Mutiert
locker darauf nieder.
» Tarston wohnt nebenan«, kam es zurück.
» Oh, ein Intelligenzbolzen. Da wäre ich alleine nie drauf gekommen. Wann hast du ihn das letzte Mal gesehen?«
» Ich interessiere mich nicht für ihn.«
» Bewährungshilfe, soso«, antwortete Gene gelassen. » Wir können uns auch auf dem Revier weiter unterhalten.«
» Ich habe nichts mit ihm zu schaffen. Er ist schon seit drei Wochen nicht mehr hier gewesen.«
» Er hatte einen Freund, so einen dunkelhaarigen Collegeboy, du erinnerst dich bestimmt an ihn. Er passt eher nach Miami Beach als in diese Gegend.«
» Was ist mit ihm?«
» War er bei ihm, als du ihn das letzte Mal gesehen hast?«
» Ich habe keine Ahnung«, entgegnete Jake und setzte sich im Schneidersitz auf den Boden.
» Du trainierst?«
» Sieht man doch.«
» Bist du gut?«
» Gut wofür?«
» Sagen wir, im Ring. Wie viele Runden hältst du durch?«
» Ich bin zufrieden.«
» Dann sorge dafür, dass es so bleibt. Sonst boxt du neuerdings wieder für das Big Pine Team.«
» Mann, warum könnt ihr Bullen einen nicht einfach in Ruhe lassen. Ich habe weder mit Tarston noch mit dem Collegeboy was am Hut. Er wohnt nebenan, das ist alles.«
» Ich weiß, dass ihr zusammen früher durch die Vorstadt gezogen seid.«
» Mann, das ist ein ganzes Leben her. Tarston war in der letzten Zeit nur noch abgedreht.«
Gene horchte auf. » Hatte er ein Ding am Laufen?«
Jake lachte laut. » Er hatte immer Dinger am Laufen, aber nichts klappte. Er ist ein typischer Loser. Aber frag nicht mich, Bulle. Frag seinen Bruder.«
» Er hat einen Bruder?«
» Ja, Mann«, antwortete Jake gedehnt. » Schaut ihr eigentlich nie in eure Bullencomputer, wenn ihr nach jemandem sucht? Sein Bruder war in letzter Zeit ein paar Mal hier. Ist so ein glatzköpfiger White-Army-Typ mit einer Kriegsbemalung an den Armen, dass man meinen könnte, von hier bis hinauf nach Norland gäbe es keine Farbe mehr.«
» Wo finde ich den Bruder?«
Jake schüttelte den Kopf. » Muss ich euch Bullen alles sagen, Mann? Er war Armypilot und wohnt in der Nähe vom Opa-Locka-Flughafen. Tarston erzählte mal etwas von einer Fluggesellschaft. Er wollte selbst den Pilotenschein machen. Aber das ist schon eine ganze Weile her. War bestimmt wieder so ’ne Geschichte von ihm.«
Gene erhob sich. » Eine letzte Frage noch«, sagte er. » Hat er einen Wagen?«
Jake nickte. » Einen roten BMW . Ein uraltes Ding. Hatte ihm seine letzten Dollars gekostet und ist ständig kaputt. Er hat eben kein Glück, nicht einmal beim Autokauf.«
Gene nickte wortlos und verließ die Wohnung. Einen Augenblick blieb er vor Jean Tarstons abgenutzter Tür stehen. Er drückte gegen den Türknauf, aber die Wohnung war verschlossen. Er würde später noch einmal wiederkommen.
Hospital Santa Catarina in São Sebastião do Uatumã, Amazonasgebiet
Lila Faro hatte den Cabo untersucht.
» Wie geht es der Frau?«, fragte der Offizier, während er sich wieder ankleidete und seinen Waffengurt umschnallte.
Die Ärztin zuckte die Schultern. » Sie liegt auf der Isolierstation. Meine Kollegen kümmern sich um sie.«
» Und mit mir ist alles in Ordnung?«
» Ich hoffe es«, antwortete Lila und verpackte die beiden Blutproben, die sie dem Cabo entnommen hatte. » Wenn es sich tatsächlich um einen Schlangebiss handelte, dann haben Sie auch nichts zu befürchten.«
» Glauben Sie, es steckt etwas anderes dahinter?«
Lila legte die Blutproben zur Seite und blickte den Cabo ernst an. » Vergessen Sie nicht, wir sind hier mitten im Dschungel, und um uns herum ist noch immer unentdecktes Land. Hier draußen kann man sich alles Mögliche einfangen, und ich will nur vorsichtig sein. Keinem nutzt es, wenn man hinterher als Arzt selbst auf der Krankenstation liegt. Auch wir haben unsere Vorschriften. Und wenn jemand zu uns gebracht wird, von dem wir das Krankheitsbild nicht kennen, dann müssen wir eben diese Vorschriften beachten. Sie schützen den Patienten und sie schützen uns selbst. Sie haben doch Handschuhe verwendet, als Sie sich um die Frau kümmerten?«
Der Cabo nickte. » Ich bin ausgebildeter Sanitäter und auf unserem Boot der Einzige, der sich in medizinischen Dingen auskennt. Meine Kameraden müssen sich ebenfalls auf mich verlassen können.«
» Sehen Sie, das ist genau das, was ich meine.«
» Ich bin mir natürlich nicht hundertprozentig sicher, dass es ein Schlangenbiss war. Ich habe keine charakteristische Bissstelle finden können, obwohl
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