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Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Music from Big Pink: Roman (German Edition)

Titel: Music from Big Pink: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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erreicht.«
    »Und das wäre?«
    »Ganz groß rauskommen, schätze ich.« Sie reichte mir den Joint. »Meinst du, die Platte wird gut?«
    Ich nickte langsam, nahm einen tiefen Zug und fragte: »Du nicht?«
    »Doch, ja, aber was weiß ich denn schon? Ich war der festen Überzeugung, die International Submarine Band würde größer werden als die Rolling Stones.« Wir lachten. »Ich war so in Gram verknallt, vor ein paar Jahren.«
    »Wie ist er so?«
    »Echt nett. Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit er bei den Byrds eingestiegen ist, aber damals war er nett. Seine Familie hat Geld, also hatte man bei ihm nie das Gefühl, dass er sich jemandem gegenüber beweisen müsste.«
    »Habt ihr denn …?« Mann, ich benahm mich, als hätte ich einen wackeligen Zahn. Ich konnte es einfach nicht lassen.
    »Mit Gram? Nein. Nur einmal … fast. Aber wir waren beide zu dicht. Trotzdem, eine Zeit lang war ich tierisch in ihn verschossen …«
    »Und jetzt Rick. Hey, du kommst ganz schön rum, Süße!«, kommentierte ich fröhlich scherzend, obwohl mir innerlich so gar nicht danach zumute war. Mein Herz war schwer wie Blei. Da war ein Schmerz in meiner Kehle, als hätte ich eine Glasscherbe verschluckt. Ich nahm einen kräftigen Schluck Whisky und griff nach meiner Martin, nur um meine Hände irgendwie zu beschäftigen und etwas Halt zu finden an ihren glatt lackierten Fichten- und Rosenholzkurven, aneinandergefügt noch vor meiner Geburt. Ich zupfte ein paar leise Töne, ohne Motiv oder Melodie.
    »Das mit Rick macht Spaß«, sagte sie nach einer Weile, »aber es führt zu nichts.«
    Sofort fing das Blei an zu schmelzen, verwandelte sich in Luft und Sonnenschein. Mein Herz begann zu hüpfen, während ich einen wackeligen Akkord schrammelte und wieder betont beiläufig fragte: »Wie kommt’s?«
    Sie sah mir direkt in die Augen, orangefarbene Funken des Kaminfeuers in ihren Pupillen, und sagte: »Ich bin in jemand anderen verliebt.«
    Ich hörte auf zu spielen. Im Feuer fiel ein Holzscheit in sich zusammen und zerstob zu Asche. Draußen zerrte der Wind an den Schindeln und Brettern. »Schon seit Monaten …«, sagte sie, nun mit gesenktem Blick, unsicher, ob sie fortfahren sollte.
    Unsere Füße waren nur Zentimeter voneinander entfernt, sie berührten sich fast, und ich saß mit dem Gesicht zu ihr, als mir plötzlich ganz flau im Magen wurde. Im Feuerschein sah Skye aus wie ein gottverdammtes Ölgemälde. Sollte ich sie jetzt einfach küssen? Nein. Lass sie es aussprechen. Es lag ja praktisch in der Luft.
    »Greg, ich …« Ihre Unterlippe bebte, als sie nach den richtigen Worten suchte. Ich öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass es okay sei, dass ich genauso fühlte, aber sie beendete ihren Satz zuerst. »Ich bin in Richard verliebt.«
    * * *
    Mehrere Dinge passierten gleichzeitig: Ich kippte ein halbes Glas Whisky hinunter, Skye fing an zu weinen, ich rückte zu ihr rüber, um sie zu trösten – und plötzlich brach alles mit einem Schlag über mich herein: der Alkohol, das gebratene Hähnchen, der Thai-Stick und das, was sie gerade gesagt hatte. Ich rannte den Flur hinunter ins Badezimmer und kotzte alles voll.
    Als ich nach einer Weile zurückkam, war sie weg. Der kalte Wind blies durch die offene Küchentür, und auf dem Tisch lag ein Zettel, beschwert von einer halb leeren Flasche Wein. Der feuchte Boden der Flasche hatte einen sichelförmigen roten Abdruck auf dem Papier hinterlassen, wie ein Siegel. In Skyes eleganten Handschrift stand dort geschrieben:
    Bitte erzähle es niemandem.
    Vor allem nicht Richard.
    Bis bald
    S. xxx

zehn
    »Your heart’s gonna give right out on you …«
    Es war kurz nach Sonnenaufgang, der Sonntag nach Ostern, und ich fuhr über die Ohayo Mountain Road nach Hause.
    Da mir zu Ohren gekommen war, dass sie gerade aus Kalifornien zurück waren, wo sie die Aufnahmen zu ihrer Platte abgeschlossen hatten, hatte ich bei den Jungs vorbeigeschaut, um Hallo zu sagen – nur um sie inmitten der letzten Vorbereitungen zur erneuten Abreise anzutreffen. »Pack doch bitte mal bei dem Mistding hier mit an«, forderte Levon mich auf, der mit einem Karton voller Kabel, Mikrofone und sonstigem Kleinscheiß ums Haus herumkam. Ich half ihm, alles in den Kofferraum von Ricks Wagen zu laden. Darin lag bereits ein weiterer Karton, randvoll mit Zweieinhalb-Zoll-Tonbandspulen. Dutzenden davon. Auf der obersten Schachtel stand, mit rotem Filzstift geschrieben, das Wort »Bob«. »Irgendwas Gutes dabei?«, fragte ich,

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