Mustererkennung
großen, echten Bambushain, der aus einem rechteckigen Bassin von der Größe eines Squashplatzes wächst.
Die Anmeldeprozedur, Abdruck der Blue-Ant-Karte, Unter—schrift, dann wieder aufwärts, noch mal so viele Stockwerke, vielleicht fünfzig insgesamt.
Zu diesem Zimmer, sehr groß, mit mächtigen schwarzen
Möbeln. Der Page demonstriert ihr kurz die verschiedenen Bequemlichkeiten, verbeugt sich dann und verschwindet, ohne ein Trinkgeld zu erwarten.
Sie blinzelt. Ein James-Bond-Set, eher Brosnan als Connery.
Sie betätigt weisungsgemäß die Fernbedienung. Vorhänge
gleiten leise zur Seite und geben den Blick auf eine merkwürdig virtuell wirkende Skyline frei, ein im Dunkel schwebendes chaotisches Gebilde aus elektrifizierten Legosteinen, mit seltsamen Auswüchsen, die man wohl nirgendwo sonst antreffen würde, als ob man eine spezielle Ergänzungspackung benötigte, um das zu Hause nachzubauen. Firmenlogos, die nicht mal sie erkennt: ein seltener Luxus und per se schon fast die Reise wert.
Jetzt erinnert sie sich, daß das bei früheren Besuchen auch so war und außerdem bestimmte Marken hier durch den anderen Kontext auf rätselhafte Weise entschärft werden: Ganze Fluten von Burberry-Karos können ihr nichts anhaben, auch nicht Montblanc, ja nicht einmal Gucci. Vielleicht klappt es ja diesmal sogar mit Prada.
Per Knopfdruck schließt sie die Vorhänge wieder und macht sich ans Auspacken, Aufhängen und Einräumen von CPUs. Als sie damit fertig ist, verrät nichts mehr, daß dieses Zimmer bewohnt ist, außer der schwarzen DDR-Mappe und der
schwarzen iBook-Tasche, die jetzt beide auf der naturfarbenen Riesenfläche des Betts liegen.
Sie studiert die Anleitung für den Internetzugang des Zimmers, nimmt das iBook heraus und geht in Hotmail.
Parkaboy, mit zwei Anhängen.
Sie hat ihm von Damiens Wohnung aus gemailt, daß sie auf dem Weg hierher sei, aber nicht, unter welchen Auspizien.
Parkaboy ist einer der wenigen F:F:Fler, die mit Sicherheit ganz genau wissen, wer Bigend ist und was es mit Blue Ant auf sich hat.
Sie hat ihn und Musashi um Rat gefragt, wie sie es anstellen soll, Taki zu kontaktieren und an die mysteriöse Zahl zu kommen. Das hier wird die Antwort sein.
Der Betreff ist KEIKO. Sie öffnet die Mail.
Wie kommst du mit Tokio klar? Egal, ‘Sash und
ich haben uns für dich die Nächte um die Ohren
geschlagen. Na ja, vor allem ‘Sash, weil der
nämlich den Job hatte, eine Keiko für uns
aufzutreiben. Die allerdings gar keine Keiko
ist, sondern eine Judy …
Cayce öffnet das erste Attachment.
»Parkaboy, du bist unmöglich.«
Ein vielschichtiges Kunstprodukt, Message in der Message, und das Ganze ein maßgeschneiderter Köder für Taki oder jedenfalls für Taki, wie Parkaboy und Musashi ihn sich vorstellen.
Keiko/Judy ist gleichzeitig mädchenhaft und aggressiv—
weiblich; die wohlgeformten und doch schlanken Beine ent—springen aus einem winzigen Schulmädchenschottenröckchen, um dann in Wadenmitte in wulstig zusammengeschobenen,
ungewöhnlich robusten Baumwollkniestrümpfen zu verschwinden. Cayces wo auch immer angesiedeltes Cool-Modul besitzt erwiesenermaßen eine besondere Fähigkeit, die zentralen Parameter sexueller Fetische, die ihr noch nie begegnet sind und auf die sie nicht im geringsten reagiert, als solche zu identifizieren. Sie weiß einfach, diese Big Sox sind so ein Parameter, vermutlich kulturspezifisch. Bestimmt gibt es hier ein Magazin eigens für Japaner, die auf solche Big Sox stehen. Die Strümpfe stecken in Retro-Pseudo-Chucks, aber mit Plateausohlen als Gegengewicht zu den Baumwollwülsten um die Fesseln, was Keiko/Judy von den Knien abwärts etwas von einem Clydesdale-Fohlen gibt.
Keiko/Judy hat Rattenschwänze, riesige dunkle Augen, ein Freesized-Sweatshirt, das ihre Brüste zu einem Mysterium macht, und etwas wild entschlossen Sinnliches in Blick und Gesicht, das Cayce ganz nervös macht. Bigend würde das Ste—reotyp sofort identifizieren: kindliche Unschuld und abgebrühte Anmache, die mit einer jenseits der Wahrnehmungsschwelle liegenden Frequenz alternieren.
Sie geht zurück zu Parkaboys Mail.
Judy Tsuzuki, einsachtundsiebzig und etwa so
japanisch wie du, abgesehen von der DNS. Texas. Siebenundzwanzig. Bardame in diesem Lokal in Musashis Straße. Um Taki ordentlich unter
Strom zu setzen und die libidinösen Tumulte zu
maximieren, haben wir diese lange Judy foto—
grafiert, dann mit Photoshop um mindestens ein
Drittel
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