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Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Titel: Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schnabel
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Erfahrung einer inneren Zufriedenheit, die unabhängig von äußeren Erfolgen oder Fehlschlägen ist. Vielleicht könnte man auch sagen: Das Glück der Meditation besteht in der ebenso schlichten wie wunderbaren Erfahrung, einmal ganz da und sich selbst genug zu sein.
    Und vermutlich ist es genau das, was uns im hektischen Alltag am meisten fehlt. Vor lauter Terminen, Anforderungen und Sehnsüchten kommen wir kaum dazu, das Leben als das zu sehen, was es im Grunde ist: ein einmaliges Geschenk, dessen Wert wir meist erst dann zu schätzen lernen, wenn es zu Ende geht. Um sich daran immer wieder zu erinnern, sind kleine Übungen des einfachen In-der-Welt-Seins Gold Wert. Allein die Tatsache, dass man von der Außen- auf die Innensteuerung umschaltet und sich einmal von den ständigen äußeren Taktgebern – Arbeit, Familie, Geld, Angst, Erwartungen – unabhängig macht, kann unsere Sicht auf das Alltagsgetriebe verändern. 49
    Man darf nur nicht den Fehler machen, diese Auszeiten mit großen Erwartungen aufzuladen. Denn genau die sind es, die häufig zwischen uns und dem Glück des reinen Daseins stehen. Egal, ob man das stille Sitzen praktiziert, das Singen, Malen, Pilzesuchen oder meditative Marathonlaufen – letztlich geht es bei all diesen Tätigkeiten nur darum, ganz in ihnen aufzugehen, sich nicht ständig ablenken zu lassen und so die tiefe Erfahrung zu machen, wie flüchtig und wertvoll jeder Moment unseres Lebens ist. Und egal, ob man dafür zehn Minuten oder eine Stunde pro Tag erübrigen kann – Hauptsache, man schafft es, solche Ruhephasen regelmäßig in seinem Alltag zu verankern.
    Meine persönliche Lieblingstechnik ist zum Beispiel das entspannte Ausatmen. Und das kann jeder – ja, auch Sie! – sofort erproben.
    Eine ganz einfache Atemmeditation
     
    • Nehmen Sie sich dafür eine festgelegte Spanne Zeit (anfangs reichen fünf oder zehn Minuten).
    • Setzen Sie sich aufrecht und bequem auf einen Stuhl oder ein Meditationskissen, sodass sich Ihr Bauch entspannen kann.
    • Atmen Sie ein-, zweimal tief durch und spüren Sie, wie Ihr Atem ein- und ausströmt -, ohne dass Sie ihn zu kontrollieren suchen.
    • Nun richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Ausatmung. Ohne zu forcieren, lassen Sie die Luft ausströmen und entspannen sich dabei.
    • Am Ende der Ausatmung tun Sie einfach gar nichts – so lange, bis die Einatmung von selbst kommt. Denn dies erledigt der Atemreflex in Ihrem Zwerchfell von ganz allein.
    • Wenn sich die Lungen mit Luft einigermaßen gefüllt haben, atmen Sie wieder langsam und bewusst aus – und so weiter.
    • Wenn störende Gedanken oder ablenkende Geräusche in Ihr Bewusststein dringen, nehmen Sie diese einfach zur Kenntnis – und lassen sie wieder los. Für diese fünf oder zehn Minuten sind die Gedanken einmal unwichtig (danach darf man sie gerne wieder aufnehmen). Statt sich mit ihnen zu beschäftigen, wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit stets von Neuem dem Atem zu.
    • Genießen Sie es, wie der Atem ohne Ihr Zutun ein- und ausfließt. Wenigstens das ist etwas, worum Sie sich nicht zu kümmern brauchen!
    • Egal, wie gut oder schlecht Sie sich konzentrieren können: Stressen Sie sich nicht mit ehrgeizigen Zielen oder Erwartungen. Es geht nicht darum, irgendetwas zu erreichen, sondern gerade ums Nicht-Erreichen.
    • Wenn die vereinbarte Zeit vorüber ist, beglückwünschen Sie sich selbst zu Ihrer ersten Meditationserfahrung.
    • Bauen Sie diese kleine Übung eine Woche lang in ihren Tag ein, zum Beispiel morgens, direkt nach dem Aufstehen oder abends, vor dem Zubettgehen, und beobachten Sie, ob und was sich verändert. Viel Freude damit!
     
    Eigentlich ganz einfach, oder? Doch so schlicht das klingt – es ist gar nicht so leicht, regelmäßig auch nur ein paar Minuten am Tag für sich selbst und das Nichtstun zu erübrigen. Und damit stellt sich für uns alle die Frage: Warum kommen wir so selten dazu? Warum erleben wir so selten, dass »nichts an uns zieht« – und wie schaffen wir uns öfter den Freiraum für die heilsame Erfahrung des einfachen »Da-Seins«?

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