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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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ein paar Schritte zur Seite ging, konnte ich ihn in eine Position bringen, die ausreichte, fast die ganze Stirnseite des Quaders auszuleuchten. Ich stand seitlich versetzt, sodass Jennifer nicht durch ihren eigenen Schatten behindert wurde. Dann stellte ich den Flammer einfach in der Schwerelosigkeit ab, als platzierte ich ihn auf einem halbhohen Regal. Erfahrungsgemäß war es nicht ganz einfach, einen Gegenstand unbewegt schweben zu lassen. Indem ich ihn mit den Fingerspitzen in die Position brachte, die ich mir wünschte, hatte ich ihn aber schließlich soweit austariert, dass er an Ort und Stelle blieb. Ich konnte mich dem Sarkopharg widmen.
    Ich betrachtete die Oberfläche aus der Nähe. Sie wirkte rauh und schuppig. Man meinte, eine stark korrodierte Metallfläche vor sich zu haben, von der man Rostkrümel und herausgewitterte Platten ablösen konnte. Aber als ich die Pistole hervorzog und mit dem Lauf an der Fläche herumkratzte, war sie vollkommen glatt. Die Flecken und der vermeintliche Rostfraß stellten gar keine Oberflächenstruktur dar, sondern sie waren in die völlig plane und polierte Oberfläche eingelassen. Und sie schienen zu leben. Je mehr ich mich in das braunrotgoldene Farbenspiel vertiefte, umso mehr kam es mir vor, als veränderten die einzelnen Flächen ihre Form und ihre Färbung. War das nur eine Illusion? Eine optische Täuschung, die durch das unverwandte Starren auf die immerselbe Fläche hervorgerufen wurde. Ich zwang mich wegzusehen, und den Blick dann mit neuer Konzentration auf die braune Metallmasse zu richten. Der Effekt stellte sich bald wieder ein. Die abgesetzten Sprenkel und Maserungen schienen durcheinander zu fließen wie das Pigmentspiel auf der Haut eines Oktopus.
    »Seht Ihr das?«, fragte ich zu den anderen hin.
    Ich vergrößerte den Abstand, stellte den Scanner auf optisches Spektrum ein, vergewisserte mich, dass die Fläche gut ausgeleuchtet war, und nahm dann ein sichtbares Bild auf. Auge und Gehirn ließen sich täuschen, aber die Apparatur sollte unbestechlich sein.
    »Ja«, sagte Jennifer leise. Sie presste die Wörter zwischen den Zähnen hervor. »Irgendetwas geht hier vor.«
    Ich war nochmals einige Schritte zurückgetreten. Es konnte jetzt kein Zweifel mehr möglich sein. Farbmuster und Wellen von roten, braunen, goldenen und dann wieder schwarzen Flecken liefen über die glatte Oberfläche des Sarkophargs.
    »Was kann das sein?«, fragte ich mich.
    »Viel schlimmer«, gab Jennifer zurück. »Was verbirgt es?«
    Ich war zum Handflammer gegangen, der an Ort und Stelle schwebte. Das Fangseil, das sich aufgerollt hatte wie der Schwanz eines Gibbons, verankerte ich an einer Öse meines Anzugs. Dann überzeugte ich mich, dass der Scanner die Bilder aufgezeichnet und abgespeichert hatte.
    »Was meinst du?«, fragte ich halb mechanisch.
    »Na, wenn wir es nicht durchdringen können«, antwortete sie rasch, »kann auch nichts von innen nach außen.«
    Ich grübelte noch den Konsequenzen nach, die das mit sich bringen mochte, und starrte wie hypnotisiert auf die Kaskaden von Rot- und Brauntönen, die über den riesenhaften Quader flammten.
    »Eine Abschirmung«, hörte ich Taylor, ohne ihn zu sehen. »Ein meterdicker Panzer aus Blei, der das Innere vollständig abschirmt.«
    Ich trat neben Jennifer und sah auf ihren Scanner, der leistungsfähiger als der meine war. Er registrierte Aktivitäten auch in anderen Spektren als dem des sichtbaren Lichtes.
    »Das heißt«, sagte sie, »unsere Aussage, dass es an Bord dieses Schiffes keinerlei Energie mehr gebe, war falsch.«
    »Möglicherweise«, bestätigte Taylor von der anderen Seite.
    Ich sah zu Lambert hinüber, die als lebende Richtfunkantenne an der Ecke des Quaders stand. Sie vergrößerte gerade instinktiv den Abstand zwischen sich und der braunen Masse. Dabei musste sie darauf achten, dass sie sowohl zu uns als auch zu Taylor in Sichtkontakt blieb, um die Verbindung zwischen der Stirn- und der Längsseite des Sarkophargs aufrecht zu erhalten. Langsam und wie abwesend schob sie sich nach rückwärts. Sie schien in Trance zu sein. Ihre kleine weiße Gestalt war ein Abbild der Verlorenheit. Ihr Raumanzug war von einem blauen Halo umflossen.
    »Spürt ihr das?«, fragte sie.
    »Ein Feld«, sagte ich eher staunend als begreifend.
    Jennifer reagierte schneller als ich. »Kommen Sie da weg«, rief sie. Indem sie sich selbst vom Sarkopharg abstieß, packte sie Lambert und zog sie mit sich. Gleichzeitig forderte sie Taylor

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