Mutiert
bemessen«, antwortete Joanna Kim.
» Zweitausend sofort und weitere zehntausend bis Anfang nächster Woche. Ich habe mit dem Produktionsleiter gesprochen. Die Umstellung der Maschinen braucht Zeit.«
Joanna Kim schüttelte den Kopf. » Es muss schneller gehen. Ich kenne den Leiter der Forschungsabteilung. Ich werde mich selbst darum kümmern.«
Doktor Hill rümpfte die Nase und schaute Joanna beleidigt an. » Ich habe alles versucht.«
» Schon gut, Doktor Hill«, antwortete Joanna Kim und klopfte dem Mann auf die Schulter. » Sie und Ihr Team haben hervorragende Arbeit geleistet. Wir halten endlich ein wirksames Medikament in der Hand, das weitaus effektiver ist als alles, was wir bislang besaßen. Es war wirklich ein Kraftakt, den Sie mit Ihrer Abteilung in der kurzen Zeit vollbracht haben. Nun wollen wir diesen Erfolg nicht noch gefährden, weil irgendwelche Maschinen neu justiert werden müssen. Einer meiner Professoren an der Universität arbeitet bei der MedCom in leitender Stellung. Warum sollten wir diesen Kontakt nicht nutzen? Es schmälert in keinster Weise Ihre Verdienste, Doktor Hill. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte«, verabschiedete sich Joanna Kim und ging in ihr Büro. Sie schlug die Tür zu und setzte sich an den Schreibtisch.
» Karrieresüchtiger Idiot«, raunte sie, bevor sie zum Telefonhörer griff.
50
Norman Lane, Port Saint Lucie, Florida
Die kleinen Einfamilienhäuser mit ihrem weißen Anstrich sowie die gepflegten, aber leblosen Vorgärten und die sandsteinfarbenen Zugangswege zu den Haustüren beherrschten den Straßenzug der Norman Lane. Rechts wie links der breiten Straße herrschte diese bedrückende Gleichförmigkeit eines Reisbrettviertels. Typisch für den amerikanischen Mittelstand. Eine Wohnungsbaugesellschaft hatte die mit alten Hütten und baufälligen Häusern bebauten Grundstücke vor Jahren aufgekauft, der Abrissbirne und den Baggern waren nicht einmal die kleinsten Büsche entkommen. Ein Teil der Häuser stand noch immer leer, was an den Schildern auf den Grundstücken zu erkennen war, die für einen familienfreundlichen und ruhigen Wohnraum warben.
» Hier möchte ich noch nicht einmal begraben sein«, nuschelte Diana Cross, als Ryan den Dienstwagen vor dem Haus Nummer 115 am Straßenrand parkte.
» Das ist die Zukunft«, antwortete Ryan. » Wenn hier erst einmal wieder Bäume wachsen und Kinder herumspringen, dann kehrt auch wieder das Leben zurück. Stell dir vor, Barbecue mit deinen Nachbarn im Sonnenuntergang, herrlich, oder?«
» Mein Nachbar ist ein fettes, versoffenes Arschloch, das hin und wieder seine Frau verprügelt«, entgegnete Diana. » Das nächste Mal sorge ich dafür, dass er in den Knast wandert.«
Dan Tomasi war ein kleiner, zierlicher und unscheinbarer Kerl mit einer Brille, deren Gläser wohl aus Glasbausteinen geschliffen waren. Er öffnete, noch bevor Ryan und seine Kollegin die Eingangstür erreicht hatten. Seine Augen flogen nervös hin und her, so als befürchte er, beobachtet zu werden. Er fragte kurz, ob Ryan und Diana Cross die angekündigten Polizisten aus Miami seien, und schob sie förmlich in sein Haus. Als er die Tür schloss, schaute er noch einmal sichernd hinaus.
» Ich sagte Ihnen doch, dass Sie Ihren Wagen nicht vor meinem Haus parken sollen«, rügte er die beiden Beamten. Tomasi war auffallend ängstlich und nervös.
» Haben Sie Angst?«, fragte Ryan. » Werden Sie bedroht?«
Tomasi schüttelte den Kopf und eilte durch den Flur. » Man muss vorsichtig sein!«
Er bat seine Besucher in das dunkle Wohnzimmer, in dem trotz hellem Sonnenschein die Jalousien zugezogen waren.
Ryan und Cross schauten sich ungläubig an.
» Nehmen Sie Platz«, forderte Dan Tomasi die beiden Polizisten auf.
Ryan ließ sich in einen Sessel fallen und öffnete den Knopf seiner Jacke.
» Mister Tomasi, Sie wissen, weswegen wir hier sind«, eröffnete er die Befragung. » Im letzten Jahr erstatteten Sie Anzeige gegen das Sicherheitsunternehmen Westpark, die Sie kurz darauf wieder zurückgezogen haben. Was ist passiert?«
Tomasi beugte sich verschwörerisch vor. » Die sind überall«, flüsterte er. » Diese elenden Schweine.«
Ryan runzelte die Stirn. Er ermittelte in einem Mordfall, und sein Zeuge hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. » Erzählen Sie mir, was passiert ist«, forderte er Tomasi zum Reden auf.
Tomasi erhob sich und ging an das Fenster. Er warf einen langen und suchenden Blick nach draußen. Schließlich wandte er sich
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