Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)
auf, den schmalen Raum zwischen Sarkopharg und Arkaden zu verlassen.
»Es ist ein Feldgenerator«, hörte ich ihn atemlos hervorstoßen. Er kam mit ausgestreckten Armen den engen Gang heraufgeschwebt. »Seine Leistung muss gigantisch sein!«
Ich fing ihn auf und stieß ihn zu dem Gang hin, durch den wir gekommen waren.
»Das ist eine Falle«, schrie Jennifer. »Das Schiff ist intakt, und es ist eine einzige riesige Falle!« Sie und Jill schoben und zogen einander durch das niedrige Portal. Taylor und ich beeilten uns hinterherzukommen.
»Wir werden zerstrahlt«, lamentierte Jill.
Jennifer war in dem Durchgang verschwunden, der zu der kopfüber hängenden Halle unter uns führte. »Nein, eben nicht«, keuchte sie. »Die Abschirmung lässt nichts durch!«
Taylor und ich wanden uns zwischen den Säulen hindurch und ruderten durch die Schwerelosigkeit nach unten. Dann stellten wir uns auf die Tatsache ein, dass wir unser inneres Koordinatensystem wieder umstülpen mussten.
»Ein Reaktor von dieser Größe«, räsonierte der WO währenddessen, »hätte genügend Leistung, ein Schiff wie dieses ...«
Wir taumelten in die große Halle hinaus. Ich drehte mich einmal um die Achse und setzte dann die Magnetsohlen auf den Boden. Im Licht unserer herumirrenden Scheinwerfer ragte der Fuß der riesigen Treppenanlage vor uns auf.
»Genau«, knurrte Jennifer nur.
Wir standen schwer atmend an der Basis des Freitreppe.
»Licht«, kommandierte ich.
Taylor nestelte schon an seiner Tasche. »Die letzte«, sagte er. Dann schleuderte er die Kapsel in die Höhe. Der kilometerweite Raum erstrahlte vor uns. Wir liefen einige Meter die Stirnwand hinauf, um uns so kräftig wie möglich abstoßen zu können. Nebeneinander schossen wir in die Leere hinaus. Wir flogen über die Treppe nach oben. Die sonderbaren Skulpturen zogen unter uns dahin. Irgendwie rechnete man damit, dass sie zum Leben erwachen und sich nach uns umsehen würden. Aber was dann geschah, war noch viel merkwürdiger.
Die Kapsel erlosch. Aber es wurde nicht dunkel! Die ganze Halle war von milchigem Licht erfüllt. Und ganz langsam verstärkte es seine Intensität. Die Lichtquelle war nicht auszumachen. Decke, Wände und selbst die terrassenförmigen Absätze der großen Freitreppe strahlten ein reines Weißlicht aus, das immer gleißender wurde.
»Oh mein Gott«, heulte Lambert. »Was geschieht hier?!«
Wir segelten über einer Landschaft aus Reliefs und Standbildern, die aus jahrtausendelanger Finsternis erwachte. Als das Weiß eine Intensität erreicht hatte, die unsere entwöhnten Augen schmerzte, hörte die Zunahme der Helligkeit auf. Stattdessen vollzog sich eine Wandlung des Lichtes, das sich zum Spektrum sämtlicher sichtbarer Farben auffächerte. Einzelne Terrassen und Treppenstufen glühten in blutigem Rot, das in sich wallte und strömte, als fluteten Wasserfälle von Blut über die glänzenden Reliefs herab. Die Arkaden, durch die wir vor wenigen Augenblicken heraufgeklettert waren, waren plötzlich von gelben und blauen Lichtsträngen durchpulst. Zwei kilometerlange Rampen aus türkisgrün fluoreszierendem Licht entfalteten sich und reichten von den äußeren Ecken der Halle zu dem Baldachin über der höchsten Ebene der Treppe. Es war, als wären zwei Regenbogen aufgespannt, die von der Basis der Pyramide zu ihrer Spitze reichten.
»Phantastisch«, stöhnte Taylor, der sich im Flug mit zappelnden Bewegungen herumwarf, um das Schauspiel nach allen Seiten hin betrachten und aufnehmen zu können.
Und dann, mit dem untrüglichen Instinkt von Sternenfahrern, die seit Jahrzehnten gewohnt waren, noch die geringsten Bewegungen ihrer Gefährte wahrzunehmen, registrierten wir, wie das Schiff zum Leben erwachte. Ein gewaltiges Feld wurde aufgebaut. Generatoren von unglaublicher Leistung liefen an. Gleichzeitig wurde die künstliche Schwerkraft aktiviert. Das geschah zum Glück langsam, sonst wären wir zu Tode gestürzt. Unsere Bahn wurde nach unten geknickt. Wir sanken und setzten dann auf einer der mittleren Terrassen der großen Treppe auf. Auf einer Ebene von den Ausmaßen einer Arena, die von zyklopischen Statuten umstellt war, fanden wir uns wieder. Ich vermutete, dass das Generatorfeld auch der Abdämpfung der Beschleunigung diente. Denn kaum, dass wir festen Boden unter den Füßen hatten und uns atemlos in der prachtvoll illuminierten Halle umsahen, spürte wir, wie das Schiff erzitterte und im Anprall ungeheurer Kräfte schwankte. Es bäumte sich
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