es sich bei den wulstigen Gegenständen handelte.
»Verdammte Bastarde«, zischte Kurtz.
Rogers drückte das Kinn in die Faust. Mit steinerner Miene betrachtete er die flackernden, aber unzweideutigen Bilder. »Damit war zu rechnen«, knurrte er. Dann griff er nach dem Kommunikator und wandte sich laut an den Stoßtruppführer. »Lieutenant, wieviele sind es?«
Mehrere Männer waren damit beschäftigt, die leblosen
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