Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
Vom Netzwerk:
oder mit so vielen, dass sie zu einem weißen Wirbel verschmolzen, wie der berühmte Tropfen Sahne in der Kaffeetasse. Es gab Mischformen und Kollisionen. Manche waren deformiert und trugen noch die Zeichen rüder Begegnungen, die sich vor Milliarden Jahren zugetragen hatten. Dann waren ihre Symmetrien zerstört, das Gleichgewicht ihrer Rotationsform war aufgelöst, wie groteske Stränge oder Peitschen trudelten sie dahin. Es gab tropfenförmige Spots, die als kompakte Punkte in die Nacht gestanzt waren, und amorphe flächige Felder, die nur lose zusammenzuhängen schienen und die aussahen, als habe man Farbe auf ein Blatt Papier gesprüht. Es gab welche, bei denen das Zentrum scharf abgesetzt war wie der Mond in seinem Hof, und wieder andere, die gleichmäßig von innen nach außen verliefen und sich mit weichem Übergang in die Leere verloren. Manche zeigten uns die kreisrunde Draufsicht. Sie wirkten statisch, schienen in sich ruhen und lagen wie stille Bergseen in der Nacht. Andere strahlten Dynamik aus. Sie schienen mitten in einem ekstatischen Schwung erstarrt, aber indem wir auf sie zurasten, bewegten sie sich tatsächlich und teilten uns etwas von ihrer euphorischen Begeisterung mit. Es gab Galaxien, die uns die Schmalseite wiesen, dann waren die Arme oder Scheiben kaum zu erkennen, nur in der Mitte hockte der dicke Klumpen, die geschwulstartige Schwellung des Zentrums. Manche leuchteten in kühlen Blau, andere strahlten safrangelb oder zinnoberrot. Wieder andere glühten smaragdgrün, während einige in kaltem Weißlicht flammten. Manche waren unsichtbar, Radiogalaxien, die sich nur auf unseren Schirmen abhoben. Es gab Horden und Verbände, die gemeinsam dahinzogen, Unterstrukturen bildend, und Einzelgänger, die ihr Licht an riesige Leerräume abgaben. Kleine Gruppen schienen sich an den Händen zu halten, die Spiralarme ineinander zu verschränken und sich kameradschaftlich unterzufassen. Auch in größerem Maßstab waren sie nicht gleichmäßig über den Raum verteilt, sondern sie klumpten sich zusammen und bildeten dichte Cluster. Dazwischen zogen sich die feinen Filamente der Dunklen Materie dahin, wie ein schwarzes Spinnennetz, in dem die Galaxien als glitzernde Tautropfen hingen. Zum Horizont hin, der nach allen Richtungen derselbe war, verschmolzen sie zu einem austernfarbenen prickelnden Schaum. Wie viele wir auch betrachteten, es gab noch unendlich viel mehr von ihnen. Und jede von ihnen war Heimat zahlreicher Zivilisationen.
    Ab und zu flogen wir interstellare Gaswolken an, um unsere Plasmavorräte aufzufrischen. Die Reichweite unseres Shuttles war beschränkt, und in den Räumen, in die wir jetzt vorstießen, waren trotz unserer Geschwindigkeit selbst die paar Tage, die wir am Stück auskommen konnten, nicht besonders fiel. Als wir die Große Mauer durchstoßen hatten, lag ein riesiges leeres Gebiet vor uns. Es schien sich noch weiter zu dehnen als der Große Korridor. Hier gab es keine Galaxien mehr und nur noch wenige vereinzelte Sterne. Die Große Mauer hatte alle Materie der Umgebung an sich gezogen und ihrer blasigen Struktur einverleibt. Jetzt dehnte sich eine noch tiefere Nacht, als wir sie jemals gesehen hatten. Aber wir hatten keine andere Wahl. Wir waren weitergegangen als je ein Mensch zuvor, jetzt konnten und durften wir nicht umkehren.
    Jennifer prüfte ein letztes Mal die Funktionen des Shuttles. Wir dockten einige Stunden an einem Heliumnebel an, um Plasma zu gewinnen. Für lange Zeit würde das das letzte Vorkommen an Materie sein, auf das wir stießen. Wir berechneten unsere Reichweite und teilten sie durch zwei. Dann zündeten wir den Warp. Lange Zeit geschah überhaupt nichts. Wir lösten uns im Wachen und Schlafen ab. Jennifer hatte mir die wichtigsten Funktionen des sinesischen Bedienplatzes erklärt, sodass ich das Schiff zu übernehmen vermochte, wenn sie sich auf der schmalen Bank unseres rückwärtigen Wohnbereichs ausstreckte. Im Grunde gab es aber nichts zu tun. Der Reaktor soff Plasma, öffnete und schloss in der Frequenz von eintausend Hertz Warpkorridore und schoss uns vier Millionen Lichtjahre pro Stunde in das Nichts hinein. Unsere Bewegung war nicht feststellbar. Die Große Mauer fiel nach achtern ab und löste sich zu einem feinen rieselnden Lichtschein auf. Die Einsamkeit wurde total. Ein Maschinenschaden hier draußen oder ein Leck in den Tanks wäre der unweigerliche Tod.
    Endlich tauchte wieder ein Etwas vor uns auf. Der Horizont wurde heller. Eine Weile glich

Weitere Kostenlose Bücher