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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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nicht beirren. Er tauchte den Stab tiefer in den Lichtstrom. Im selben Moment näherte sich ein blauer Lichtbalken, der vom hinteren Ende der Arkade herangeglitten kam und auf Taylors Höhe Halt machte. Es war nichts als ein dunkelblaues Leuchtfeld, das vier Torbögen an Breite einnahm und flimmernd vor Taylor stehen blieb.
    »Was haben Sie vor«, fragte Jennifer, die sich zögernd dem Geschehen näherte.
    Taylor sah sich, ohne den Stab aus dem Lichtfeld zu nehmen, verschmitzt nach uns um.
    »Alles einsteigen«, sagte er.
    Jill begann an seinem künstlichen Arm zu reißen, um ihn zurückzuzerren. »Bist du wahnsinnig?«, jammerte sie.
    Aber Jennifer schob sie zur Seite. Sie löste den Karabiner, der in der Schwerelosigkeit die Fangleine gehalten hatte, von ihrer Uniform. Dann warf sie den Handflammer, den sie immer noch bei sich trug, mit lässiger Gebärde in den blauen Lichtstrom. Der Gegenstand wurde aufgefangen und in Augenhöhe stabilisiert. Leicht wippend schwebte er zwei Armlängen vor uns im kobaltblauen Licht.
    »Ein Kraftfeld«, stellte Jennifer fest.
    Taylor zog den Stab zurück. In dem Augenblick, als er aus dem Leuchtfeld hervorkam, setzte es sich in Bewegung und trug den Handflammer davon. »Ein Beförderungssystem«, sagte der WO. »Die beiden Sineser haben die Halle durch diesen Torbogen betreten. Sie sind mit der Bahn gekommen.« Mit breitem Grinsen hielt er den Stab wieder in die Lichtflut. Ein weiterer blauer Zug näherte sich und stoppte auf unserer Höhe.
    »Aber wohin bringt es uns?«, fragte Jill.
    »Zum Ausgang«, meinte Taylor lapidar.
    Jennifer nickte mir zu. In ihren Augen funkelte finstere Entschlossenheit. »Hier können wir jedenfalls nicht bleiben«, sagte sie.
    Sie ging voran. Mit einem beherzten Sprung schnellte sie sich in das blau wabernde Kraftfeld hinein. Der Gedanke an den fünf Meter tiefen Abgrund, der unter den Arkaden lag, ließ mein Herz schneller schlagen. Und jetzt befanden wir uns nicht in der Schwerelosigkeit, sondern waren einer Gravitation ausgesetzt, die höher als die irdische war. Doch sowie Jennifer in das geheimnisvolle Licht eingetaucht war, wurde ihr Körper von behutsamen Kräften gepackt und im Inneren des blauen Stromes ausgerichtet. Sie arrangierte sich in leicht zurückgelehnter Haltung, als sitze sie in einem bequemen unsichtbaren Sessel.
    »Nun kommt schon«, sagte sie und winkte uns heran.
    Ich folgte ihrem Beispiel. Durch das blaue Licht hindurch war der Schacht zu sehen, der sich tief unter unseren Füßen mit schmalen Durchbrüchen zum Sarkopharg hin öffnete. Aber als ich mit einem großen Schritt das dunkle Blau betrat, fühlte ich mich von wohlwollenden Feldern gepackt. Es war, als bewege man sich im Wasser, wo der natürliche Auftrieb des Körpers ganz von selbst einem Schweben in Embryonalstellung zustrebt. Ich fand mich entspannt an Jennifers Seite wieder. Man konnte sich frei bewegen, nur fiel man eben nicht hinunter.
    Nach einigem Zureden hatten wir Lambert endlich soweit, dass sie sich einen Ruck gab. Sie stieß einen kleinen Schrei aus und hüpfte ungeschickt zu uns herüber. Aber das gutmütige Kraftfeld fing auch sie auf und richtete sie entlang der Längsachse des Lichtstroms aus. Sie brach in ein hysterisches Kichern aus.
    Als letzter stieg Taylor ein. Er und Lambert hatten sich vor uns positioniert. Nachdem sie Platz genommen hatten, geschah überhaupt nichts. Wir hatten insgeheim damit gerechnet, dass das Beförderungssystem sich in Bewegung setzen und uns irgendwohin bringen würde, auch wenn wir natürlich keine Vorstellung davon hatten, wo wir landen würden. Aber Taylor saß da, den blauen Stab senkrecht vor sich, und nichts passierte. Zögernd begann er den blauen Zylinder zu bewegen, dessen Ton sich im Inneren des Lichtstroms intensiviert hatte. Und als er ihn, einer Eingebung folgend, nach vorne richtete, schossen wir davon. Wir rasten auf die Stirnseite der großen Halle zu. Dann bogen wir plötzlich ab, beschrieben in atemvernehmender Fahrt einige rasche Wendungen und stürzten dann senkrecht in einen kreisrunden Schacht hinunter. In gleichmäßigen Abständen flammten gelbe und blaue Markierungen über uns hinweg. Allerdings spürten wir weder Beschleunigungskräfte noch einen Luftzug. Nach einiger Zeit, in der nur Lamberts schrilles Kreischen zu hören war, bogen wir abrupt wieder in die Waagerechte ein. Der irrwitzige Zug beschrieb noch zwei weitere harte Wendungen, die wir aber nicht wahrnahmen, und schoss dann in eine

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