Mutiert
sprechen«, wandte Craigo ein. » Sie halten mich zu Unrecht hier fest.«
Zagallo blies den Rauch zur Decke. » Glaube mir, ich habe gute Gründe, dich hier festzuhalten. Und wenn du weiterhin schweigst, dann lasse ich dich in das tiefste Loch werfen, das wir haben. Und, wer weiß, vielleicht vergesse ich sogar, das du hier bei uns bist. Das wäre nicht das erste Mal.«
Craigo schüttelte den Kopf. » Ich weiß nichts über die Blumenfelder der Baia de Vincentinho.«
» Und warum hast du darüber Geschichten erzählt?«
» Ich … ich habe nur erzählt, was ich irgendwo gehört habe«, stammelte der junge Mann.
Falcáo schlug mit der Faust auf den Tisch, so dass Craigo zusammenzuckte. » Du glaubst wohl, du kannst uns verarschen!«, herrschte er den Festgenommenen an. » Wir haben ausreichend Beweise, um dir die Mittäterschaft an den Morden auf den Blumenfeldern beweisen zu können. Wenn du nicht endlich dein Maul aufmachst, dann werde ich dafür sorgen, dass du bis ans Ende deiner Tage in einer Zelle schmorst. Hast du mich verstanden?«
Craigos Augen flogen zwischen Falcáo und Zagallo hin und her.
» Er hat Recht«, bestätigte Zagallo seinen Kollegen. » Es kommt ganz darauf an, wie du dich verhältst. Du kannst schweigen, dann wanderst du ins Loch, oder du kannst uns behilflich sein. Wir sind nicht hinter dir her.«
Craigo überlegte einen kurzen Augenblick. Schließlich sank er auf dem Stuhl zusammen. » Was wollen Sie wissen?«
» Anjo«, sagte Zagallo. » Wo finden wir ihn?«
Craigo rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. » Ich bin ihm ein paar Mal begegnet, aber ich habe keine Ahnung, wo er zu finden ist.«
» Dann erzähle uns, was du weißt«, forderte ihn Falcáo zum Sprechen auf. » Wenn du lügst, dann …«
Craigo hob anwehrend die Hände. » Schon gut, ich sage alles, auch wenn es nicht viel ist, was ich weiß.«
30
Drongen nahe Gent, Belgien
Sie hatten sich in der kleinen Gartenkolonie nahe des Bahnhofs getroffen, um den lauen Sommerabend gemeinsam ausklingen zu lassen. Drei Familien, die sich schon seit Jahren kannten und deren Gartengrundstücke aneinandergrenzten. Auf der Wiese gegenüber der Kolonie spielten die Jungs Fußball, während die Mädchen zusammensaßen, die Jungs beobachteten und miteinander tuschelten. Auf dem Grundstück der van Dahls qualmten drei Grills, auf denen Steaks und Würstchen schmorten und die langsam den angenehmen Duft von gebratenem Fleisch verbreiteten. Ausgelassen saßen die Männer und Frauen auf ihren Bänken, tranken, rauchten und erzählten sich allerlei Neuigkeiten und Gerüchte, die in der Stadt kursierten.
Die Jungs sahen den alten Mann zuerst, der den schmalen Pfad entlangtaumelte, sich mit beiden Händen an den Hals fasste und unverständliche Worte ausstieß. Auch das Kichern der Mädchen erstarb beim Anblick des grauhaarigen Mannes, der an ihnen vorüberstolperte und durch die Gartentür das Grundstück der van Dahls betrat.
Der spitze Schrei einer Frau zerriss die Idylle, und die Männer sprangen von ihrer Bank auf, die daraufhin zu Boden stürzte.
» Was ist denn mit dem los?«, fragte einer der Männer, als der Grauhaarige stehen blieb, die Augen verdrehte und mit einem gurgelnden Laut zu Boden fiel, wo er regungslos liegen blieb.
» Schnell, ruft den Rettungsdienst!«, rief ein anderer und umrundete den Tisch. Seine Frau hielt ihn an der Schulter fest.
» Warte, wir kennen den doch gar nicht«, schrie sie ihm zu. » Das ist bestimmt ein Landstreicher. Wer weiß, was der für eine Krankheit hat?«
» Bestimmt ist sie ansteckend«, fügte eine andere Frau hinzu.
Der Mann blieb stehen.
» Siv hat Recht«, mischte sich van Dahl ein. » Erst gestern stand ein Artikel in der Zeitung, dass ein unbekannter Virus im Land kursiert.«
» Aber wir können ihn doch nicht …«
» Ich habe den Rettungsdienst gerufen«, unterbrach Frau van Dahl und hielt demonstrativ ihr Handy in die Höhe.
» Bleibt weg!«, forderte eine Frau ihre Kinder auf, die sich dem Zaun näherten.
» Dieser Virus, der von einem Studenten aus Brasilien eingeschleppt worden ist, hat schon über zehn Menschen getötet«, sagte Siv.
Der grauhaarige Mann rührte sich nicht mehr. Als genau 17 Minuten später zwei Rettungssanitäter eintrafen, war der Mann bereits tot.
Nachdem der Notarzt den Verstorbenen untersucht hatte, richtete er sich auf und schüttelte den Kopf.
» Er ist erstickt«, sagte er. » Er hat offenbar etwas verschluckt.«
Inzwischen waren
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