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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Gegenstände auseinander zu zerren und sie in eine Reihe zu legen. Andere stellten die Identität der Leichen fest. Man sah einzelne, entstellte Gesichter. Anderen Ermordeten hatte man Säcke aus blauem Elastil über den Kopf gezogen.
    »Zehn«, hörte man den Offizier leise vor sich hinzählen, »zwölf – fünfzehn. In diesem Raum fünfzehn, Sir. Aber nebenan sollen auch noch einige liegen.«
    »Sichern Sie die Station«, sagte Rogers. »Und dann machen Sie mir persönlich Meldung.« Er ließ den Kanal zuschnappen. »Das war zu erwarten«, wandte er sich an Kurtz. »Das waren die, die sich den Anweisungen der neuen Herren widersetzten.«
    Kurtz nickte düster. Der Adjutant schaltete auf seinem MasterBoard herum. Nervös versuchte er sich Gehör zu verschaffen. Aber Rogers starrte mit abwesender Miene auf den Schirm, wo die Untersuchung der Leichen weiterging. Man sah auch Kampftruppen, die weiter vorrückten. Aber der Widerstand der Abtrünnigen schien jetzt in sich zusammengebrochen zu sein.
    »Sir«, nahm der Adjutant schließlich das Wort. »Was soll ich für das Protokoll ...«
    Rogers eisiges Schweigen ließ ihn verstummen. Totenstille breitete sich auf der Brücke der Endeavour aus. Die drei Männer verfolgten, wie der Stoßtrupp den nächsten Raum erkundete. Auch hier lagen sechs oder sieben Tote. Dann öffnete sich ein weiteres Schott. Aus einem großen Raum kamen mehrere Gefangene, die sich ergeben hatten und nun von schwarz Uniformierten abgeführt wurden.
    »Meine Männer«, sagte Rogers gedehnt zu seinem Adjutanten, »werden vor Ort alles aufnehmen und dokumentieren. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen werden.«
    Der Widerstand war erloschen. Einzelne Stoßtrupps durchkämmten das riesige Segment Gang für Gang, Deck für Deck, Raum für Raum. Dabei glichen sie die Meldungen über Tote, Verwundete und Gefangene mit den Personallisten der Station ab, bis sie sichergehen konnten, dass sie keinen Hinterhalt mehr zu befürchten hatten. Die gegnerische Mannschaft war vollständig aufgebracht worden.
    Rogers erhob sich. Er machte Kurtz ein Zeichen, den Bildschirm auszuschalten. Wenig später meldete sich der Adjutant, der in der Schleusenkammer das Vorrücken der Mannschaften überwacht und die Einbringung der Verwundeten und Gefangenen protokolliert hatte.
    »Segment VIII vollständig befriedet«, sagte er. »Fünf Verwundete in unsere Reihen, acht Tote.«
    Rogers schnitt ihm mit einer unwirschen Handbewegung das Wort ab. »Davon werde ich mich selbst überzeugen«, brummte er.
    Er wies Kurtz an, die Endeavour weiter längsseits zu halten. Dann ließ er seine Adjutanten stehen und stiefelte zur Schleusenkammer hinüber. Inmitten seiner Männer, die aus der Schleuse zurückfluteten, legte er den Raumanzug an. Einen verdutzten Corporal, den er wahllos aus der Menge herausgriff, forderte er auf, ihm dabei behilflich zu sein. Bevor er den Helm aufsetzte, schritt er die Reihen der Soldaten ab. Er nickte ihnen aufmunternd zu, klopfte hier einem auf die Schulter, verpasste dort einem einen kameradschaftlichen Boxhieb vor die Brust. Die Männer jubelten ihm zu. Dennoch war ihnen die Bedrückung anzumerken, in die das Kommando sie versetzt hatte. Und das lag nicht an den Vorgängen während der Kampfhandlungen.
    Gerade zischte wieder der Druckausgleich der Schleuse. Zwei Sanitäter führten einen Verwundeten herein, dem ein Werferstrahl den Unterschenkel zerschmettert hatte. Der Mann stöhnte vor Schmerz und humpelte, an beiden Schultern untergefasst, auf eine Trage zu, die seine Kameraden für ihn bereithielten. Als er den General erkannte, straffte er sich und versuchte mit zusammengebissenen Zähnen Haltung anzunehmen. Rogers half mit, ihn auf die Trage zu legen. »Das wird schon wieder«, sagte er und drückte ihm den Oberarm.
    Ein Sanitäter gab dem Verwundeten eine Injektion, und im gleichen Augenblick fiel er in Bewusstlosigkeit. Auf seiner Miene lag ein stolzes Lächeln.
    Rogers ließ sich den Helm aufsetzen und kletterte in die Schleuse. Einige Soldaten, die ihn begleiten wollten, schickte er zurück. Er stellte den Druckausgleich her und hangelte sich über die Enterbrücke zu Segment VIII hinüber. Er betrat die zerschossene Schleusenkammer. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Atmosphäre stabilisiert und gereinigt war, legte er Helm und Handschuhe wieder ab. Mit hallenden Stiefeltritten schritt er durch die am heftigsten umkämpften Räume,

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