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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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–interessant.
    Als das psychosomatische Backofenspray zu einem Come—back ansetzt, wird es Zeit für weitere Aktivitäten, bevorzugt zielgerichteter Art, um die Erinnerung abzuschütteln. Sie duscht, zieht sich an, mailt Parkaboy.
     
    Mushi mushi. Ich hoffen ihr habt Judy wieder
    von diesen elastischen Binden befreit. Sie
    gibt eine tolle Keiko ab. Ich werde mir das
    Foto ausdrucken und mit einer handschriftli—
    chen Widmung versehen lassen, und alles weitere ist dann an euch. Habe einen Laptop mit Mobilfunk-Modem, weiß nur noch nicht genau,
    wie das geht. Ich nehme ihn aber heute mit und
    werde es rauskriegen. Ich werde meine Mail
    checken, und hier meine Handynummer, für den
    Fall, daß ihr mich mündlich kontaktieren
    müsst.
     
    Sie guckt ihre Handynummer nach und gibt sie ein.
     
    Jetzt kann ich nur noch warten, daß ihr mich
    mit Taki verkuppelt.
    Sie hat schon zweimal mit Parkaboy telefoniert, und beide Male war es komisch, wie das eben so ist, wenn man das erste Mal mit jemandem spricht, den man im Netz richtig gut kennengelernt, aber noch nie leibhaftig getroffen hat.
    Sie erwägt, die jüngste Mail ihrer Mutter zu öffnen, befindet dann aber, daß das jetzt zuviel sein könnte, nach diesem Wachtraum. Es ist ihr oft zuviel.
    Unten im Business-Center druckt ihr ein makellos gutausse—hendes Mädchen, das eine Art Miyake-Version einer Office-Lady-Uniform trägt, das Keiko-Foto auf einem steifen Blatt Hochglanzpapier aus.
    Das Foto ist Cayce peinlich, aber die hübsche Office-Lady zeigt keinerlei Reaktion. Dergestalt ermutigt, läßt Cayce sich auch noch Darryls Kanji-Text ausdrucken, verlangt einen dicken schwarzen Filzstift und bittet das Mädchen, ihr die Widmung auf das Foto zu übertragen.
    »Das brauchen wir für Dreharbeiten«, lügt sie. Unnötiger—weise, denn das Mädchen liest seelenruhig, was immer da steht, taxiert gelassen den auf dem Foto verfügbaren Platz und ver-sieht ihn mit einer sehr lebendig wirkenden Version des Texts, einschließlich Ausrufezeichen. Dann hält sie inne, den Filzstift noch in Bereitschaft.
    »Ja?« fragt Cayce.
    »Verzeihung, aber wäre nicht gut mit Happy Face?«
    »Bitte.«
    Das Mädchen fügt rasch ein Happy Face hinzu, schließt den Stift, reicht Cayce das Foto mit beiden Händen und verneigt sich.
    »Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.« Erneute Verneigung.
    Als sie den Bambushain in der unendlich hohen Lobby passiert, sieht sie ihr Haar in einer Spiegelwand.
    Und ruft per Kurzwahlfunktion Jennifer Brossard an.
    »Hier Cayce. Ich muß mir die Haare schneiden lassen.«
    »Wann?«
    »Jetzt.«
    »Haben Sie was zum Schreiben?«
    Zwanzig Minuten später, in Shibuya, in einem schummrigen Raum im fünfzehnten Stock eines zylindrischen Hochhauses, das vage Ähnlichkeit mit einem Teil von einer Wurlitzer—Jukebox hat, überläßt sie sich einer Massage mit heißen Steinen, die sie nicht verlangt hat. Keine der Frauen hier spricht englisch, aber sie hat beschlossen, das Programm, worin es auch immer bestehen mag, über sich ergehen zu lassen und darauf zu vertrauen, daß ihr irgendwann auch die Haare geschnitten werden.
    Und das tut sie dann auch, in allem fremdländischen Luxus, fast vier Stunden lang, obwohl sich herausstellt, daß das Programm neben einer Seetangpackung, einer Tiefengesichtsreini-gung, vielfältigem Rupfen und Zupfen, Maniküre und Pediküre auch noch die Wachs-Enthaarung der Unterschenkel und – was sie gerade noch abwenden kann – der Bikinizone umfasst.
    Als sie mit der Blue-Ant-Karte zahlen will, wird diese ki—chernd beiseite gewedelt. Sie versucht es noch mal, und eine der Frauen zeigt auf das Blue-Ant-Logo auf der Karte. Entweder, befindet sie, hat Blue Ant hier ein Kundenkonto, oder aber dieser Laden richtet die Blue-Ant-Models her und das hier ist ein kleiner Gratis-Service.
    Als sie wieder in die Sonne von Shibuya hinaustritt, fühlt sie sich gleichzeitig leichter und weniger intelligent, so als hätte sie mit dem ganzen Zellschrott auch die eine oder andere Gehirn-zelle in dem Salon zurückgelassen. Sie trägt jetzt mehr Make-up, als sie sonst in einem ganzen Monat auflegen würde, aber es wurde von zenmäßig gelassenen Profi-Kosmetikerinnen aufge—tragen, die sich dabei im sanften Takt eines japanischen Enya-
    Äquivalents wiegten.
    Beim ersten Spiegel, in dem sie sich sieht, bleibt sie verblüfft stehen. Ihr Haar, muß sie zugeben, ist wirklich nicht übel, eine paradoxe Kombination aus glänzend-glatt und zerzaust. Anime-Haar

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