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Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Titel: Music from Big Pink: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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sie.
    »Oh, Alex und ich wollen …« Wollten was? Was zur Hölle wollten Alex und ich denn wohl? »Wir fahren rüber nach Kingston. Um uns diesen Streifen, ähm, Die Reifeprüfung anzusehen.«
    »Wirklich?«
    »Ja, ja.« Ja wirklich, du blöde Kuh.
    »Darf ich mitkommen?«
    Das war doch nicht zu fassen!
    »Na klar«, sagte ich.
    Der Film handelte von diesem verklemmten reichen Jungen, der schließlich mit einer Bekannten seiner Eltern in der Kiste landet, dieser älteren Frau aus bester, alteingesessener Familie, und wir fuhren vom ersten Moment darauf ab: Wie dieser Junge, Benjamin Braddock, im Flugzeug sitzt und dann zu dem Song »The Sound Of Silence« den Gang hinuntergeht.
    Ehrlich, ich bin ganz bestimmt kein Fan von Simon & Garfunkel, aber dieser Song klang einfach absolut umwerfend : ein klares, volltönendes Gitarren-Arpeggio, dieser fantastische Harmoniegesang, und dann setzt auch noch eine ganze Band ein. Es war rockiger als alles andere, was ich von ihnen kannte.
    Ich gab einen Schuss Bourbon aus einer Flasche, die ich mit hineingeschmuggelt hatte, in unsere Pappbecher mit Cola, und wir prosteten uns im Dunkeln zu. Gott, fühlte sich das gut an, sich dort in diesem großen, warmen, alten Kino in diese pflaumenfarbenen Samtsessel zu kuscheln, während auf der Leinwand ein Film anfing, von dem man wusste, dass er arschcool sein würde.
    Sie hatte nicht im Geringsten überrascht gewirkt, als ich sie abholte und Alex nicht im Auto saß. Die Fahrt nach Kingston war blanker Terror, als befände man sich in Begleitung einer psychotischen, überzuckerten Neunjährigen. Auf dem Highway 28 fing Skye auf halber Strecke an zu betteln: »Ich will einen Slush Puppie. Ich will einen Slush Puppie.«
    »Ach komm, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein.«
    »… Slush Puppie … Slush Puppie …«
    »Jetzt hör schon auf, Skye. Draußen sind es locker minus fünfzehn Grad. Was zur Hölle willst du mit einem Slush Puppie? Lass uns lieber einen Kaffee holen.«
    Sie blickte mich mit todernstem Gesicht an und sagte: »Slush Puppie.«
    »Scheiße, ist ja gut . Slush Puppie. Mann-o-Mann! « Aber ich lachte.
    »Jippieh!«
    Ich hielt bei dem Lebensmittelladen an der Washington Avenue. Skye ging hinein, während ich dieses dicke, sirupartige Haschöl, das ich gerade reinbekommen hatte, auf ein paar Blättchen schmierte und uns einen schönen, feuchten, süß riechenden Joint baute.
    Ich zündete die Tüte an und beobachtete durch das Schneegestöber und das Ladenfenster, wie dieses wunderschöne kleine Mädchen da drinnen herumrannte und irgendwelchen Kram an der Kasse auftürmte.
    Sie ließ sich Zeit, und als sie schließlich über den Parkplatz auf mich zurannte und die Autotür öffnete, hatte ich mich so sehr in der Fantasie verloren, sie sei meine Freundin, dass ich den Kopf schütteln musste, um mein breites Grinsen wieder loszuwerden.
    »Traube«, sagte sie und reichte mir einen eiskalten Pappbecher.
    »Traube?«
    »Traube. Die einzige Geschmackssorte, die bei Slush Puppies erlaubt sein sollte.«
    Sie fand einen Oldie-Sender im Autoradio. Also saßen wir da und hörten zu, wie die Staple Singers »Why Am I Treated So Bad« sangen, tranken diese albernen Kindergetränke und reichten uns den Joint hin und her. Ihr Gesicht im Profil war ganz grün und pink von der Neonreklame des Ladens, und die Stimmen von Mavis und Pops im Radio klangen dünn und blechern. Wir redeten bloß albernes, lustiges Zeug. Keiner von uns erwähnte Rick oder die Hawks oder Dylan oder irgendwas in der Richtung, also war alles bestens.
    Mann, die älteren Herrschaften in dem Film waren alle wie die Freunde meiner Eltern – na ja, wie die Freunde, die sie mal hatten. Da gab es diese Szene, in der Bens Eltern zum Abi eine Party für ihn schmeißen und dieser schmierige Typ ihm einen Vortrag über seine Zukunft hält, dann seinen Arm um den Jungen legt und sagt: »Nur ein Wort: Plastik!« Ich musste so sehr lachen, mir liefen die Tränen übers Gesicht. Skye sah mich an und lachte darüber, wie ich lachte.
    Die Farben der Fische in Bens Aquarium – orange und gelb, pink und grün – waren so verflucht intensiv. »Ooooh, was für wunderschöne kleine Fischchen«, sagte Skye. Und dann, als Mrs. Robinsons Mann auftaucht, einen auf Kumpel macht, Ben einen Drink ausgibt und ihm beim Reden so auf die Pelle rückt? Ich konnte seinen Scotch-Atem förmlich riechen.
    Keine Ahnung. Entweder war der Sound des Films oder die Soundanlage im Kino einfach unglaublich

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