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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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hat einen stehenden Internetzugang, so daß sein Computer nie wirklich offline ist oder jedenfalls sein sollte. Es ist Zeit, unter Fetish:Footage:Forum zu gucken, wie Parkaboy, Filmy, Mama Anarchia und ihre Co-Fanatiker auf diesen Kuß reagiert haben. Es gibt bestimmt viel nachzulesen, also die Postings von oben nach unten durchzugehen, um die Entwicklung mitzukriegen.
    Parkaboy ist ihr Lieblingsforumsgefährte. Sie mailen sich, wenn es im Forum hoch hergeht, und manchmal auch dann,
    wenn dort tote Hose ist. Sie weiß fast nichts über ihn, außer, daß er in Chicago wohnt und vermutlich schwul ist. Aber was ihrer beider Leidenschaft für die Clips, ihre Zweifel und vorsichtigen Theorien angeht, kennen sie sich so gut, wie man einen Menschen nur kennen kann.
    Statt die nicht gebookmarkte URL des Forums neu einzugeben, geht sie ins Browser-Memory VERDORBENE ASIENGIRLS KRIEGEN, WAS SIE VERDIENT HABEN!
    FETISH:FOOTAGE:FORUM
    Sie erstarrt, die Hand auf der Maus, fixiert die zuletzt besuchte Website.
    Und spürt buchstäblich das berühmte Kopfhautprickeln.
    Und schafft es mit aller Willenskraft nicht, die Asiengirls und das Forum dazu zu bringen, die Plätze zu tauschen. Sie will, will, will, daß die verdorbenen Asien-Girls unter das Forum rutschen, aber sie tun es nicht. Sie sitzt reglos da und beäugt das Browser-Memory, wie sie einmal eine braune Einsiedlerspinne in einem Rosengarten in Portland beäugt hat, ein kleines, unscheinbar braunes Ding, von dem ihr Gastgeber ihr glaubhaft versicherte, daß es genug Nervengift in sich habe, um sie beide auf gräßlichste Art zu töten.
    Plötzlich ist Damiens Wohnung kein freundlicher, vertrauter Ort mehr. Sie ist ein hermetischer, luftloser Raum, wo unaus-denkbare Dinge passieren könnten. Und sie hat, wie Cayce jetzt wieder einfällt, eine zweite Etage, die sie diesmal noch gar nicht betreten hat.
    Sie guckt an die Decke.
    Und findet sich plötzlich zurückversetzt in eine Szene, in der sie mehr oder weniger glücklich – oder jedenfalls angenehm abgelenkt – unter einem Lover namens Donny liegt.
    Donny war für ihre Verhältnisse ungewöhnlich problematisch, und inzwischen denkt sie, sein Name hätte ihr schon ein Warnzeichen sein müssen. Männer, die so heißen, hatte eine Freundin erklärt, seien normalerweise nichts für Frauen wie Cayce und sie. Donny war irisch-italienischer Abstammung, aus East Lansing, und hatte einerseits ein Alkoholproblem und keinerlei erkennbare Existenzgrundlage. Andererseits aber war Donny sehr schön und manchmal, wenn auch nicht immer mit Absicht, sehr komisch, und unter Donny und seinem breiten Grinsen, in dem nicht allzu sauberen Bett in seinem Apartment in der Clinton Street, zwischen Rivington und Delancey, hat Cayce, ohne daß es von ihrer Seite so geplant gewesen war, einen echten Selbstfindungs-Prozeß durchgemacht.
    Doch bei diesem letzten Mal, als er sichtlich das erreicht hatte, was sie mittlerweile als die Zielgerade zu einem seiner stets verläßlichen Orgasmen zu identifizieren wußte, streckte sie aus irgendeinem Grund, vielleicht sogar aus reiner Wollust, die Arme über den Kopf, und dabei glitt ihre linke Hand zufällig unter das kakerlakenfarbene Furnier des Kopfteils. Und stieß dort auf etwas Kaltes, Hartes und sehr präzise Gefertigtes.
    Identifizierte es durch kurzes Betasten als den kompakten Griff einer Selbstladepistole, die dort vermutlich mit einer ähnlichen Sorte Klebeband befestigt war, wie Cayce sie heute morgen zum Verkleben des Lochs in ihrer Buzz Rickson benutzt hatte.
    Donny war Linkshänder, hatte also das Ding so postiert, daß er im Liegen bequem drankam.
    Irgendein elementares Rechenmodul in ihrem Kopf stellte
    sofort die simple Gleichung auf: Freund schläft mit Knarre =
    Cayce teilt weder Bett noch Body mit (nunmehr Ex-)Freund.
    Also lag sie da, die Fingerspitzen auf dem, was sie für die Hartholzschalen des Pistolengriffs hielt, und sah zu, wie Donny seinen letzten Ritt auf diesem Pferd zu Ende brachte.
    Aber hier in Damiens Wohnung in Camden Town, die
    schmale Treppe hinauf, ist noch ein Raum, wo sie bei früheren Besuchen einquartiert war und wo Damien sich inzwischen, wie sie weiß, ein Home-Studio eingerichtet hat, um seiner heimlichen Leidenschaft zu frönen, dem Mischen.
    Kann es sein, daß jetzt dort oben jemand ist?
    Jemand, der irgendwie hier hereingekommen ist und in aller Seelenruhe einen Blick auf die verdorbenen Asien-Girls geworfen hat? Das scheint ihr völlig abwegig und verrückt,

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