Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
wussten. Das Schiff war keine Falle, die von ihnen ausgesandt war, um Geiseln einzubringen.«
Sie ratterte das herunter wie ein Computer, der endlich die erforderlichen Daten zusammenhatte.
»Aber jetzt wissen sie, dass wir hier sind«, sagte Lambert.
Über die Schulter hinweg, mit einer Mischung aus Ekel und Faszination, musterte sie die beiden leblosen Körper. Taylor machte sich an den Uniformen zu schaffen. Er entwand dem von Jennifer Getöteten einen blau leuchtenden Stab, der wie der Griff eines Knüppels aussah und ein dunkles kobaltfarbenes Glosen verströmte.
»Was ist das?«, fragte Jill, der es unangenehm war, Taylor so an den Leichnamen hantieren zu sehen.
»Keine Ahnung«, gab der WO gleichmütig zurück. »Aber ich glaube, ich habe diesen Farbton hier schon irgendwo gesehen.«
Nachdem wir uns überzeugt hatten, dass die beiden Sineser tot waren und dass von ihnen keine Gefahr mehr ausging, ließen wir sie liegen. Wir rannten nach vorne. Je weiter wir zum Fuß der Terrassenanlage kamen, umso weiter wurde der steingraue Himmel über uns. Die Umgebung konnten wir noch nicht einsehen. Das war insofern auch von Vorteil, als man uns nicht von außen beobachten konnte. Die Arkaden erstreckten sich hoch genug über uns, um uns vor den Blicken zu verbergen.
Es war keinerlei Flugaktivität festzustellen. Das war verwunderlich, da wir davon ausgehen mussten, auf dem Raumhafen von Sina City gelandet zu sein, einem der aktivsten Umschlagplätze der ganzen Galaxis. Andererseits war das Gelände dieses Hafens so groß wie eine ganze Stadt. Es konnte sein, dass wir in einem abgelegenen Winkel aufgesetzt hatten. Das würde uns sogar zustatten kommen, wenn es uns gelang, hier draußen ein anderes Schiff zu kapern. Aber so weit waren wir noch nicht.
Wir kamen um die Basis der großen Freitreppe herum. Der Vorplatz war vollkommen verändert. Die Sineser hatten die steinernen Figuren in einer langen Reihe angeordnet. In gleichmäßigen Abständen hielten sie Wacht vor dem, was nur ein Tempel oder eine Opferstätte sein konnte. Sie reckten ihre Armfortsätze in den düsteren Himmel und präsentierten ihre Attribute der unsichtbaren Gottheit, die auf der obersten Plattform, von den Schwingen des rotglühenden Maßwerks überragt, in Erscheinung treten würde. Es war wie ein Standbild aus einem HoloFilm, eine gespenstische Szene, deren Schweigen begehbar war und der Ekstatik etwas Inszeniertes hatte.
Am Fuß der Treppe bemerkten wir allerlei Apparaturen oder Instrumente, die vorher nicht dort gewesen waren. Große Installationen oder Bedienfelder hoben sich vom glatten Material ab. Wir hatten diese Wände während des Fluges untersucht und nichts feststellen können, was auf verborgene Armaturen hingedeutet hatte. Die Sineser mussten hier gut bescheid gewusst haben, wenn es ihnen in so kurzer Zeit gelungen war, diese Vorrichtungen bloßzulegen. Möglicherweise waren die Elemente auch holographisch, aber es stand außer Frage, dass die beiden von hier aus das Schiff aktiviert und Wände und Decke eingefahren hatten.
Hier beruhte nichts auf Zufall. Die Landung des Schiffes und seine Inbesitznahme durch die Stadtherren von Sina City waren von langer Hand vorbereitet. Unklar war nur noch, welche Rolle wir in diesem Spiel spielten. Davon, dass es sich bei dem Schiff selbst um kein sinesisches Fabrikat handelte, war ich allerdings überzeugt.
»Ein Wachbataillon kann jeden Augenblick hier sein«, rief Lambert.
Wir standen ratlos am Fuß der Treppe und grübelten darüber nach, wie wir dort hinaufgelangen sollten. Andererseits war es vollkommen sinnlos, die Brücke zu erklettern. Wir mussten vielmehr zusehen, wie wir schleunigst ins Freie gelangen konnten. Aber wohin sollten wir uns wenden.
Taylor hatte sich zu den Arkaden orientiert. Aufmerksam schritt er die Reihe der weißen Torbögen ab und musterte den zitronengelben Lichtstrom, der dahinter schimmerte. Als folge er einer unerklärlichen Inspiration, hob er langsam die rechte Hand. Er streckte den Arm aus und hielt den blauen Zylinder, den er dem getöteten Sineser entwunden hatte, in den Farbfluss. Wir konnten sehen, dass im selben Augenblick etwas vorging. Das pastellene Licht veränderte seine Intensität. Es wurde stofflicher. Gleichzeitig war ein entferntes Zischen zu hören, als entweiche Pressluft aus einer pneumatischen Konstruktion.
Lambert, die einen Schritt hinter Taylor stand, wich instinktiv zurück.
»Pass auf«, rief sie.
Aber der WO ließ sich
Weitere Kostenlose Bücher