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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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ein flüchtiger Blick auf das Datenmuster, das die Instrumente unseres Schiffes auf seinen Monitor zauberten, um genaue Angaben über Masse, Ausgangsgeschwindigkeit, Sprungwinkel und Sprungweite im Warpraum machen zu können.
    Erst sehr viel später kam uns der Gedanke, dass, was für uns ein praktisches Hilfsmittel bei der Durchführung unserer Versuche war, auch von Dritten nachvollzogen werden konnte, und dass das hilfreiche Phänomen sich, in den falschen Händen, auch in eine Gefährdung verwandeln konnte. Noch waren wir froh über die Kondensstreifen aus Verwerfungsenergie, die unsere Geschosse an den schwarzen Himmel malten; wir ahnten nicht, dass sie auch von anderen gesehen und an ihren Ursprungsort zurückverfolgt werden konnten.
    Schließlich kehrten wir zur MARQUIS DE LAPLACE zurück. Wir ließen es bei dem bisher Erreichten bewenden. Zwar war der eigentliche Durchbruch nicht gelungen, die Kommunikation mit der Erde mittels Warp-Sonden war nach wie vor unmöglich, aber wir hatten viel erreicht. Die ENTHYMESIS flog in den Hangar des Großen Drohnendecks ein. Wir wurden von einer Abordnung des Kommandanten empfangen und wie Helden begrüsst.
    »Bei etwa einhundert Lichtjahren liegt eine Grenze«, fasste Reynolds unsere Ergebnisse im offiziellen Bericht zusammen, als wir in der Großen Messe zur Besprechung zusammenkamen. »Diese Entfernung konnten wir mit der ENTHYMESIS gerade noch überwinden. Sie bezeichnet den größten Abstand, in dem wir zum Mutterschiff operierten.«
    »Das war eine enorme Leistung«, konstatierte Wiszewsky.
    »Und ein menschliches Wagnis«, fügte Dr. Rogers hinzu. »Noch nie hat ein so kleines Schiff unabhängig in einer solchen Tiefe des Kosmos operiert.«
    »Für die Bewegung und Kommunikation innerhalb einer Milchstraße würde es genügen«, warf Frankel ein, der uns im weißen Laborkittel als einziger eher frostig empfangen hatte. »Aber so ...«
    Reynolds beeilte sich, das Wort wieder an sich zu ziehen.
    »Sie haben recht«, meinte er lapidar. »Wo es um Distanzen von Tausenden oder Millionen von Lichtjahren geht, gelangt die Technologie an eine Mauer, die uns vorläufig nicht zu überwinden gelungen ist. Die Sonden gingen verloren oder sie wurden bei dem Austritt aus dem Warpraum zu Strahlung zerrieben. Eine Instabilität, die ich mir bislang nicht mit zuverlässigen mathematischen Modellen zu erklären vermochte, lässt die Warpkorridore bei einer Erstreckung von etwa 80 bis 100 Lichtjahren kollabieren. Da wir fürchteten, den Kontakt zur MARQUIS DE LAPLACE zu verlieren, mussten wir behutsamer vorgehen. Wir verfielen auf den Gedanken, die Sonden nicht auf einmal über die ganze Distanz springen zu lassen, sondern sie eine Abfolge von mehreren kurzen Sprüngen absolvieren zu lassen. Hierbei addierten sich jedoch die Fehler, die bei der jeweiligen Neuausrichtung auftraten, sodass die präzise Steuerung über die gesamte Distanz immer schwieriger und am Ende unmöglich wurde.« Er lächelte zerstreut. »Ein abgeplatteter Stein, den man über das Wasser titschen lässt, beschreibt eine Kurve, die sich nicht mehr bis zur letzten Bogensekunde vorherberechnen lässt. Und so unterlagen auch die Sonden einer geheimnisvollen Drift, die sich bei einer Abfolge von mehreren Sprüngen verhängnisvoll auswirkt. Der Warpraum scheint einer höherdimensionalen Krümmung unterworfen, die wir bis jetzt noch nicht handhaben können.«
    »Warum richten wir nicht einen Kurierdienst mit den Explorern ein?«, schlug Svetlana an dieser Stelle vor. »Einmal im Monat fliegt die ENTHYMESIS in den erdnahen Raum, tauscht Informationen aus und nimmt Vorräte an Bord.«
    Sie blinzelte mich an, als habe sie diesen Geistesblitz ganz allein mir zuliebe ausgearbeitet. Ich konnte ihre Illusion leider nicht bestehen lassen.
    »Der Energieaufwand wäre viel zu groß. Nach unserem bisherigen Kenntnisstand kann einzig ein Schiff von der Größe und der Energie der MARQUIS DE LAPLACE diese Weiten überwinden. Nur sie kann die Warpmauer überwinden, die für kleinere, masseärmere Objekte ab einer gewissen Schwelle auftritt.« Ich wandte mich unmittelbar an Commodore Wiszewsky und an General Rogers. »Es kann noch Jahre dauern, bis wir dieses Problem gelöst haben.«
    Wiszewsky nickte mir zu. »Und solange sitzen wir hier fest.«
    »Ich fürchte ja.«
    »Dann müssen wir unsere Strategie ändern«, warf Rogers ein.
     
     
    Der Chronist
     
    Die Geschichte ist eine Geschichte der Kolonisation. Die griechischen Poleis

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