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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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Gene nachdenklich.
    Cuiabá, Bundesstaat Mato Grosso
    » Das ist Mama Aquela«, stellte Falcáo die verhärmte und schüchterne Frau vor, die er in das Vernehmungszimmer der Polizeidirektion schob. Die Frau trug ein altes, abgewetztes geblümtes Kleid. Ihre grauen Haare waren hochgesteckt, und ihre braune Haut wirkte ungesund und zerfurcht.
    » Hallo Mama Aquela«, grüßte Zagallo und streckte ihr die Hand entgegen. » Nehmen Sie Platz, darf ich Ihnen etwas anbieten, Kaffee, Wasser, Limonade?«
    Die Frau schaute sich unsicher um. Ihr ausgemergelter Körper sprach dafür, dass die Frau aus ärmlichen Verhältnissen stammte und wohl nicht regelmäßig etwas zu essen bekam.
    Zagallo warf Falcáo einen Blick zu; dieser nickte und verließ den Vernehmungsraum.
    Zagallo beugte sich über den Schreibtisch.
    » Es ist schlimm, was mit Gabriel passiert ist«, eröffnete er den Dialog.
    Die Frau blickte betreten zu Boden. » Gabriel«, wiederholte sie. » Er hat niemandem etwas getan.«
    » Seit wann ist er verschwunden?«, fragte Zagallo.
    » Mein armer Junge, er hatte nichts Schönes auf der Welt, er war krank. Schon als kleiner Junge war er fast immer krank.«
    » Welche Krankheit hatte er denn?«
    Die Frau atmete tief ein. » Er hatte böses Blut und war immer nur zu Hause. Wenn die anderen Kinder spielten, dann lag er auf seinem Bett. Aber er hat gemalt, er war immer still, mein armer Gabriel.«
    » War er in Behandlung?«
    Die Frau schüttelte den Kopf und wischte sich eine Träne aus den Augen. » Wir haben kein Geld, und der Arzt kostet zu viel.«
    » Wann und wie verschwand Ihr Junge?«, versuchte Zagallo die Frau wieder zurück zu seiner Frage zu bringen.
    Die Frau griff in die Tasche ihres Kleides und zog ein Tuch hervor, mit dem sie sich über die Augen wischte.
    » Ihm ging es sehr schlecht«, berichtete sie, nachdem sie tief eingeatmet hatte. » Das war vor sechs Wochen, da kam ein Mann zu uns. Er sagte, er könne Gabriel helfen. Er wäre Arzt. Ich sagte, dass ich nicht bezahlen könne, doch der Mann winkte ab und sagte, er helfe, weil er helfen wolle und nicht wegen des Geldes.«
    » Kennen Sie den Mann?«
    » Ich habe ihn nie zuvor gesehen«, antwortete sie. » Er kam dreimal. Beim dritten Mal hat er meinen Gabriel mitgenommen. Er hat gesagt, dass Gabriel gesund würde und dass es ein paar Monate dauern kann. Aber wenn er wiederkommt, dann wäre er geheilt.«
    » Wie sah der Mann aus, nannte er einen Namen?«
    Die Frau räusperte sich. » Er nannte sich Anjo, und er kam uns auch so vor, wie ein Engel. Er hat meinen Gabriel mitgenommen, und ich habe ihn nie wieder gesehen. Jetzt ist er tot.«
    Sie weinte. Falcáo betrat das Zimmer mit einer dampfenden Tasse in der Hand und stellte sie vor die Frau.
    » Dieser Anjo«, fragte Zagallo. » Stammte er aus der Stadt?«
    Die Frau zuckte mit der Schulter.
    » Kannst du ihn beschreiben?«, mischte sich Falcáo ein.
    Sie nickte und schnäuzte sich.
    » Kannst du ihn so gut beschreiben, dass wir einen Zeichner holen können?«, hakte Falcáo noch einmal eindringlich nach.
    » Ich vergesse das Gesicht nie mehr«, antwortete die Frau.
    Falcáo warf seinem Chef einen fragenden Blick zu.
    Zagallo fuhr sich über die Stirn. » Lass einen Zeichner kommen!«, entschied er.
    Falcáo verschwand, und Zagallo wandte sich wieder der Frau zu. Doch viel mehr, als er bisher erfahren hatte, war nicht aus ihr herauszuholen. Sie wusste weder, ob der Mann einen Wagen fuhr, noch wohin er gegangen war und woher er stammte. Zagallo wartete, bis sein Kollege mit dem Polizeizeichner zurückkam. Er hoffte, dass das Bild gut genug werden würde, um den Mann, der sich selbst Engel nannte, zu identifizieren.

28
    Acampamento dos infectados nahe Urucará, Amazonasgebiet
    Anne Arlette saß am langen Tisch im Aufenthaltsraum des Labors und trank eine eisgekühlte Cola, die sie sich zuvor aus dem Kühlschrank der gegenüberliegenden kleinen Küchenzeile geholt hatte. Nach dem ersten Schluck amtete sie erst einmal aus und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Im Raum herrschten angenehme zwanzig Grad, die von der Klimaanlage erzeugt wurden.
    » Das muss man den Amis lassen«, sagte sie. » Die lassen sich nicht lumpen. Selbst hier ist die Unterbringung first class.«
    Professor Sander saß ihr gegenüber und blickte sich verstohlen um. » Die Blutausstriche von Schwester Violante sind bemerkenswert. Das Vollblut weist nur noch einen geringen virulenten Anteil auf. Ich glaube tatsächlich, dass

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