Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
kaum wie Wachmannschaften, die danach trachteten Gefangene zu nehmen, und die darauf vorbereitet waren, auf bewaffneten Widerstand zu treffen. Eher hatten sie etwas von Museumswärtern, die eine Ausstellung herrichten.
»Achtung«, zischte Jennifer.
Ihre Warnung holte mich jäh in die Wirklichkeit zurück. Ich hatte mich gerade mit der Tatsache zu trösten versucht, dass wir gar nicht das Objekt der sinesischen Nachstellung gewesen sein konnten, als die beiden Wärter am Fußpunkt der Treppe erschienen und auf uns zugewatschelt kamen. Offenbar hatten sie ihre Inspektion der vorderen Figurengruppe abgeschlossen. Jetzt schickten sie sich an, den Gang herunterzukommen. In wenigen Augenblicken würden sie uns entdecken.
Vielleicht, zuckte es mir noch durch das Gehirn, war das ganze ein intergalaktischer Kunstraub, und auf unserer Suche nach einem Versteck hatten wir uns genialerweise mitten im Depot verborgen.
»Sie kommen direkt auf uns zu«, hörte ich Lambert stöhnen.
Taylor schob sie hinter sich und drängte sich seinerseits noch dichter an die Säule, hinter der er sich verschanzte. Ich spürte Jennifers Schulter neben mir. Aus dem Halbdunkel des Säulenwaldes spähten wir auf den Gang hinaus, wo jetzt langsam und schnaufend zwei widerliche Wesen ihre unförmigen Leiber auf uns zuwälzten. Die groben Uniformen spannten um die gedrungenen Körper. Aufgrund ihrer untersetzten Formen und ihrer gebeugten Haltung wirkten sie klein, wie watschelnde übergewichtige Zwerge. Aber aus unheilvoller Erfahrung wusste ich, dass dieser Eindruck täuschte. Noch waren die beiden Sineser einige hundert Meter entfernt. Die hängenden Schultern würden aber, wenn sie heran waren, eine Haupteslänge über mich aufragen, und die Körpermasse dieser Herren des Universums konnte ohne weiteres fünf bis sechs Zentner betragen. Die gelben, echsenartigen Augen blickten kalt und grausam umher. Eine tierische Stumpfheit paarte sich in ihnen mit gefühlloser Intelligenz. Aus den breiten Mäulern ragten die nilpferdähnlichen Hauer hervor. Und trotz der Entfernung und trotz der Filter unserer Luftversorgung konnten wir den aasigen Geruch spüren, den sie verströmten.
Plötzlich ging alles sehr schnell.
»Du den rechten, ich den linken«, stieß Jennifer hervor.
Im gleichen Augenblick eröffnete sie das Feuer. Sie jagte dem einen der beiden eine Salve in die Brust. Er stürzte zusammen. Aus der kopfgroßen Einschussöffnung stieg dichter grüner Rauch auf. Britzelnde Flammen fraßen sich ringförmig in seine Uniform vor. Ich war so überrumpelt, dass ich nicht genügend Zeit hatte, sauber zu zielen. Außerdem hatte ich, um Energie zu sparen, auf Einzelschuss geschaltet. Ich traf den anderen Sineser an der Schulter. Er taumelte herum und brach in die Knie, war aber nicht tot. Während er ein infernalisches Gebrüll ausstieß, nestelte er ein kleines Gerät hervor, das an einer Kette an seiner Uniformjacke befestigt war. Eine Salve, die Taylor von der benachbarten Säule aus abgab, riss ihm den Arm ab und streckte ihn nieder.
»Idiot!«, brummte Jennifer. »Jetzt hat er Alarm gegeben!«
Ich löste mich aus dem Schatten der Säule und lief zu den beiden schmorenden Leichen.
»Normalerweise zählt man bis drei«, fauchte ich.
Wir überwanden die Distanz, die uns von den Sinesern getrennt hatte, und kauerten neben den zerschossenen Körpern nieder. Der Gestank, der ihnen entstieg, war selbst unter den Helmen kaum zu ertragen. Jennifer, die noch über ausreichend Sauerstoff verfügte, schaltete ihre externe Luftzufuhr ab. Wir übrigen mussten uns damit abfinden, dass unsere Filter nur einen Teil der Zumutung beseitigen konnten. Hinzu kam der Anblick der graugrünen gallertartigen Masse, die aus den Wunden der beiden Getöteten sickerte.
»Pfui Deibel«, stöhnte Lambert und wandte sich ab.
Jennifer hatte mit dem Fuß den kleinen Apparat aus der Faust des zweiten Sinesers gelöst. Ein sinesisches Schriftzeichen blinkte darauf in aggressivem Rot. Taylor zerstörte das Ding durch einen gezielten Schuss.
»Wenn das wirklich ein Alarm war«, sagte Jennifer, »haben wir jetzt das gesamte Einsatzkorps von Sina City gegen uns.«
Aber in ihren Augen funkelte adrenalingeschwängerte Begeisterung. Sie zwinkerte mir unternehmungslustig zu.
»Sie sind unbewaffnet«, stellte Taylor fest, der die Leichen untersucht hatte.
»Das heißt, sie waren harmlos«, fasste Jennifer zusammen. »Sie haben nicht nach uns gefahndet, weil sie nichts von uns
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