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Muss ich denn schon wieder verreisen?

Muss ich denn schon wieder verreisen?

Titel: Muss ich denn schon wieder verreisen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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neu ist. Claudia hat mir klipp und klar eröffnet, daß sie noch ein paar Tage in Jerusalem bleiben möchte und bereits eine Unterkunft habe. Zum Rückflug komme sie allein nach Tel Aviv. Ich habe ihr die Anschriften und Telefonnummern aller Hotels gegeben, in denen wir noch übernachten werden, so daß sie notfalls weiß, wo sie uns erreicht. Mehr kann ich nicht tun. So, das waren die aktuellen Neuigkeiten. Jetzt sollten wir uns auf den Weg machen, es ist ohnehin reichlich spät geworden.«
    Beifälliges Nicken, dann zog die Herde schnatternd zum Ausgang.
    »Ich glaube, jetzt müssen wir doch mit der Sprache heraus«, sagte ich leise zu Irene. »Frau Marquardt sollte wissen, wo wir Claudia aufgegabelt haben.«
    Sie war uns auch dankbar dafür. »Würden Sie den Laden wiederfinden?«
    »Na ja, vielleicht«, antwortete ich. Dann fiel mir Bernhards Skizze ein. »Hast du die Wegbeschreibung schon weggeworfen?« fragte ich Irene.
    »Ja, in den Papierkorb.«
    »Dann muß sie noch drinliegen. Ich hole sie.«
    Der Abmarsch verzögerte sich um weitere fünf Minuten, doch schließlich trabten wir davon. Zuerst in die St.-Anna-Kirche, einen mächtigen Bau aus der Zeit der Kreuzfahrer, der wohl nur deshalb die Jahrhunderte unbeschädigt überstanden hat, weil er entgegen seiner ursprünglichen Bestimmung siebenhundert Jahre lang eine Moschee gewesen ist. Es ist ja auch gar nicht so wichtig, ob man darin zu Gott oder zu Mohammed gebetet hat, der strengen Schönheit dieses romanischen Gebäudes tut das keinen Abbruch. Wenn ich ehrlich bin, dann hat mir diese Kirche von allen christlichen Stätten am besten gefallen, obwohl sie doch überhaupt nicht prunkvoll ist.
    »Wir kommen jetzt zur ersten Station der Via Dolorosa, nämlich zu dem Ort, an dem Jesus von Pontius Pilatus zum Tode verurteilt worden ist«, dozierte Frau Marquardt, »allerdings …«
    »Ach, könnten wir wohl einen Moment anhalten?« Anneliese stellte ihre Tasche ab und begann darin herumzukramen. Schließlich hatte sie das Gesuchte gefunden. »Hier, Waltraud, nimm mal!« Zum Vorschein kamen zwei ovale Häkeldeckchen, wie man sie früher als Schoner auf die Polstermöbel legte. Meine Großmutter väterlicherseits besaß auch solche Dinger, übrigens zum ständigen Ärger meines Großvaters, der immer mit den Ärmelknöpfen daran hängengeblieben ist.
    »So, es kann weitergehen«, kommandierte Anneliese, nachdem sie sich und ihrer Schwester ein Deckchen aufs Haupt gelegt hatte. Erst jetzt fiel mir auf, daß Elena eine schwarze Mantille trug und die Huber-Maria einen Tüllschal.
    Auch Frau Terjung ging bedeckt, kleines Hütchen mit kurzem Schleier.
    Statt der erwarteten Kirche befindet sich an der ersten Station der Via Dolorosa eine arabische Schule.
    »Na, da kann i net beten«, sagte die Huber-Maria. Das tat sie erst bei der zweiten Station, wo ein Franziskanerkloster steht. An der dritten befindet sich eine Kapelle, an der vierten eine Kirche. Jeweils kurze Andacht derer, die das Bedürfnis danach hatten. Die meisten hatten es nicht.
    Auf dem Weg zur fünften Station packte Elena das helle Entsetzen. Wir marschierten nämlich mitten hinein in den Basar. Und richtig, an einer Ecke, kaum erkennbar und genau gegenüber von einem Laden mit Handtuchhaltern und Klobrillen entdeckten wir ein Hinweisschild: Via Dolorosa.
    Von nun an wurden wir nur noch vorwärts geschoben.
    Sammelpunkt war immer die nächste Kapelle, kaum auszumachen zwischen all den Krimskrams- und Trödelläden.
    Pilgergruppen zwängten sich durch das Menschengewimmel, eine Ordensfrau versuchte vergeblich, den Anschluß an ihre weiter vorne laufenden Mitschwestern zu finden, obwohl sie sich wenigstens an den wippenden Hauben orientieren konnte, ein Vorteil, den ich leider nicht hatte. Jedenfalls stand ich plötzlich allein da, soweit man inmitten einer Menschentraube allein sein kann. Ich sah kein Häkeldeckchen mehr, keine Mantille, nicht mal Frau Terjungs Hut, dafür Kopftücher in allen Farben und direkt vor mir einen dicken Mann, der mir erst auf die Füße trat, bevor er sich umdrehte. »’tschuldigung, äh… Pardon.«
    »Macht nichts«, sagte ich höflich, obwohl es mir doch etwas ausmachte, denn er trug solide Straßenschuhe und ich nur Sandalen ohne Strümpfe. »Suchen Sie jemanden?«
    Er hatte sich nämlich auf einen Mauervorsprung gestellt und äugte aus fünfzig Zentimeter Höhe auf das Gewimmel. »Suchen tu’ ick schon lange, bloß finden kann ick keenen. Irjendwo is mir meen Verein

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