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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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aber dennoch eine grausige Möglichkeit. Oder ist es gar nicht so abwegig?
    Sie zwingt sich, sich noch mal genauer umzugucken, und
    sieht die schwarze Klebebandrolle auf dem Teppichboden. Sie steht hochkant, als ob sie dorthingerollt wäre. Und Cayce erinnert sich genau, sie nach dem Verkleben des Lochs extra, damit sie nicht wegrollen konnte, hingelegt zu haben, dort auf die Schreibtischplatte.
    Irgend etwas treibt sie in die Küche, und sie guckt in die Schublade, in der Damiens Küchenmesser liegen. Die sind neu, so gut wie unbenutzt und vermutlich ganz schön scharf. Obwohl sie sich durchaus zutraut, sich notfalls mit einem von den Dingern zu wehren, steht sie der Idee, scharfe Klingen in die Gleichung einzubringen, doch eher skeptisch gegenüber. Sie zieht eine andere Schublade auf und findet eine quadratische Schachtel mit Maschinenteilen, die schwer, präzise und ein bißchen ölig aussehen und vermutlich von den Robotergirls stammen. Eins davon, ein walzenförmiges Ding, paßt gerade so in ihre Faust, daß nur die flachen Enden hervorgucken. Dank Donny weiß sie, was man mit einer Rolle Vierteldollars anfangen kann.
    Das Teil in der Hand, steigt sie die Treppe hinauf. Und findet dort oben tatsächlich ein Studio und sonst gar nichts. Auch kein mögliches Versteck, nur einen schmalen, neuen Futon, auf dem sie jetzt schlafen würde, wäre Damien da.
    Wieder nach unten.
    Sie sucht die Räume sorgfältig ab, öffnet mit angehaltenem Atem die beiden Wandschränke. Die praktisch leer sind, weil Damien es nicht so mit Klamotten hat.
    Sie guckt in sämtliche Unterschränke der neu eingerichteten Küche und in den Unterbau der Spüle. Wo sich kein Eindringling verbirgt, sondern nur ein langes gelbes Maßband, das der Renovierungstrupp hinterlassen hat.
    Sie legt die Kette an der Wohnungstür vor. Es ist zwar nach New Yorker Maßstäben eine eher lächerliche Kette, und sie hat lange genug in New York gelebt, um ohnehin nicht groß auf Türketten zu vertrauen, aber dennoch.
    Sie inspiziert die Fenster. Die sind alle geschlossen und bis auf eins so gründlich zugestrichen, daß vermutlich drei teure Handwerkerstunden und ein ganzes Werkzeugarsenal nötig wären, um sie aufzukriegen. Das eine, das sich – zweifellos dank eines solchen teuren Handwerkers – öffnen läßt, ist mit zwei Spiegelweltfensterriegeln gesichert, die man mit einer Art Schlüssel bedienen muß. Sie hat in London schon solche Schlüssel in Aktion gesehen, weiß aber nicht, wo Damien seinen aufbewahrt. Da man diese Prozedur nur von innen vornehmen kann und die Scheiben heil sind, kann durch die Fenster niemand hereingekommen sein.
    Sie guckt wieder zur Tür.
    Jemand hat einen Schlüssel. Zwei, fällt ihr wieder ein, und vielleicht noch einen dritten für unten.
    Damien muß eine neue Freundin haben, von der er ihr
    nichts gesagt hat. Oder eine alte, die immer noch einen Schlüssel hat. Oder vielleicht eine Putzfrau, die etwas vergessen hatte und noch mal hergekommen ist, während Cayce weg war.
    Aber dann fällt ihr ein, daß die Schlösser ja nach der Renovierung ausgewechselt wurden, weshalb ihr die neuen Schlüssel noch in letzter Minute per FedEx zugeschickt werden mußten.
    Von eben jener Assistentin, die Damiens Wohnung wieder
    bewohnbar gemacht hat. Und jetzt erinnert sie sich wieder, wie diese Frau sie besorgt in New York anrief, weil der Satz Schlüssel, den sie gerade abgeschickt hatte, der einzige war, und wie sie sich dafür entschuldigte, daß Damien im Moment keine Putzfrau habe.
    Sie geht ins Schlafzimmer und inspiziert ihre Sachen. Alles unberührt, wie es scheint. Dann erinnert sie sich, wie ein unheimlich junger Sean Connery in diesem ersten Bond-Film reine schottische Spucke benutzt, um eins seiner prachtvollen schwarzen Haare über den Ritz zwischen Türrahmen und Tür des Hotelzimmers zu pappen, damit er bei seiner Rückkehr aus dem Casino weiß, ob sich jemand dort heimlich Zutritt ver-schafft hat.
    Zu spät.
    Sie geht ins andere Zimmer, mustert den Cube, der jetzt wieder schläft, und die Klebebandrolle auf dem Teppich. Der Raum ist klar und schlicht, semiotisch neutral, da Damien die Innendekorateure unter Androhung des Auftragsentzugs vergattert hat, jede Art Schöner-Wohnen-Chic zu vermeiden.
    Was könnte noch irgendwelche Informationen bergen?
    Das Telefon.
    Auf dem Tisch, neben dem Computer.
    Es ist ein atypisch simples Spiegelwelttelefon, keins der üblichen Bimmel-oder Pfeifdinger. Es hat noch nicht mal ein

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