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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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da.
    »Dreißig Tote«, murmelte Rogers vor sich hin, »fünfzig Verwundete. Mindestens drei Monate Produktionsausfall. Wir werden die Zügel straffer anziehen müssen. Noch so ein Vorfall, und das ganze Kolonisationsprojekt ist gefährdet.«
    Die Männer in ihren schwarzen Uniformen schoben sich behutsam an ihn heran. Er bemerkte sie und verstummte.
    »Sir«, sagte der Lieutenant. »Können wir Ihnen helfen?«
    Rogers nickte versonnen. Seine Miene hellte sich wieder auf. Er klopfte dem Führer seiner Kampfeinheit auf die Schulter. »Bringen Sie mich auf mein Schiff«, sagte er. Und indem er einen letzten Blick über die zerstörten Synthetisatoren gleiten ließ, fügte er hinzu: »Was man sabotieren kann, das kann man auch wieder instand setzen. Aber was wir nicht ersetzen können, das ist die verlorene Zeit.«
     
    *
     
    Das Schiff war nach der Landung auf Stand By gegangen. Das Feld, das von dem Sarkopharg aufgebaut worden war, schwächte sich ab. Es erlosch jedoch nicht ganz. Das blutige Farbenspiel, das über die Terrassen perlte, verblasste. Die riesige Halle machte den Eindruck einer Brücke, die nach dem Aufsetzen des Schiffes auf neue Anordnungen wartete. Gleichzeitig drangen entfernte Aktivitäten heran. Unsere Außenmikrophone registrieren merkwürdige Geräusche. Irgendwo schien Metall über Stein zu scharren, als schleife jemand einen Stahlbesen über einen Hof aus rissigem Marmor. Er erwies sich als richtig, dass wir die Helme aufgelassen hatten, denn unsere künstlichen Sinnesorgane waren wesentlich schärfer als unsere natürlichen. Selbst Jennifer musste das zugeben. Außerdem hatten wir die Abschirmung unserer Anzüge auf die höchste Stufe eingestellt. Das würde uns, falls es zum Schusswechsel kam, zumindest gegen leichte Strahlenwaffen wappnen.
    In der Arkade spielten sich rätselhafte Dinge ab. Der dunkelgefallene Gang jenseits der runden Torbögen füllte sich wieder mit gelbem und blauem Licht. Aber es floss jetzt langsamer dahin. Es war, als bildete ein zitronenfarbenes Pastellgelb die Standardbeleuchtung. Von diesem hoben sich kobaltblaue Lichtstränge ab, die jeweils etwa vier Torbögen oder rund zwanzig Meter lang waren. Sie glitten, von zischenden Geräuschen begleitet, dahin. Mit pneumatischem Pfeifen und Rumpeln erschien am hinteren Ende der Arkade, nur wenige Schritte von uns entfernt, wieder ein solcher blauer Lichtzug. Er glitt von uns fort, auf die Stirnwand zu. Dort hielt der dunkle Balken an. Zwei gedrungene Wesen humpelten heraus.
    »Es ist ein Beförderungssystem«, flüsterte Taylor.
    Er sah gebannt nach vorne, wo die zwei Gestalten sich an der Basis der großen Treppe zu schaffen machten.
    »Schsch!«, zischte Jennifer. »Absolute Funkstille!«
    Wir drückten uns noch dichter aneinander. Ich konnte nur hoffen, dass nicht plötzlich über unseren Köpfen ein solches grelles Licht anspringen würde.
    Aber bis jetzt schienen die Fremden uns noch nicht bemerkt zu haben. Es waren unverkennbar zwei Sineser, ungeschlachte, bullige Gesellen, wie Sumoringer mit Nilpferdschädeln. Sie watschelten und schnauften am Fuß der Terrassenanlage herum. Nachdem sie sich an der abgewandten Seite der untersten Stufe zu schaffen gemacht hatten, wandten sie sich den steinernen Figuren zu. Sie inspizierten sie, drängten ihre massigen Körper zwischen den Gruppen der Skulpturen hindurch und untersuchten die gefrorenen Gewänder und die betonschweren Fundamente.
    »Was treiben sie da?«, hauchte ich tonlos.
    Das Geschehen war zu weit entfernt, als dass wir Details hätten unterscheiden können. Dennoch kam es mir so vor, als hätten die beiden Eindringlinge eine der Skulpturen bewegt. Sie schoben sie beiseite, als müssten sie ein Neuarrangement der Figurengruppe vornehmen.
    »Sie wirken irgendwie – fachkundig«, flüsterte Lambert.
    Sie kannten sich hier aus. Daran war kein Zweifel möglich. Irgendwie war es ihnen möglich, die tonnenschweren, mit dem Boden verschraubten Skulpturen, die wir in der Schwerelosigkeit nicht hatten vom Fleck bringen können, herumzuschieben. Oder bewegten sich die Figuren von selbst? Hatten sie irgendeinen Mechanismus aktiviert, der die Gestalten zum Leben erweckte. Mit unguten Gefühlen warf ich einen Blick über die Schulter und musterte die schweigsame Hundertschaft zottiger Wesen, die dort ihrer Wiedererweckung harrte.
    »Verdammt«, knurrte Jennifer, »was geht hier vor?«
    Auch sie hielt sich jetzt nicht mehr an ihr selbstauferlegtes Schweigegebot. Die Vorgänge

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