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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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bißchen Meer dahinter.
    »Hast du dich eben nicht auch in die Schulzeit zurückversetzt gefühlt?« Irene hob einen grünen Stein auf und prüfte ihn auf seine Verwendbarkeit für ihre Sammlung. »Im Geiste habe ich wieder Quasi dozieren hören! Die hat uns ja auch immer die Geschichtszahlen um die Ohren gehauen! – Das ist ja gar kein Stein, das ist bloß ein Stück Bierflasche!« Sie warf das abgeschliffene Glasstückchen ins Meer. Dann sah sie sich suchend um. »Wo sind denn die anderen alle geblieben?«
    »Keine Ahnung.« Auch ich vermochte niemanden mehr zu sehen, nicht mal ein bißchen Staubwolke. »Die können uns doch nicht einfach vergessen haben!«
    »Wahrscheinlich werden wir sie beim Amphitheater finden.« Die ebenfalls verschwunden geglaubte Frau Conrads tauchte hinter einer Mauer wieder auf. »Ich glaube, das ist irgendwo da drüben.«
    ›Da drüben‹ bedeutete die Entdeckung von Säulen, die wir bis dahin noch gar nicht wahrgenommen hatten und nun ehrfurchtsvoll umrundeten, und als wir schließlich das Amphitheater erreichten, war es gar nicht das richtige, sondern das ›Römisches Theater‹ genannte Bauwerk, das zwar genauso angelegt, aber ein bißchen zu modern restauriert worden ist. Die in der Mitte aufgereihten Klappstühle sahen gar nicht antik aus. »Wie passen die denn hier rein?«
    Ich ließ mich auf einen der schwarzen Stühle fallen, sprang aber sofort jaulend wieder hoch. Wer die Kraft der Solarenergie bezweifelt, sollte sich mal mit kurzen Hosen auf einen in der Sonne stehenden Plastikstuhl setzen!
    Unsere allwissende Begleiterin hatte auch für diese renovierte Anlage eine Erklärung. »Hier werden gelegentlich Musikfestivals veranstaltet. Immerhin haben fünftausend Zuhörer Platz.«
    Die Frage, ob auch Elton John oder Guns N’ Roses in dieser Arena auftreten würden, erübrigte sich wohl. Deren Shows heißen Open-Air-Konzerte. Festivals dagegen sind meistens Klassischem vorbehalten. Die Neutöner liegen irgendwo dazwischen und brauchen selten Platz für Tausende von Zuhörern.
    Das richtige Amphitheater fanden wir dann auch noch. Menachem hatte gerade seinen Vortrag beendet, und schon klickten die Fotoapparate. Waltraud knipste Anneliese vor dem Torbogen, Anneliese knipste Waltraud auch vor dem Torbogen, bloß von der anderen Seite, Gregor knipste die beiden, ohne daß sie es merkten, und dann ertönte plötzlich ein Schrei: »O mein Gott!«
    Der spanische Albert turnte irgendwo weit über uns auf einem schon recht brüchig aussehenden Gemäuer herum, den Fotoapparat vorm Gesicht und offenbar noch immer auf der Suche nach dem richtigen Bildausschnitt.
    »Mein Gott, wenn er da runterfällt! Er ist ja wirklich nicht mehr der Jüngste!« jammerte Anneliese. »Mit einer Schenkelhalsfraktur muß er mindestens rechnen, und in seinem Alter enden fünfzig Prozent aller Fälle mit Exitus.«
    »Reden Sie doch nicht so’nen Unsinn! Meine Oma hat sich vor fünf Jahren das Bein gebrochen. Jetzt ist sie dreiundachtzig und geht immer noch selber einkaufen«, empörte sich Hanni. »Erzählen Sie bloß nicht solche Schauermärchen. Woher wollen Sie das überhaupt wissen?«
    »Ich bin Krankenschwester«, sagte Anneliese spitz.
    »Kann ihn nicht mal jemand von da oben runterholen?« Anscheinend kamen nun auch Frau Marquardt Bedenken, zumal der muntere Greis jetzt heftig winkte.
    Gregor und der Huber-Sepp machten sich an den Aufstieg, während unten eine lebhafte Debatte einsetzte, was denn im Falle eines Unglücks oder gar beim Ableben eines Mitreisenden zu tun sei, und ob Frau Marquardt vom jeweiligen Standort des nächstgelegenen Krankenhauses Kenntnis habe. Als sie zugab, das nicht zu wissen, wurde sie von Betti aufgefordert, sich umgehend zu informieren. »Man muß ja auf alles vorbereitet sein, besonders hier in den Tropen. Wenn ich da an meine Italienreise vor zwei Jahren denke… Also da hatten wir …
    Nur Elena, die eigentlich Helene hieß, schien die ganze Aufregung kaltzulassen, obwohl es doch ihr Mann war, der auf den Trümmern herumkraxelte und noch immer nicht heruntergefallen war. Der Rettungstrupp hatte bereits zwei Drittel der Strecke zurückgelegt und machte Alberto klar, daß er gefälligst stehenbleiben und warten solle, bis man ihn erreicht habe. Der dachte aber gar nicht daran. Vielmehr kletterte er noch ein Stückchen höher, bis er auf einer Art Mauervorsprung stand und von dort aus seine Retter fotografieren konnte.
    »Jetzt übertreibt er’s aber wirklich«, war alles,

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