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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Meter lang und einen Meter breit. Gene nahm seine Taschenlampe und leuchtete in das Versteck. Die Grube war knapp zwei Meter tief. Zwei aufeinandergestapelte Kisten lagerten darin.
    » Siehst du, ich habe mich nicht getäuscht«, triumphierte Terence.
    » Hitachi Industries Power Tools«, las Gene vom Etikett einer Kiste ab.
    » Was ist das?«, fragte Terence.
    » Das ist Werkzeug«, erklärte Gene. » Ein Abbruchhammer.«
    » Und wozu braucht man das?«
    » Zum Aufreißen von Straßen oder zum Abreißen von Gebäuden.«
    » Ich wusste gar nicht, dass Hastings ins Baugeschäft eingestiegen ist«, murmelte Terence.
    Gene öffnete mit seinem Messer den Deckel der hölzernen Kiste. Tatsächlich befand sich ein neuwertig verpackter Abbruchhammer samt Zubehör darin. Nachdem er die Kiste und den Inhalt untersucht hatte, ließ er sich zu Boden sinken und schüttelte verständnislos den Kopf. » Da ist tatsächlich nur das Werkzeug drin.«
    » Ich verstehe das nicht«, überlegte Terence laut. » Warum versteckt Hastings Werkzeug? Ist es gestohlen?«
    » Wenn er tatsächlich so reich ist, wie du sagst, dann hat er das nicht nötig«, antwortete Gene. » Aber du hast Recht. Warum in aller Welt versteckt er das Werkzeug in dieser Grube?«
    Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
    Die Fahndung nach Anjo lief auf vollen Touren. Doch egal wen sie fragten, niemand kannte den Mann, der auf dem Phantombild abgebildet war und der sich selbstherrlich Engel nannte.
    Die kleine heruntergekommene Spelunke in der Nähe von Campo Grandé lag im fahlen Schein der wenigen Laternen, die im Zentrum der Altstadt ihr schummriges Licht verbreiteten. Abseits der großen und breiten Straßen, in dem Gewirr aus engen und verwinkelten Gassen herrschten nachts die Gewalt und das Verbrechen. Die Mafia hatte hier längst das Sagen und hinterließ einen Sumpf aus Drogenhandel, Prostitution und Mord. Die Verbrechensrate, die im gesamten Land ohnehin schon sehr hoch lag, wurde in diesem heruntergekommenen Stadtteil sogar noch übertroffen. Zagallo wusste, worauf er sich eingelassen hatte, als er mit Falcáo die schummrige Bar betrat, in der ein dicker, schwitzender Wirt selbstgebrannten Cachaça und schales Bier ausschenkte. In der Bar wimmelte es von leicht bekleideten Damen und lichtscheuen Gestalten, die sich in die Ecke drückten und jeden ungebetenen Besucher mit argwöhnischen Augen musterten. Zagallo bahnte sich einen Weg durch die Menge, die einer Band lauschte, welche sich auf einer behelfsmäßigen Bühne mit Akkordeon, Gitarre und Bass an einem Stück Música gaúcha versuchte. Falcáo hatte sich von seinem Chef getrennt und strebte auf den Hintereingang zu, wo er sich locker gegen die Wand lehnte und mit wachen Augen die Menschen um ihn herum beobachtete.
    Zagallo hatte keine Angst, denn er war in diesem Stadtviertel einmal zu Hause gewesen und kannte die Spielregeln. Jeder hier wusste, dass er ein Bulle war, ein verhasster cana, der noch dazu keinen Respekt vor den lokalen Größen der verbrecherischen Organisationen hatte. Als sich Zagallo nun seinen Weg bis zum Tresen bahnte, wagte es niemand, sich ihm in den Weg zu stellen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, sich nicht mit einem Polizisten einzulassen, denn hier war niemand an Problemen mit der Justiz interessiert. Sie beeinträchtigten nur die Geschäfte und zogen unzählige Razzien nach sich.
    Porceá hatte Zagallo den Tipp gegeben, dass es in der Altstadt jemanden gab, der sich in den zwielichtigen Kreisen damit brüstete, zu wissen, wer für die Morde in den Blumenfeldern der Baia de Vincentinho verantwortlich war. Und genau aus diesem Grund statteten Zagallo und Falcáo der Bar einen Besuch ab. Sie würden sich den Kerl schnappen und ausquetschen, denn Porceá hatte einige Details über die Leichenfunde auf den Blumenfeldern gekannt, die nur ein Insider wissen konnte. Und dieser Insider stand nun keine zehn Meter entfernt mit dem Rücken zu Zagallo und hielt eine hübsche, kaffeebraune bagulho in seinen Armen. Der mausgesichtige Mann, der sich Craigo nannte und aus Santo António stammte, trieb sich schon seit ein paar Monaten in der Stadt herum. Die Streifenpolizisten kannten ihn, doch meistens – so hatten die Kollegen Zagallo berichtet – machte er sich aus dem Staub, wenn sich Schwierigkeiten ergaben. Zagallo war gespannt, wie er heute reagieren würde.
    Eine Gruppe junger Männer lungerte in Craigos Nähe herum. Nur widerwillig machten sie Platz, als Zagallo an ihnen vorbei wollte.

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