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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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hoffentlich das alberne Grinsen vergehen!
    Vorbei an Luxushotels, kleinen Pensionen und teuren Geschäften bummelten wir durch ein paar Straßen, kauften Ansichtskarten, buddelten einen Ableger aus, tranken in einem kleinen Eiscafé richtigen Cappuccino, und als ich auf die Uhr sah, hätten wir schon vor einer Viertelstunde am Bus sein müssen. »Jetzt aber dalli!«
    Menachem lachte nur, als er uns heranspurten sah. Die anderen empfingen uns mit vorwurfsvollen Blicken. »Entschuldigung, wir haben nicht auf die Uhr gesehen.«
    »Sicher hatten Sie was Besseres zu tun!« Schon wieder Anneliese.
    Frau Marquardt scheuchte uns in den Bus. Qmran wartete, und nach Jerusalem mußten wir ja auch noch zurück.
    Jetzt glitzerte das Meer wieder. Es bot einen fantastischen Kontrast zu den Felsformationen auf der anderen Straßenseite. Hier die schroffen Wände, von Höhlen durchlöchert wie ein Schweizer Käse, und dort die silbrig schimmernde Wasserfläche – ein unvergeßliches Bild, das uns kilometerweit begleitete.
    Noch einmal stapften wir durch Ruinen, nämlich durch die Überreste einer Essener-Siedlung, die sogar schon ein eigenes Wasserversorgungssystem mit Badeanlagen gehabt hatte. Neu ist die Aussichtsplattform, von der aus man einen Blick auf die Höhlen werfen kann, in denen die berühmten Tonkrüge mit den Handschriften gefunden worden waren. Wie jemand an diesem glatten Gestein herumklettern konnte, ohne nach den ersten Metern abzurutschen, ist mir bis heute ein Rätsel.
    Wieder im Bus, setzte ein ungewohntes Treiben ein. Der offizielle Teil dieser Reise war abgehakt, wir hatten alles besichtigt, was nach der Meinung unserer Reiseleitung sehenswert gewesen war, und nun begann der private Teil.
    Zunächst einmal wurden Adressen getauscht. Jens und Robert sicherten einen Besuch bei Architektens zu, sie seien ja öfter mal in Bremen. Die Huber-Maria lud Elena und Alberto für den nächsten Sommer ein, sie hätten genügend Platz, und die Gegend rundherum sei so richtig was zum Erholen. Anneliese wollte von Heini Fotos haben und ich welche von Gregor. Oft genug hatte ich ihn beobachtet, wie er einzelne Mitglieder unserer Gruppe aufs Korn genommen hatte.
    »Scheen war’s ja und arg interessant, aba dahoim isch es doch am beschte, gell, Hoini? Am meischte freu i mi auf unser Esse. Glei morgen mach i än Roschtbrate mit viel Zwiebbel und dazu Spätzle, aba handg’schabte.«
    Damit hatte Ännchen die niederen Instinkte geweckt. Plötzlich kamen Wünsche hoch nach Schweinshaxe, Schinken und Mainzer Käse, im Anblick der Wüste, durch die wir gerade fuhren, etwas abartige Vorstellungen. Trotzdem hätte ich jetzt auch nichts gegen ein Butterbrot mit Leberwurst einzuwenden gehabt. Mir knurrte ganz fürchterlich der Magen.
    Das mußte wohl bis nach vorn gedrungen sein. »Heute abend essen wir à la carte«, sagte Frau Marquardt, »und hinterher werden wir uns noch ein bißchen zusammensetzen, um die Reise ausklingen zu lassen. Morgen können Sie etwas länger schlafen, aber bitte nicht zu lange« – das galt wieder uns beiden-, »denn wir müssen spätestens um elf in Tel Aviv am Flughafen sein. Shimon wird uns um halb zehn abholen.«
    Ein letzter Blick auf Jerusalem, in dem die ersten Lichter aufflammten, im Kriechtempo durch die Stadt, dann Halt vor dem schon vertrauten Hotel. Und wer kam heulend aus der Tür geschossen?
    Uwe begriff gar nicht richtig, wer da so unverhofft lachend und weinend an seinem Hals hing. Er hatte noch mit den Nachwirkungen des Biers zu kämpfen.
    »Ich war ja so ein Idiot, Uwe«, schluchzte die immer noch in das härene Nachthemd gehüllte Claudia. »Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Am liebsten wäre ich hinterhergefahren, aber ich habe kein Geld mehr, und jetzt will ich bloß noch nach Hause. Magst du mich überhaupt noch, Uwe? Uwe, sag doch was!«
    Uwe sagte gar nichts. Ungläubig glubschte er das Mädchen an, schüttelte ein paarmal den Kopf und rülpste. Dann endlich schien ihm aufzugehen, wer da vor ihm stand. »Wo kommst du denn her?«
    »Das ist eine lange Geschichte, die erzähle ich dir, wenn wir allein sind.« Sie streifte uns alle mit einem ungeduldigen Blick, denn wir standen um das Pärchen herum und hätten die lange Geschichte auch gern gehört.
    »Uwe! Sag endlich was!«
    »Was denn?«
    »Irgendwas!« Sie lockerte die Umklammerung und schüttelte ihn. »Uwe!!! Sag was!«
    Erst blinzelte er uns an, die wir noch immer einen erwartungsvollen Halbkreis bildeten,

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