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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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ich mir eine Feuchtdusche gegönnt. Die zerschlissenen Überreste meines sensoriellen Unterhemdes um die Hüften bindend, setzte ich mich neben sie.
    »Ich versuche zu rekonstruieren, was wir über die Dunkle Materie wissen«, sagte sie.
    Ich runzelte die Stirn. Das war alles so unglaublich weit weg, dass ich mich kaum noch daran erinnern konnte.
    »Taylor war einigem auf der Spur.«
    »Und zwar?«
    Jennifer strahlte mich an. Der enge Zweiteiler, der ihre Hände und Füße freiließ und ihr bis unters Kinn reichte, stand ihr gut. Ihr Haar war zersträhnt. Ihre Züge waren hagerer geworden. In den Augenwinkeln traten erste Fältchen auf. Sie wäre nicht mehr, wie noch vor kurzem, als Dreißigerin durchgegangen, war aber immer noch weit vom Aussehen ihres Alters entfernt. Die Entspannung zwischen uns hatte das Betrübte, das sich eine zeitlang über sie gelegt hatte, weggewischt.
    »Sie hält die Mitte zwischen Materie und Antimaterie«, begann sie. »Oder sie ist etwas Drittes, das sich exzentrisch dazu verhält. Anscheinend ist sie nicht baryonisch organisiert. Sie hat keine Masse, aber Gravitation, wobei ich vermute, dass diese Anziehung kein materiales, sondern ein spatiales Phänomen ist. Sie korreliert nicht der Materie, sondern dem Raum.«
    Ich nickte.
    »Taylor versuchte, das mathematische Gerüst dafür zu erstellen«, fuhr sie fort. »Aber ihm fehlte das physikalische Handwerkszeug. Ich glaube, man würde in den Theoremen von Chessov und Tschernischenko einige geeignete Tools finden, um das Phänomen in den Griff zu bringen.«
    Ich sah sie an. Erwartete sie, dass ich mich dazu äußerte?
    »Ich würde mich gerne mit Reynolds darüber unterhalten«, sagte sie nach einer Weile. Und als ich auf diesen Namen nicht reagierte, setzte sie noch hinzu: »Ich hätte auch schon eine Idee für eine Nutzanwendung.«
     »Lass mich da raus«, sagte ich. »Das ist mehr als nur eine Etage zu hoch für mich. Aber wenn du willst, kannst du mir deine Gedankengänge gerne entwickeln.«
    Ihr Blick nahm etwas Lauerndes an.
    »Natürlich kann ich WO Reynolds nicht ersetzen«, erklärte ich. »Aber wenn du einfach nur eine Bande brauchst, gegen die du deine Geistesblitze spielen kannst, stehe ich dir zur Verfügung.«
    »Idiot!«, lachte sie.
    Sie warf ihr MasterBoard beiseite und trat mir mit dem Fuß gegen die Brust. Ich erwischte ihre Wade und zog sie zu mir heran. In dem hellgrauen Zweiteiler wand sie sich unter meinem Griff, aber ich hatte sie zu packen bekommen. Sie hätte schon ihre ganze Überlegenheit ausspielen müssen, um sich mir zu entziehen. Wir rangen eine Weile wie frisch Verliebte. Ich riss ihr das sensorielle Zeug herunter, das an Knien und Ellbogen schon fadenscheinig und zerschlissen war, und brachte sie unter mich. Anschließend lagen wir keuchend da und sahen zu den polarisierten Scheiben aus Quarzglas hinaus. Still und verlässlich pumpte der Feldgenerator uns durch den Raum. Oder pumpte er den Raum durch uns hindurch? Wir hatten jedes Bewusstsein für die Bewegung verloren. Wie ein zur Endlosschleife gewordener HoloFilm war das atemberaubende Panorama irgendwann nur noch eine Kulisse, die sich vor uns bewegte, während wir wie gelangweilte Zuschauer in unseren Sesseln saßen.
    »Ich liebe dich«, sagte Jennifer leise.
    Sie kraulte das Haar auf meiner Brust, das grau zu werden begann, und tätschelte meinen Bauchansatz, der aufgrund der Diät im Zurückgehen begriffen war.
    »Was wir hier erleben ist unglaublich. Und doch ist all das« – sie deutete mit einem wegwerfenden Wink zum Fenster hinaus – »nichts, verglichen mit der Tatsache, dass wir uns haben.«
    Ich küsste sie und sank bald darauf zu einem weiteren tiefen Nachmittagsschlaf zurück. In der Frequenz eines hellen Geigentons wurden Sonnen sichtbar und unsichtbar, sichtbar und wieder unsichtbar. In jeder Sekunde ereigneten sich eintausend Schöpfungen und Untergänge. In der Stunde, die ich in der Schwere des Liebesaktes dämmerte, geschahen mehrere Millionen Big Bangs.
     
    Die Tage vergingen in zunehmender Beunruhigung. Wie flogen mit apokalyptischer Geschwindigkeit dahin. Galaxien zogen draußen vorbei. Aber der Ausblick änderte sich nicht. Für jede Milchstraße, die nach achtern verschwand, tauchte am Horizont ein ganzer Schwall neuer auf. Das Vermögen des Universums, ungeheure Materieansammlungen hervorzubringen, schien unerschöpflich. Der Verdacht, das Große Manifest könne gar kein Ende haben, beschlich mich immer wieder, wenn ich die

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