Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
in deren Flucht noch der beißende Geruch hing, wie er durch die Explosion von Werferstrahlen hervorgerufen wird. In den beiden Kammern waren mehrere Spezialisten dabei, die Leichen in blaue Elastilsäcke zu verschweißen, auf die die persönlichen ID’s der Getöteten gestanzt wurden. Die Männer sahen nur kurz auf, als der General vorbeiging, und Rogers hielt sich seinerseits nicht in diesen Zimmern auf. Er trat in die Halle hinaus, in der der letzte Schusswechsel stattgefunden hatte und in dem die Abtrünnigen überwältigt worden waren. Es war ein großer Raum, der die Hälfte der Grundfläche eines Decks einnahm. Im Hintergrund erkannte man die Zylinder und Rohrleitungen der mächtigen Synthetisatoren. Auf den ersten Blick stellte Rogers fest, dass sie zum größten Teil zerstört waren und dass diese Zerstörungen nichts mit dem kleinen Scharmützel zu tun hatten. Sie waren in einem Akt offener Sabotage betriebsunfähig gemacht worden.
    Einige Meter abseits stand eine Gruppe von Offizieren und Unteroffizieren zusammen. Aus ihnen löste sich ein gedrungener Lieutenant. Er hatte das Visier geöffnet. Sein Gesicht war verschwitzt und gerötet. In seinen Augen glitzerte noch das Adrenalin äußerster Anspannung und Lebensgefahr. Als er den General bemerkte, kam er auf ihn zu und nahm Haltung an. »Kolonie Eschata III vollständig gesichert und besetzt«, bellte er. »Fünf Verwundete. Auf der Gegenseite acht Tote durch Kampfhandlungen. Außerdem zweiundzwanzig Ermordete. Zehn Verletzte. Der Rest wurde gefangen genommen.«
    »Gute Arbeit, Lieutenant«, sagte Rogers. »Ich werde Sie zur Beförderung zum Captain vorschlagen.«
    Der Stoßtruppführer knallte die Hacken zusammen. Er strahlte über das ganze Gesicht. Rogers ließ ihn bequem stehen. Sein Blick glitt von dem aufgekratzten Mann ab und wanderte melancholisch über die Spuren der Verwüstung. Niemand wagte zu sprechen, während er die Zerstörungen an den wertvollen Anlagen musterte. Ohne sich zu bewegen, ließ Rogers seine Augen durch die geräumige Halle schweifen, die mit kostbaren Apparaturen vollgestopft gewesen war.
    »Wo ist der Mann«, sagte er endlich, »der das zu verantworten hat?«
    Zwei Stabsoffiziere standen im Hintergrund, wo eine Messstation in eine Einbuchtung eines Synthetisators eingelassen war. Die Umgebung des Messtisches zeigte die Spuren eines schweren Schusswechsels. Die beiden Männer hatten einen dritten zwischen sich, den sie an Handschellen führten. Als sie Rogers’ Aufforderung hörten, schleppten sie den Festgenommenen vor ihn.
    Er trug einen weißen Laborkittel, der in Fetzen um ihn hing. Sein strohiges Haar stand um seinen blauglänzenden Schädel, als habe er einen elektrischen Schlag bekommen. Er schien einige leichtere Verletzungen davongetragen zu haben, aber nicht ernsthaft verwundet zu sein. Eine zerbrochene Brille saß schief auf seiner Nase, aus der ein dünner Blutfaden auf seine bartlose Oberlippe rann. In seinen Augen glitzerte der Wahnsinn.
    Als die beiden Sicherheitsmänner ihn vor Rogers abstellten, spuckte er Blut und Speichel auf den Boden. Er riss an seinen Fesseln und bäumte sich auf wie eine Kobra, die ihren giftgeschwollenen Hals bläht.
    »Dr. Albrecht, Sir«, sagte einer der Stabsoffiziere lapidar. »Der ehemalige Leiter der Kolonie Eschata III.«
    Rogers musterte den Wissenschaftler mit steinerner Miene.
    »Sie haben mir nichts zu sagen«, geiferte der Festgenommene. »Ich bin der alleinige Befehlshaber über dieses System! Wer sich mir widersetzt, wird unschädlich gemacht!«
    Einer der Sicherheitsleute, der mit dem Handgelenk an Albrecht gekettet war, riss ruckhaft daran, dass der Geisteskranke nach einem Schmerzensschrei verstummte. Der Offizier warf Rogers einen bedauernden Blick zu.
    Rogers schwieg noch immer. Er sah zu den zerstörten Destillatoren, zu den Einschusslöchern, die die Halle ringsum übersäten, und durch den offenstehenden Durchgang zu dem kleinen Nebenzimmer, wo seine Männer mit der Bergung der Leichen beschäftigt waren. Dann fasste er den vor sich hinzappelnden Albrecht ins Auge.
    »Man wird Sie wegen Hochverrats anklagen«, sagte er kalt. »Und ich persönlich werde auf Todesstrafe plädieren.«
    Albrecht zog geräuschvoll das Blut hoch, das aus seiner Nase troff, und zerrte wie ein ungezogenes Kind an seinen Handschellen.
    »Abführen!«, befahl Rogers den beiden Offizieren.
    Dann wandte er sich angewidert ab. Der Lieutenant und seine Gruppenführer standen abwartend

Weitere Kostenlose Bücher