Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
Vom Netzwerk:
Rufnummern-Display, da Damien derlei Extras für Zeitfresser und unnötigen Schnickschnack hält.
    Aber es hat eine Wahlwiederholungstaste.
    Sie nimmt den Hörer ab und guckt ihn an, als erwarte sie, daß er etwas sagt.
    Sie drückt die Wahlwiederholungstaste. Hört eine Serie Spiegelwelt-Ruftöne. Sie wartet darauf, daß sich die Voice-Mail von Blue Ant oder vielleicht auch eine Wochenendtelefonistin meldet, da sie das Telefon hier nicht mehr benutzt hat, seit sie sich Freitag früh vergewissert hatte, daß ihr Wagen unterwegs war.
    » Lasciare un messagio, risponderó il prima possibile. «
    Eine Frauenstimme, schroff und ungeduldig.
    Piep.
    Sie unterdrückt gerade noch einen Aufschrei. Legt panisch auf.
    Hinterlassen Sie eine Nachricht. Ich rufe baldmöglichst zurück.
    Dorotea.

6 DIE
    ZÜNDHOLZFABRIK
     
    »Oberste Priorität«, erklärt Cayce der Wohnung von Damien
    und hört dabei die Stimme ihres Vaters, »Peripherie sichern.«
    Win Pollard, dessen Job es fünfundzwanzig Jahre lang gewesen war, die Sicherheitsmaßnahmen amerikanischer Botschaf—ten in aller Welt zu evaluieren und zu verbessern, hatte sich aus diesem Metier zurückgezogen, um fortan humane Crowd-Control-Methoden für Rockkonzerte zu entwickeln. Seine Vorstellung von einer Gutenachtgeschichte war, ruhig, systematisch und detailliert darzulegen, wie er es letztendlich geschafft hatte, das Abwassersystem der Moskauer Botschaft zu sichern.
    Sie mustert die weißlackierte Tür und befindet, daß sie vermutlich aus Eiche ist. Wesentlich solider als jemals nötig, wie so viele viktorianische Dinge. Die Angeln sitzen, wie es sich ge-hört, innen, was heißt, daß die Tür nach innen aufschwingt, zu einem kahlen weißen Stück Wand hin. Sie taxiert den Abstand zwischen Tür und Wand, guckt dann zum Tisch hinüber.
    Sie holt das Maßband, das sie vorhin unter der Spüle gefunden hat, mißt damit die Länge des Tisches, dann die Entfernung zwischen der abgeschlossenen, mit der Kette gesicherten Tür und der Wand. Acht Zentimeter Differenz; wenn sie den Tisch längs zwischen Wand und Tür postiert, bräuchte man eine
    Brandaxt oder Dynamit, um in die Wohnung zu kommen.
    Sie verfrachtet Telefon, Kabelmodem, Tastatur, Lautsprecher
    und Studio-Display auf den Teppichboden, ohne irgendwas
    auszustöpseln oder den Computer herunterzufahren. Dabei
    erwacht der Bildschirm, und sie sieht, daß die verdorbenen
    Asiengirls immer noch an erster Stelle stehen. Als sie den Rechner herunterhebt, kommt sie versehentlich an den Sensor. Der Computer geht aus. Sie berührt die Stelle erneut, um ihn wieder zu booten, und wendet sich dann dem Tisch zu. Die Platte läßt sich problemlos von den Böcken abheben. Sie ist massiv und schwer, aber Cayce gehört zu diesen zierlichen Frauen, bei denen sich geringes Körpergewicht mit beträchtlicher Kraft
    vereint. Deshalb war sie auf dem College viel besser im Felsklet-tern als ihr Psychologen-Freund. Sehr zu dessen Leidwesen. Sie kam, ohne es darauf anzulegen, immer als erste oben an und immer auf einer wesentlich schwierigeren Route.
    Sie lehnt die Tischplatte neben der Tür an die Wand, geht die Böcke holen, stellt sie auf, hievt die Platte hoch und läßt sie vorsichtig hinunter, um Damiens frisch gestrichene Wand nicht zu verschrammen. Löst dann die Kette, schließt die Tür auf und öffnet sie, so weit es die acht Zentimeter Differenz zulassen. Der Spalt reicht noch nicht mal zum Durchgucken. Peripherie gesichert. Sie macht die Tür wieder zu, schließt ab und legt die Kette vor.
    Der Cube zeigt an, daß er nicht ordnungsgemäß herunterge—
    fahren wurde, also kniet sie sich davor und klickt auf okay. Als der Desktop hochkommt, öffnet sie den Browser und guckt noch mal ins Memory. Die Asiengirls haben sich nicht von der Stelle gerührt.
    Sie verspürt zwar immer noch ein leises Kopfhautkribbeln,
    besiegt es aber, indem sie sich zwingt, die Seite anzuklicken. Zu ihrer immensen Erleichterung entpuppt sich das Zeug weder als Snuff-noch als Folterporno. Was diese Frauen verdient haben, ist offensichtlich die aktive Zuwendung erigierter Penisse. Die, wie bei visuellen Pornos für Männer üblich, seltsam körperlos sind, als sollte man glauben, sie seien ohne jede menschliche Vermittlung an die jeweilige Körperöffnung gelangt. Beim Rausgehen muß sie einen opportunistischen Schwarm verlink—ter Sites wegklicken; einige davon wirken auf den ersten Blick wesentlich schlimmer als die verdorbenen Asiengirls.
    Jetzt stehen im

Weitere Kostenlose Bücher