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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Stücks extraordinärer
    kinematischer Prärie begeistert. Ist da jemand, der auf Cowboy-Poesie steht? Ich nämlich nicht.
     
    Das war noch vor dem Auftauchen von La Anarchia, die Parkaboy schon nach drei Tagen dazu trieb, den ersten seiner vielen lautstarken Abgänge hinzulegen.
    Sie probiert an den Mattaluknöpfen der Armlehne herum,
    um ihr Bett in Liegestuhlposition hochzuklappen. Die Bewegung fühlt sich gut an: starke Motoren, die einzig ihrer Bequemlichkeit dienen. In ihrem schwarzen Pilates-Outfit (den angebotenen BA-Spielanzug hat sie abgelehnt) zieht sie sich die karierte Wolldecke über die Beine und lehnt sich zurück, das iBook auf dem Bauch. Justiert die schlangenhaft gelenkige Faser-Optik-Leselampe, deren Kopf einer Polizeistablampe ähnelt.
    Geht aus der CD-ROM und klickt das Edit von Filmy und
    Maurice an.
    Es beginnt mit diesem Dach, vor den seltsam geformten
    Schornsteinen. Er ist da. Geht zu der niedrigen Brüstung.
    Schaut hinaus auf eine Stadt, die nie klar erkennbar wird. Ein Frame-Grab der Aussicht würde nur ein vages Arrangement von vertikalen und horizontalen Linien zeigen. Unscharf.
    Eindeutig eine Skyline, aber zuwenig Informationen, um irgend etwas zu identifizieren. Manhattan läßt sich ausschließen, andere Orte ebenfalls; es gibt Listen, was es alles nicht sein kann, höchstwahrscheinlich nicht ist.
    Maurice schließt jenes Segment an, das nur aus Totalen besteht: das Mädchen in dem streng angelegten Park.
    Manchmal, wenn sie ein gutes Edit sieht – und dieses hier gehört zu den besten –, ist es, als ob das alles absolut neu wäre; voller Freude und gespannt läßt sie sich hineinfallen, und das Ende des Edits ist ein Schock. Das war’s. Mehr ist nicht da. Wie kann das sein?
    So auch diesmal. Ende des Edits.
    Sie schläft ein, das iBook auf dem Schoß.
    Als sie wieder aufwacht, ist die Kabine dunkler, und sie muß pinkeln.
    Froh, daß sie keinen BA-Spielanzug anhat, fährt sie das iBook runter, verstaut es wieder, löst ihren Sitzgurt, schlüpft in ein Paar BA-Pantoffeln und macht sich auf den Weg nach hinten, zu den Toiletten.
    Und kommt an einer Gestalt vorbei, die nur der schlafende Billy Prion sein kann. Er schnarcht leise, den immer noch unparalysierten Mund leicht geöffnet. Die Wolldecke um die Schultern wie ein alter Mann im Rollstuhl. Mit schlaffen, hängenden Gesichtszügen. Sie blinzelt, versucht sich einzureden, daß das unmöglich der Ex-Frontmann von BSE sein kann, aber er ist es eindeutig, und zwar, wie’s aussieht, in Agnes B Homme von letztem Jahr.
    Im Weidenboot neben Prion schläft eine Blondine mit einer Augenbinde. Ein Paar dezente Brustwarzenringe zeichnen sich deutlich unter dem engen schwarzen Top ab.
    Das, befindet Cayce und wertet es als Beweis, daß sie sich nicht verguckt hat, ist die Ex-Velcro-Kitty-Sängerin, die, von der die Musikpresse annahm, er sei nicht mehr mit ihr zusammen.
    Sie zwingt sich, in ihren marineblauen Kunstlederpantoffeln weiterzuschlappen, in die fast schon geräumige Sicherheit der Erster-Klasse-Toilette mit den frischen Blumen und den Mol-ton-Brown-Gesichtspflegeprodukten. Sie setzt sich hin, unfähig, das auf die Reihe zu bringen: Prion, in dessen Galerie Voytek sein ZX-81-Projekt ausstellen zu können hofft, hier in ihrem Flieger nach Tokio. Warum? Daß die Welt so klein sein soll, das riecht doch irgendwie verdächtig.
    Sie beobachtet, wie die intensivblaue Flüssigkeit strudelnd hinabgesogen wird, als sie die Spülung betätigt.
    Auf dem Rückweg zu ihrem Platz sieht sie, daß die Sängerin mit den Brustwarzenringen jetzt aufrecht und ohne Augenbinde dasitzt und im dicht gebündelten Lichtstrahl einer Fiber—Optik-Lampe ein Modemagazin studiert. Prion schnarcht
    immer noch.
    Wieder in ihrem eigenen kleinen Boot nimmt sie einen lau—warmen weißen Waschlappen aus der Zange der Stewardess
    entgegen.
    Warum sind die hier in diesem Flugzeug, Prion und das Velcro-Kitty-Girl?
    Sie denkt an das Verhältnis ihres Vaters zur Paranoia.
    Win, der ewig wachsame Sicherheitsexperte in Zeiten des kalten Krieges, hatte Paranoia als etwas behandelt, das es zu domestizieren und zu trainieren galt. Wie jemand, der gelernt hat, optimal mit einer chronischen Krankheit zu leben, gestattete er sich nie, seine Paranoia als Teil seiner selbst zu betrachten.
    Sie war da, permanent und in nächster Nähe, aber er erlaubte ihr nicht, sich auszubreiten, sich zu entfalten, zu wuchern. Er kultivierte sie auf einem gesonderten Areal und prüfte

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